Newsletter-Anmeldung
Verpassen Sie nichts!
Wir versorgen Sie regelmäßig mit den wichtigsten Neuigkeiten, Artikeln, Themen, Projekten und Ideen für EINEWELT ohne Hunger.
Newsletter-Anmeldung
Verpassen Sie nichts!
Wir versorgen Sie regelmäßig mit den wichtigsten Neuigkeiten, Artikeln, Themen, Projekten und Ideen für EINEWELT ohne Hunger.
Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung.
Trotz des zunehmenden Einsatzes digitaler Instrumente im Agrar- und Ernährungssektor, ist das große Potential technischer Lösungen für klimaintelligentes Landwirtschaften noch nicht vollständig erfasst. Die internationale ICTforAg Konferenz im März 2022 bringt die digitale Landwirtschafts-Community zusammen, um die Herausforderungen und Chancen der nächsten Grünen Revolution zu diskutieren.
Heutzutage verfügt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung über einen Internetzugang. Über 90 Prozent nutzen Mobiltelefone, um sich digital zu vernetzen. Die digitale Integration hat im letzten Jahrzehnt aufgrund der breiten Verfügbarkeit von Mobiltelefonen und des fast überall gegebenen Zugangs zum mobilen Internet einen entscheidenden Wandel erfahren. Die Nutzung digitaler Technologien gewinnt in allen Wirtschaftszweigen immer mehr an Bedeutung, so beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Finanzen, Bildung, Infrastruktur, E-Commerce und Einzelhandel.
Auch im Agrarsektor hat der Einsatz digitaler Technologien in verschiedenen Bereichen zugenommen. So werden beispielsweise Drohnen und GPS-Kartierung erfolgreich in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese können kundenspezifische Empfehlungen für den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden liefern. Darüber hinaus ermöglichen Fernsensoren die Überprüfung von Ernteversicherungsansprüchen, digitale Plattformen stellen direkte Marktverbindungen zwischen Landwirten und Verbrauchern her und bieten digitale Finanzdienstleistungen für Landwirte. Mithilfe dieser Lösungen können einige der vordringlichsten Probleme im Agrarsektor angegangen werden, wie zum Beispiel die niedrige Produktivität und die geringen Erträge, die Anfälligkeit für den Klimawandel, der fehlende Zugang zu Krediten und die unzureichende Marktanbindung.
Doch trotz dieser technologischen Entwicklungen im Agrarsektor werden digitale Lösungen von marginalisierten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nach wie vor kaum genutzt. Einem kürzlich erschienenen Bericht der GSMA (Global System for Mobile Communications Association) zufolge, der sich auf aktuelle Trends stützt, werden im Jahr 2025 immer noch 40 Prozent der Bevölkerungsgruppen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ohne Internetanschluss sein. Die größte Hürde für die Einführung digitaler Technologien, vor allem für Frauen und Jugendliche, ist die digitale Kompetenz, obwohl das mobile Internet inzwischen einer größeren Zahl von Menschen bekannt ist. Der Eröffnungsvortrag von Max Cuvellier (Head of Mobile for Development bei GSMA) veranschaulichte die trotz erheblicher Fortschritte in den letzten Jahren nach wie vor bestehenden Herausforderungen im Hinblick auf den Zugang zu mobilen Endgeräten.
Auf der virtuellen Konferenz vom 9. bis 10. März 2022 diskutierten mehr als 3.700 registrierte Teilnehmer:innen aus über 102 Ländern nicht nur über die Herausforderungen, mit denen die digitale Landwirtschaft konfrontiert ist, sie stellten auch inspirierende Lösungen vor. Die Teilnehmenden kamen aus den verschiedensten Sparten, von der Privatwirtschaft bis zum öffentlichen Bereich, von der Wissenschaft bis zu staatlichen Einrichtungen und Vertretungen von Landwirten, mit einem hohen Anteil an jungen, weiblichen, afrikanischen und asiatischen Gästen.
Die Teilnehmenden stimmten darin überein, dass die zunehmende Entwicklung digitaler Technologien – von mobilfunkbasierten bis hin zu Satellitendaten, vom Internet der Dinge (IoT) bis hin zu künstlicher Intelligenz (KI) – Möglichkeiten bietet, die es so bisher nicht gab. Damit diese Technologie die digitale Kluft nicht noch weiter vergrößert, muss das Hauptaugenmerk aller Interessengruppen des Ökosystems darauf liegen, die mit der Einführung und Nutzung digitaler Agrarlösungen verbundenen Schwierigkeiten zu verstehen und in Angriff zu nehmen. Unterstützt durch den GIZ „Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ (i4Ag), hat das AgriPath Konsortium eigens zu diesem Thema eine Schulungsveranstaltung organisiert. Das Forschungsprojekt unterstützt Landwirte und Beratungseinrichtungen durch speziell auf sie zugeschnittene digitale Lösungen für nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken. Interessanterweise liegt der Schwerpunkt nicht allein auf der technischen Lösung, sondern auch auf der menschenzentrierten Gestaltung und der Änderung von Verhaltensweisen, um die Entscheidungsfindung in den Haushalten sowie die Normen in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter besser zu verstehen und Frauen bei der Anpassung digitaler Lösungen zu unterstützen.
Auch das Thema Daten wurde auf der Konferenz ausführlich behandelt. Die Datenanalyse setzt sich branchenübergreifend immer mehr durch und ist zum entscheidenden Faktor für die Verbesserung von Geschäftsabläufen und Entscheidungsprozessen geworden. Unzählige Formen der Datennutzung bieten Unternehmen die Möglichkeit, die Bedürfnisse ihrer Kunden zu verstehen und zu prognostizieren, Einblicke in neue Regionen und Kundensegmente zu gewinnen, Ressourcen zu optimieren und bessere Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch für die Landwirtschaft, wenn es darum geht, sich die Methoden der Datenanalyse zunutze zu machen. In der Branche werden zunehmend digitale Lösungen wie Präzisionslandwirtschaft, Blockchain-Technologie und IoT eingesetzt, um die unterschiedlichen Aktivitäten entlang der Lieferkette zu erfassen, zu vereinfachen, zu analysieren und bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Diese Lösungen sind der Schlüssel zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität, zur Abschwächung des Klimawandels, zur Steigerung der Effizienz bei der Ressourcennutzung und zur Harmonisierung von Angebot und Nachfrage in der Landwirtschaft.
Doch es gibt nach wie vor Probleme beim Thema Datenschutz und Eigentumsrechte – vor allem bei Kleinbauern.
Es müssen dringend Strukturen oder Prozesse für die Datenverwaltung und -verantwortung entwickelt werden, die die Bedürfnisse der Landwirte in den Mittelpunkt stellen.
Gemeinsam mit dem Unternehmen Dalberg Data Insights hat der i4Ag Fonds unlängst eine Studie zur Datensouveränität von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern veröffentlicht, welche während einer interaktiven Gesprächsrunde auf der Konferenz vorgestellt wurde. Strategien für Governance und Integration werden auch die Anpassung innovativer und „landwirtefreundlicher“ Lösungen für die Datenanalyse im Agrarsektor voranbringen. Ein Beispiel solch verbesserter Analysen ist das „Croppie” Projekt. Ebenfalls unterstütz von i4Ag, ermöglicht „Croppie” Farmern mithilfe von KI, Smartphone Bildern und gamification (wörtlich: Gamifizierung) Zugang zu akkurateren Erntevorhersagen. So haben genauere Kalkulationen das Potential, die Erträge von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu steigern und tragen damit auch zur Sicherung ihrer Existenzgrundlage bei. Dadurch würden sich die Lebensbedingungen verbessern und die Einkommen der Kleinbauern würden steigen. Gleichzeitig werden auch Anbieter von Dienstleistungen und andere Interessengruppen des Agrarsektors von einem fairen und wettbewerbsfähigen Markt profitieren.
Ein weiteres hochaktuelles und wichtiges Thema, das auf der Konferenz behandelt wurde, war der Klimawandel. Weltweit gibt es mittlerweile viele Agrartechnologien („Agtechs“), die auf die drei Säulen einer klimafreundlichen Landwirtschaft ausgerichtet sind: Mehr Produktivität und Einkommen, höhere Belastbarkeit und weniger Emissionen. Die technischen Innovationen der Agrartechnologien haben das Potenzial, hochwirksam, skalierbar und nachhaltig zu sein, um den Kleinbauern dabei zu helfen, klimaresistenter zu werden. Durch die Verbesserung des Informationsflusses könnten diese Maßnahmen die Landwirte zudem dabei unterstützen, sich auf Klima- und Preisschwankungen vorzubereiten.
Der abschließende Podiumsbeitrag gab einen Ausblick auf „Agriculture 4.0“, sprich die nächste (digitale) Revolution im Agrarsektor. Zusammenfassend lässt sich für Agriculture 4.0 festhalten: Tendenz steigend. Digitale Technologien haben bereits vielversprechende Ergebnisse gebracht: Sie versorgen Landwirte mit Informationen, Beratungs- und Unterstützungsdiensten, ermöglichen effizientere Finanzdienstleistungen und erleichtern den Kontakt zwischen Käufern und Verkäufern. Wir sollten es uns nun zur Aufgabe machen, das Momentum zu nutzen und diese Entwicklung so zu gestalten, dass alle Interessengruppen gleichermaßen an der digitalen Transformation teilhaben können. Dieses Ziel können wir vor allem durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen allen Interessengruppen erreichen. Dazu gehören staatliche Institutionen, Nichtregierungs-Organisationen, die Privatwirtschaft, wissenschaftliche Einrichtungen und vor allem die Kleinbauern und ihre Organisationen selbst.
Eine gute Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft als Innovationsmotor ist eine Grundvoraussetzung.
Es ist jedoch ebenso wichtig, dass wir mit staatlichen Institutionen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Politik und Verwaltung ein günstiges Umfeld für diese Innovationen schaffen – und nicht zuletzt, um die damit verbundenen Vorteile gerecht zu verteilen.
Eine weitere wichtige Komponente ist die Kooperation mit den landwirtschaftlichen Genossenschaften und Beratern, die direkt mit den Landwirten zusammenarbeiten und für sie tätig sind. Außerdem müssen wir Nichtregierungs-Organisationen und Partner aus der Zivilgesellschaft mit einbeziehen, die einen ganzheitlichen Blick auf die anstehenden Herausforderungen haben und dafür sorgen, dass digitale Lösungen zugänglich und integrativ sind – vor allem für Frauen.
Um die Bedürfnisse der tatsächlichen Nutzer von Agrartechnologien, vor allem der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, richtig zu verstehen und die Durchführbarkeit und Skalierbarkeit digitaler Lösungen zu prüfen, bedarf es einer konsequenten Einbindung dieser Nutzer. Agriculture 4.0 ist daher nicht allein eine Frage der technologischen Möglichkeiten, sondern auch der richtigen Rahmenbedingungen, der entsprechenden Kompetenzen und letztlich der Menschen, die diese digitalen Lösungen nutzen und von ihnen profitieren werden.
Die Konferenz 2022 wurde von der DAI und Intellecap durchgeführt. Feed the Future und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellten über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Mittel aus dem Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) bereit. Weitere Informationen zu Fördermöglichkeiten für innovative Projekte im Agrar- und Ernährungssektor auf der „Agrarinnovationen fördern“-Webseite.