"Ein gesunder Boden erbringt reichlich und gute Frucht"

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Afrikas Baumwollanbau hat eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Armut. Die Initiative “Cotton Made in Africa” fördert den nachhaltigen Anbau. Ein Element davon: die Anwendung biologischer Pestizide. Insektenkundler Ben Sekamatte und der Baumwollgesellschaftsmanager Boaz Ogola sprachen mit Jan Rübel über bessere Böden und höhere Ernten.

Von Boaz Ogola

Boaz Ogola ist General Manager bei Alliance Ginneries Ltd. in Tansania - einem CmiA-geprüften Baumwollunternehmen in Ostafrika. Er ist verantwortlich für die Leitung des Tagesgeschäfts und vertritt das Unternehmen in allen Regierungsangelegenheiten sowie in Angelegenheiten, die die Dorfgemeinschaften betreffen. Darüber hinaus koordiniert, beaufsichtigt und leitet er die Umsetzung aller CmiA-Projekte - wie z.B. Gemeindeprojekte oder das Bio-Pestizid-Projekt.

 

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Von Dr. Ben Sekamatte

(c) Angelika Jakob/GIZ

Dr. Ben Sekamatte ist ein unabhängiger Berater und Agrarexperte aus Uganda, der über eine langjährige Erfahrung im afrikanischen Baumwollgeschäft verfügt. Er berät Cotton made in Africa mit wertvollen Schulungsinputs und garantiert damit die fruchtbare Umsetzung neuer Agrarwirtschaftskonzepte im Rahmen des Cotton made in Africa-Programms - wie z.B. der Bio-Pestizide.

 

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Wie kam es zu den Ausbildungen zum Gebrauch biologischer Pestizide?

Dr. Ben Sekamatte: Ich arbeite in dem Bereich seit 26 Jahren – als Insektenkundler untersuchte ich Pestizide für Baumwolle über einen langen Zeitraum. Die chemischen Pestizide für afrikanische Baumwolle wurden ursprünglich von europäischen Firmen geliefert. Vor ihrer Freigabe waren sie getestet worden und effektiv für den bäuerlichen Gebrauch. Nach den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts aber kam es zu einer Trendänderung, als billige Generika aus Indien und China den Markt betraten. Dies verursachte eine Menge Probleme, weil diese Generika nicht gut funktionierten und die Bäuer*innen dazu zwangen, immer öfter zu sprühen. Das tötete eine Menge nützlicher Insekten.

 

Reagierten die Lokalregierungen auf diese Umstände?

Sekamatte: Sie verschlimmerten sogar das Problem, indem sie die gleichen Produkte 25 Jahre lang benutzten. Das ist technisch gesehen falsch. Automatisch kam mir die Idee alternativer Produkte, und glücklicherweise betrat die Nachhaltigkeitsbewegung rechtzeitig dieses Feld, angeführt von “Cotton made in Africa” der Aid by Trade Foundation.

 

Was sagten die Bäuer*innen dazu?

Sekamatte: Wir reagierten auf ihre Beschwerden. Sie sagten: Wir geben mehr Geld für Produkte aus, die nicht helfen. Also zeigten wir ihnen alternative Pestizide, die über einen langen Zeitraum hinweg getestet worden waren: nämlich die traditionellen, vollständig biologischen. Und wir überzeugten internationale Organisationen davon, uns zu unterstützen. Also begannen wir mit Stechäpfeln und Niem-Bäumen – deren Blätter bilden, nachdem sie 24 Stunden lang in Wasser gezogen haben, ein machtvolles organisches Pestizid. Wir lehrten diese Methode und pflanzten Bäume; in drei Jahren pflanzten wir 27.000 von ihnen in Tansania.

Boaz Ogola: Nie hatten wir Probleme mit den Bäuer*innen. Sie wollen Ergebnisse, und sie erhielten mit unseren organischen Pestiziden positive Ergebnisse. Die größte Herausforderung war genug dieser Pestizide zu produzieren, sie für alle Baumwollbäuer*innen verfügbar zu machen.

 

Diese Methoden sind allesamt alte Traditionen – keine Innovation aus dem Labor?

Sekamatte: Nein, nichts war neu. Neu war nur die Frage genügender Quantität. Wir reagierten rasch und wandten uns an Handwerker. Diese erfanden für uns kleine Maschinen, welche die Blätter und andere organische Produkte verarbeiten; ansonsten wäre es zu anstrengend für die Bäuer*innen diese Arbeit mit den eigenen Händen zu verrichten. Und nun gibt es zwei große Firmen in Tansania, die diese Pestizide zentral herstellen.

 

Wenn diese alten Traditionen immer da waren – warum dauerte es so lange, sie massenhaft zu übernehmen?

Sekamatte: Die chemischen Pestizide waren leicht erhältlich. Bäuer*innen haben Verträge mit Firmen, und sie werden automatisch mit Saatgut und Pestiziden beliefert. Auch war das Wissen nicht weit verbreitet, dass bestimmte chemische Pestizide giftig für die Umwelt sind, für nützliche Insekten, die wir brauchen. Aber Bäuer*innen lieben ihren Boden, sie lernen schnell.

Ogola: Auch schätzen Bäuer*innen es, dass biologische Pestizide ihre Gesundheit nicht schädigen. Wir begannen in Tansania vor drei Jahren mit 1877 Bäuer*innen, die wir im Gebrauch biologischer Pestizide ausbildeten und begleiteten. Dieses Jahr sind es 9000 Bäuer*innen, die diese nutzen.

 

Erleben Sie Widerstand oder Gegenlobbying von Produzent*innen chemischer Pestizide?

Ogola: Anfangs gab es eine Menge Kritik. Sie behaupteten, unsere Produkte würden nicht funktionieren. Das ist verständlich, denn Chemiefirmen riskieren Kunden zu verlieren. Aber die Ergebnisse gaben die Antwort …

Sekamatte: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir führten ein effektives Mittel ein, und zwar die Molasse-Falle. Molasse ist ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Zucker, alles lokalen Ursprungs – und es zieht Motten an. So können sie keine Eier mehr legen, was die Menge an Baumwollpflanzen angreifenden Larven reduziert. Ich ging zu einem Repräsentanten eines der weltweit größten Pestizidehersteller in Afrika und fragte, ob seine Firma noch Programme zur Produktion von Pheromonfallen unterhält. Und er sagte: Nein, diese würden für Kleinbäuer*innen unerschwinglich sein.

 

Biologische Pestizide wirken sanft, sie bestehen nicht im Boden oder in den Pflanzen fort.

 

Und was sagten die Politiker*innen?

Sekamatte: In einem oder anderen Land berührten wir die Interessen von Politiker*innen, die sich beim Import von chemischen Pestiziden engagieren, und sie waren darüber nicht glücklich. Aber die Ernten erwiesen sich mit den organischen Pestiziden als so gut, dass jeder überzeugt wurde. Nun erhalten wir überwältigende Unterstützung in Uganda, Tansania und in Sambia, wo wir arbeiten.

 

Wie lange dauert es für Kleinbäuer*innen, wenn sie bei ihrem Pflanzenanbau von chemischen zu biologischen Pestiziden wechseln?

Ogola: Wir sagen den Bäuer*innen nicht, dass sie vollständig von chemischen Pestiziden die Hände lassen sollen. Aber sie sollen gut nachdenken und diese Produkte nutzen, nachdem sie ihre Ernten analysiert haben und nur, wenn sie damit eine Schwelle überschreiten. Es gibt zu viel unnötigen Gebrauch chemischer Pestizide.

 

 

Wie reagiert der Boden auf die organischen Produkte?

Sekamatte: Bisher haben wir noch keine Studie über das Verhalten von Bodenorganismen realisiert, aber wir können bereits jetzt feststellen, dass diese viel gesünder für den Boden sind. Bio-Flächen sind viel weniger geschädigt! Biologische Pestizide wirken sanft, sie bestehen nicht im Boden oder in den Pflanzen fort.

 

Wie gelang es, dass damit die Produktionen sogar gesteigert wurden?

Ogola: Gesunder Boden erbringt gute und viel Frucht. Dies ist auch eine Folge der gesteigerten Zuwendung durch die Bäuer*innen – sie schauen sorgfältiger nach der Ernte, sind aufmerksamer …

 

Warum dann nicht ganz auf chemische Pestizide verzichten?

Sekamatte: Viele Bäuer*innen arbeiten vollständig ohne synthetische Chemikalien, es sind 10 Prozent aller Baumwollbäuer*innen. Und jene, die auf einen Mix setzen, benutzen immer weniger Chemikalien. Sie sehen, dass es dafür keine Notwendigkeit gibt.

Ogola: Ich sage voraus, dass in zehn Jahren 75 Prozent aller Baumwollbäuer*innen nur organische Pestizide anwenden werden.

 

Existiert das Risiko, dass Schädlinge gegenüber biologischen Pestiziden Resistenzen entwickeln?

Sekamatte: Ja, das ist möglich. Aber bisher ist sowas zu früh. Kein Organismus gewöhnte sich bisher an biologische Pestizide. Das tropische Afrika verfügt über eine riesige Vielfalt an Pflanzen mit insektentötenden Eigenschaften: Dies wird alternative Pestizidengruppen liefern, was gut für die Prävention von Resistenzen ist.

 

Ist dies ein Modell für andere landwirtschaftliche Bereiche – und für ganz Afrika?

Ogola: Bisher agierten wir unter dem Schirm von “Cotton Made in Africa”. Dies verbreitet sich nun in Südafrika. Und Baumwollbäuer*innen produzieren oft auch Mais und Soja. Die Erfahrungen mit biologischen Pestiziden gelten auch für diese Pflanzen.

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Ernährungssicherheit ist mehr als nur Produktionsmengen und hohe Erträge

Ein Beitrag von Adrian Muller, Catherine Pfeifer und Jürn Sanders (FiBL)

Die Reduzierung von Schwerpunkten der Biodiversität oder die Aufgabe von ertragsärmeren, extensiveren Produktionssystemen ist der falsche Ansatz zur Bewältigung der drohenden globalen Nahrungsmittelkrise, meinen die Autor*innen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL).

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"Der Erhalt und die Rückgewinnung fruchtbarer Böden sind eine globale Aufgabe."

Ein Interview mit Jochen Flasbarth

Gesunde, ertragreiche Böden sind eine Grundvoraussetzung für die weltweite Ernährungssicherung – einer der Schwerpunkte in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Staatssekretär Jochen Flasbarth über die Bemühungen Deutschlands zur Unterstützung einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung.

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Neues UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt

Ein Beitrag von Rural 21

Die Vereinten Nationen haben vier Ziele und 23 Zielsetzungen für 2030 zur Förderung des Erhalts der Biodiversität und Eindämmung des globalen Verlusts der Vielfalt der Arten im Rahmen der UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) beschlossen.

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Das UNFSS Stocktaking – Schatten und etwas Licht

Ein Beitrag von Harry Hoffmann (TMG) und Nathalie Demel (WHH)

Zur Halbzeit der Agenda 2023 und zwei Jahre nach dem UN Food System Summit 2021 wurde in Rom Bilanz zu den Fortschritten der Länder bei der Umsetzung der Verpflichtungen zur Umgestaltung der Ernährungssysteme gezogen. Dr. Harry Hoffmann, TMG Think Tank, und Nathalie Demel, Welthungerhilfe, waren vor Ort und ziehen ebenfalls Bilanz.

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Optionen für mehr Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel im afrikanischen Tierhaltungssektor

Ein Beitrag von ILRI und GIZ

Die Erzeugung von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs wird aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels auf den Tierhaltungssektor in Afrika immer schwieriger. Dabei leistet die Viehwirtschaft einen entscheidenden Beitrag zur Ernährungssicherung in Afrika. Drei Papiere des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und von GIZ, ILRI und der Weltbank analysieren, wie Afrikas Viehwirtschaft in Zukunft aussehen kann.

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Die, die mit den Insekten spricht

Ein Beitrag von Jan Rübel und Zain Jafar

Weltweit gerät die Landwirtschaft unter Druck: Bakterien, Viren und Insekten machen dem Anbau zu schaffen. In Palästina forscht Dr. Rana Samara von der Palästinensischen Akademie für Wissenschaft und Technologie nach Lösungen für das Problem. Und findet sie in der Natur selbst.

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Naturschutz rund um die Welt

Ein Beitrag von WWF

Von Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in Deutschland bis zu nachhaltigeren Anbaumethoden von Kakao in Ecuador: WWF arbeitet auf diversen Ebenen. Beim WWF Stand auf der Grünen Woche wird gezeigt, wie facettenreich Naturschutzarbeit ist und welche Rolle die Entscheidung eines Jeden spielt.

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