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Der Welternährungsausschuss (CFS) hat im Oktober Politikempfehlungen „Promoting Youth Engagement and Employment in Agriculture and Food Systems“ verabschiedet. Auch die von der Afrikanischen Union vor kurzem vorgestellte kontinentale „African Agribusiness Youth Strategy“ (AAYS) zielt explizit darauf ab, jungen Menschen bessere Perspektiven im Agrarsektor zu ermöglichen. Anke Oppermann beantwortet fünf Fragen zu Jugendbeschäftigung im Agrarsektor.
Wo sehen Sie aktuell im Zuge der Transformation unserer Ernährungssysteme die größten Herausforderungen bei der Jugendbeschäftigung?
Anke Oppermann: Derzeit kommen jährlich ca. 25 Millionen junge Menschen neu auf den afrikanischen Arbeitsmarkt, circa 14 Millionen davon im ländlichen Raum. Die Tendenz steigt. Trotz zunehmender Urbanisierung lebt die Mehrheit der Jugendlichen im ländlichen Raum, in Subsahara-Afrika bis zu 70 Prozent. Darüber hinaus ist die Welt mit zahlreichen Krisen konfrontiert. Das hat dazu geführt, dass der Druck auf die Lebensmittelproduktion und die Ernährungssysteme enorm zugenommen hat und die Lebensmittel sehr teuer geworden sind. Jugendliche, vor allem junge Frauen, sind besonders von den Auswirkungen betroffen. Wir müssen das weiter im politischen Bewusstsein halten. Für das BMZ bleibt es eine politische Priorität, Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven für junge Menschen in Afrika zu schaffen.
Auch in anderen Regionen müssen wir Jugendliche als bedeutende Akteure für die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme ansprechen. Denn es ist klar, dass die junge Generation eine entscheidende Rolle spielt, wenn es darum geht, die Agrar- und Ernährungssysteme nachhaltig umzugestalten und ländliche Regionen für Jung und Alt attraktiver zu machen.
Wir brauchen jetzt gut ausgebildete Jugendliche, um sie an der Ausgestaltung von Zukunftsstrategien zu beteiligen. Daher müssen wir sie jetzt mit den notwendigen Qualifikationen fit machen und ihnen Beschäftigungsperspektiven im Agrarsektor eröffnen.
Sowohl in der Produktion als auch in vor- und nachgelagerten Bereichen, z.B. in der Verarbeitung und Vermarktung, aber auch als Anbieter von Beratungsdiensten und innovativen, digitalen Lösungen. Nur so wird eine Beschäftigung im ländlichen Raum für Jugendliche attraktiv. Nur so werden sie in der Lage sein, zu einer ausreichenden, gesunden und sicheren Lebensmittelversorgung beitragen zu können.
Wie sind die Empfehlungen des Welternährungsausschusses (CFS) zu Jugendbeschäftigung angesichts dieser Herausforderungen einzuordnen?
Der Welternährungsausschuss CFS hat 2019 einen Arbeitsstrang zu Jugend etabliert und umgehend das High Level Panel of Experts (HLPE) mit einer Studie zum Thema „Teilhabe und Beschäftigung von Jugendlichen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ beauftragt. Der Bericht bildete die Basis für die jetzt verabschiedeten Empfehlungen. Dass diese von allen Mitgliedstaaten verabschiedet wurden und von der Zivilgesellschaft mitgetragen werden, sehe ich als großen Erfolg. Deutschland hat mit der G20-Initiative für ländliche Jugendbeschäftigung als Vorreiter bereits im Jahr 2017 das Thema auf die internationale Agenda gesetzt. Fünf Jahre später ist es noch immer hochaktuell. Es freut mich deshalb, dass das Thema in vielen wichtigen internationalen Prozessen aufgegriffen wurde.
Zum Beispiel wurde im letzten Jahr beim Food Systems Summit der Vereinten Nationen (UNFSS) ganz klar gemacht, dass Jugendliche die Schlüsselakteure eines zukünftigen Wandels sind.
Eine wachsende Bevölkerung können wir innerhalb der planetaren Grenzen nur ernähren, wenn es uns gelingt, unsere Agrar- und Ernährungssysteme nachhaltig und das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum attraktiver zu machen.
Bei der Europäischen Union geht derzeit das Jahr der Jugend zu Ende. Dort soll mit dem gerade verabschiedeten Jugendaktionsplan sichergestellt werden, dass Jugendinteressen in die Gestaltung von EU-Initiativen einbezogen werden. Die Empfehlungen des Welternährungsausschusses stehen also nicht allein, sondern stellen eine weitere wichtige Referenz für einen gemeinsamen Handlungsrahmen dar.
Wie fügt sich die vor kurzem von der Afrikanischen Union vorgestellte Agribusiness-Strategie für Jugendliche in diesen Referenzrahmen ein? Wo liegen Unterschiede zu den Empfehlungen des Welternährungsausschusses?
Auch die Agribusiness-Strategie AAYS der Afrikanischen Union verknüpft die Megathemen Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme und Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum. Dabei steht die Kompetenzentwicklung junger Menschen im Mittelpunkt: Es werden konkrete Beispiele für Unternehmertum und zur besseren Integration junger Agripreneure in Wertschöpfungsketten und Märkte vorgestellt, die an nationale Gegebenheiten anzupassen sind.
Die AAYS soll den Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union als Rahmen für die Entwicklung und Umsetzung von Agrarwirtschafts- und Beschäftigungsstrategien für und mit Jugendlichen dienen. Sie will größtmögliche Kohärenz zu anderen afrikanischen Strategien und Initiativen schaffen, z.B. dem CAADP-Programm und den „National Pathway“-Strategien, die im Rahmen des UN Food System Summit Prozesses entstanden sind. Die Empfehlungen des Welternährungsausschusses behandeln dagegen eine größere Bandbreite von Themen und identifizieren Punkte, auf die sich die Regierungen einzelner Staaten, aber auch die gesamte Staatengemeinschaft abgestimmt konzentrieren sollten. Im Gegensatz zu den CFS-Empfehlungen werden in der AAYS auch Empfehlungen für weitere Akteure wie z.B. die Privatwirtschaft benannt.
Welchen Beitrag leistet das BMZ zur Förderung ländlicher (Jugend-)Beschäftigung und welche Ansätze werden dabei verfolgt? Sind diese im Einklang mit den Empfehlungen
Unser Leitbild für ländliche Beschäftigungsförderung ist eine marktorientierte, wettbewerbsfähige Agrar- und Ernährungswirtschaft. Diese ist das Rückgrat ländlicher Räume zur Erhöhung lokaler Wertschöpfung und Schaffung von Beschäftigung.
Den Rahmen bildet der integrierte Beschäftigungsförderungsansatz der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, der auf den Kontext ländlicher Räume angepasst wurde. Er besteht aus drei Säulen: 1.) Über Berufsausbildung und Qualifizierungsmaßnahmen werden Beschäftigungsperspektiven verbessert, 2.) wird die Gründung und Weiterentwicklung von Unternehmen unterstützt und 3.) werden über bedarfsgerechte Vermittlungsmöglichkeiten Arbeitsangebot und -nachfrage besser zusammengeführt. Handlungsweisend sind dabei die Erkenntnisse und Empfehlungen zahlreicher wissenschaftlicher Studien und Expertisen – vom IFAD-Bericht zur ländlichen Entwicklung von 2019 über CERES 2030, den UN Food Systems Summit und die CFS-Empfehlungen. Hier sind wir auf einer Linie mit anderen Gebern. Es ist klar, was zu tun ist, aber das bedeutet nicht, dass die Umsetzung einfach ist. Ziel muss weiterhin eine bessere Koordinierung, verbunden mit zusätzlichen Investitionen aller Akteure, sein.
Für Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung investiert das BMZ jährlich etwa 2 Milliarden Euro in Projekte, globale Initiativen und multilaterale Partnerschaften. Dazu gehören Vorhaben und Programmansätze, die sich ausdrücklich auf junge Menschen beziehen, z.B. das Globalvorhaben zu Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum und die Grünen Innovationszentren. Auch in Kenia ist unsere Länderstrategie insgesamt auf ländliche Jugendbeschäftigung ausgerichtet.
In die Zukunft gedacht, in welcher Beziehung stehen die CFS Politikempfehlungen und die AAYS und welche Bedeutung haben sie für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit?
Die Dokumente bilden zusammen eine gute Grundlage für die Ausgestaltung nationaler Entwicklungs- und Beschäftigungsstrategien in unseren Partnerländern. Für Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union und des CFS stellen sie sogar eine „doppelte Verpflichtung“ dar. Genauso sind sie richtungsgebend für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und die EU, mit der wir im CFS-Verhandlungsprozess eine abgestimmte Position vertreten haben. Wir wollen diese Verpflichtungen jetzt umsetzen, z.B. über eine entsprechende Portfoliogestaltung und bei der Umsetzung der Kernthemenstrategie „Leben ohne Hunger“. Auch in unserer neuen Afrikastrategie wird Jugendbeschäftigung ein wichtiges Thema sein.