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2020 gilt als entscheidendes Jahr für Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung des nachhaltigen Entwicklungsziels SDG2 bis 2030. Für die Agrarforschungsorganisation CGIAR bedeutete das Erreichen von SDG2 Reformen. Nach der ersten Ankündigung im Juni 2020 ist der offizielle Start des neuen One-CGIAR-Systems für den online stattfindenden Climate Adaptation Summit mit den Niederlanden als Gastgeber im Januar 2021 geplant. worldwithouthunger.org sprach mit Jürgen Vögele, Vice President for Sustainable Development der World Bank und Vorsitzender des CGIAR System Councils, vor dem Start über die bisherigen Fortschritte und die Ziele für SDG2.
Deutschland war im Oktober Gastgeber für den Start der CERES2030-Studie, in deren Rahmen festgestellt wurde, dass Hunger bis 2030 komplett ausgerottet werden kann, wenn die finanziellen Investitionen erhöht werden. Welche Erkenntnisse hat One CGIAR im Jahr 2020 darüber gewonnen, was erforderlich ist, um SDG2 zum Ende dieses Jahrzehnts zu erreichen?
Wir benötigen einen breitgefächerten Ansatz für SDG2. CGIAR arbeitet an allen 5 SDG-Teilzielen. Unsere ausgewählten Einflussbereiche konzentrieren sich daher auf die allgemeine Ernährung – erschwingliche, sichere und vielfältige Lebensmittel – ebenso wie auf die Ausrottung des Hungers, auf das Einkommen und die Kaufkraft von Kleinbauern und die Umweltgrundlagen für Lebensmittelsicherheit. Dies umfasst umfangreiche Forschungen zu Wasser und die Behandlung von Biodiversität und Agrarbiodiversität einschließlich der Pflege des weltweiten Gendatenbank-Netzwerks für Feldfrüchte und ihre wilden Verwandten.
Für CGIAR diente die CERES2030-Studie gleichermaßen als Erinnerung und Bestätigung. Eine Erinnerung daran, dass ein Portfolio-Ansatz für die Erforschung von Lebensmittelsystemen erforderlich ist. Und eine Bestätigung der Anstrengungen des CGIAR durch gezielte Forschung – die Vorteile durch Partnerschaften mit Fokus auf Wissen und Unterstützung, einfach auf den Feldern und Märkten zu implementierenden Innovationen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden politischen Empfehlungen bieten.
Nichtsdestotrotz zeigte CERES2030, dass nachweisbasierte Politik nur so gut ist wie die verfügbaren Nachweisgrundlagen. Investitionen in Forschung und Innovation durch öffentliche Institutionen wie CGIAR sind geeignet, die benötigten Ergebnisse zu SDG2 zu liefern.
2020 hatte einen erheblichen Einfluss auf zahlreiche Fortschrittsbereiche und hat SDG2 um Jahre zurückgeworfen. Welche Anstrengungen sind seitens der Agrarforschung erforderlich, um diesen Rückschlag aufzuholen?
Die landwirtschaftliche Forschung und Innovation zur Umwandlung unseres Nahrungssystems ist die einzige Möglichkeit, den gordischen Knoten, der Lebensmittelsicherheit, klimarelevante Emissionen, den Zusammenbruch der Biodiversität und die Gesundheit verbindet, zu lösen.
Wir müssen der Unsicherheit und dem Risikomanagement mehr Aufmerksamkeit widmen.
Welche Risikomanagementstrategien benötigen arme Erzeuger oder Verbraucher, um gutes und schlechtes Wetter optimal zu nutzen?
Dies wird eine Mischung aus bekannten technischen Lösungen wie etwa Smart-Farming-Praktiken, dem Zugang zu hochwertigen Ausgangsmaterialien, digitalen Informationen und Beratungsdienstleistungen und institutionellen und sozioökonomischen Lösungen wie etwa Mikrofinanzierung und Versicherung, die Fähigkeit zu reisen und Überweisungen zu tätigen sowie soziale Sicherheitsprogramme wie Einkommensunterstützung sein. Das Risikomanagement ist jetzt ein zentraler Schwerpunkt der Forschungs- und Innovationsstrategie der CGIAR.
Auch wenn COVID-19 vielfältige Auswirkungen auf die Nahrungssysteme hatte, erwiesen sich die Kleinbauern abgesehen von einigen Unterbrechungen der Versorgung mit Ausgangsmaterialien als widerstandsfähig. Das Hauptproblem bestand darin, die Erzeugnisse auf den Markt zu bekommen – aufgrund der Unterbrechungen des Transports, der Bewegung und der Märkte, insbesondere der inoffiziellen Märkte. CGIAR strebt aus diesem Grund einen expliziteren Ansatz für Nahrungssysteme über die Erforschung der landwirtschaftlichen Produktion hinaus an.
Marco Ferroni erklärte im Juni 2020, Forschung sei ein gegebener Bestandteil des Medizinsektors. Haben die Suche nach einem COVID-19-Impfstoff und eine allgemeine Anerkennung der Wissenschaft und ihrer Erfolge auch zu einem Umdenken hinsichtlich der Bedeutung und Akzeptanz der Agrarforschung geführt?
One CGIAR wird sich deutlicher auf Innovationssysteme konzentrieren – Wissenschaft ist nur nützlich, wenn sie von Menschen aktiv umgesetzt wird. Wir müssen Wissenschaft in strategische Partnerschaften einbinden, um Veränderungen herbeizuführen, und nicht als eigenständiges unabhängiges Unternehmen betrachten. Die CGIAR-Forschung behandelt einen wesentlichen Marktschwachpunkt: die Durchführung von Forschung, die geschäftlich für große landwirtschaftliche Unternehmen unattraktiv ist, aber Auswirkungen auf hunderte Millionen der ärmsten Haushalte der Welt und die großen Herausforderungen unserer Zeit hat: Klimawandel, Zusammenbruch der Biodiversität und die Gesundheit der Menschheit. In diesem Sinne ist die CGIAR-Forschung ein wichtiges öffentliches Gut.
Wir hoffen, dass ein positives Ergebnis der Pandemie darin bestehen wird, dass die Macht der Wissenschaft wieder genutzt wird, um Veränderungen herbeizuführen. Hierbei geht es nicht nur um „Wunderwaffen“ wie etwa Impfstoffe, sondern auch um allgemeinere systemische Ansätze, die Ursachen und Symptome gleichermaßen behandeln. Die CGIAR setzt sich für einen One-Health-Ansatz für Fortschritte in der Reaktion der Menschheit auf Zoonosen wie COVID-19 und Gesundheitsprobleme ein, d. h. die ganzheitliche und nicht isolierte Behandlung der Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Umwelt. Wir wissen, dass die Reduzierung der Abforstung die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Zoonosen von Wildtieren auf den Menschen reduzieren würde – die Gesundheit der Umwelt ist kritisch für die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Pandemien.
Die globalen Anstrengungen zur Bekämpfung von COVID-19 erfordern einen systematischen Ansatz. Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Wirksamkeit eines Impfstoffs. In einer Zeit, in der viele Teile der Gesellschaft fortgesetzt mit gegensätzlichen Ansichten und Informationen bombardiert werden, entwickelt sich Wissenschaft zur vertrauenswürdigsten Währung für viele – von der Öffentlichkeit bis hin zu Politikern.
Sie haben erwähnt, dass der Klimawandel ein entscheidendes Thema für SDG2 ist. Was unternimmt One CGIAR im Bereich der klimatischen Anpassung und um Kenntnisse und Innovationen schneller zu Kleinbauern zu bringen, die diese dringend benötigen?
Wir glauben, dass sich der Umfang der Agrarforschung durch CGIAR in den nächsten zehn Jahren mindestens verdoppeln muss, wenn die Welt die drängenden Herausforderungen durch den Klimawandel bewältigen will. Dies besagt der Bericht der Global Commission on Adaptation.
Wir müssen den nachgelagerten Bereichen der Nahrungsmittelversorgungssysteme mehr Aufmerksamkeit widmen.
Und da das weltweite Nahrungssystem zunehmend unter Druck gerät, wird Forschung benötigt, um die Produktivität zu steigern, Emissionen zu reduzieren und klimaverbundene Risiken und Katastrophen in der Landwirtschaft – insbesondere unter den Kleinbauern – zu vermeiden.
Es ist wichtig zu bedenken, dass Kleinbauern in den Tropen und Subtropen einigen der schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt sein werden: dem Anstieg des Meeresspiegels, der Überschwemmung von Küstengebieten und der Versalzung großer Flussmündungsgebiete in Asien und den kleinen Inselstaaten im Pazifik, erheblich kürzeren Anbauzeiten in Südafrika und Teilen Ostafrikas, hohen Temperaturen in Kombination mit stärkeren Witterungsschwankungen in West- und Südasien sowie West- und Nordafrika.
Ein Beispiel hierfür ist ein neuer Zuschuss der Weltbank in Höhe von 60 Millionen US-Dollar für die CGIAR, um afrikanischen Ländern zu helfen, ihre Belastbarkeit im Landwirtschaftssektor gegenüber der Bedrohung durch den Klimawandel zu verbessern. Die Initiative wird Forschungs- und Kapazitätsentwicklungsaktivitäten der CGIAR-Zentren und der afrikanischen Partner-Organisationen unterstützen. Ziel ist es, den Zugang zu Klimainformationen und Beratungsdienstleistungen sowie validierten klimaintelligenten Agrartechnologien für einige der ärmsten Länder Afrikas zu verbessern.
Beispiele hierfür sind:
Die CGIAR führte im Juni 2020 eine Systemreform ein, um zu einer einheitlichen One CGIAR zu werden. Was umfasste dieser Schritt und welche Fortschritte wurde im Vorfeld des 11. CGIAR System Council Meetings am 16. und 17. Dezember 2020 erzielt?
Die CGIAR wechselte von einem operativen Konzept als separate juristische Personen mit eigener spezifischer Strategie und Aufgabe zu einer gemeinsamen vereinbarten Forschungs- und Innovationsstrategie 2030. Hierdurch rückt die Art und Weise, in der die gesamte Breite der Forschungsexpertise der CGIAR genutzt wird, um die dringlichsten globalen Bedürfnisse zu behandeln, mehr in den Mittelpunkt.
Darüber hinaus hat die CGIAR erkannt, dass sie ihre betriebliche Struktur grundlegend ändern musste – von 15 separaten Führungsteams zu einem Executive Management Team mit globalem Auftrag. Mit einer einzelnen institutionellen Betriebsstruktur bildet unsere wissenschaftliche Kapazität den Mittelpunkt, um den alle anderen unterstützenden Dienstleistungen angeordnet sind.
One CGIAR steht außerdem für die Verpflichtung zu einer effektiveren engen Zusammenarbeit mit unseren hochgeschätzten Landes-, regionalen und globalen Partnern in einer Partnerschaft anstatt mit bis zu 15 separaten Gesprächen darüber, was die CGIAR erreichen kann.
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