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Das Potenzial des afrikanischen Nahrungsmittelsektors ist immer noch viel zu eng mit den natürlichen Ressourcen des Kontinents verbunden, argumentiert Ben Leyka. Er möchte dies mit dem African Agri Council ändern.
Dieses Interview erschien zuerst in Rural21 Vol. 56 Nr. 4/2022 zum Thema Finanzierung nachhaltiger Agrar- und Ernährungssysteme und ist Teil einer Medienkooperation zwischen Rural21 und weltohnehunger.org.
Rural 21: Herr Leyka, welche Geschichte steht hinter dem African Agri Council?
Ben Leyka: Der African Agri Council NPC – oder kurz AAC – wurde 2015 gegründet, um die Entwicklung dauerhafter Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft in Afrika durch die Förderung von Investitionen des Privatsektors in bankfähige Gelegenheiten zu unterstützen. Unser Ziel war es, ein Netzwerk aus Führungskräften und Politikern zu entwickeln, eine Plattform für unser Netzwerk zu schaffen, um sich zu verbinden und Erkenntnisse auszutauschen, sowie eine Anlaufstelle für investitionsbereite Projekte zu bieten. Der Rat war entschlossen, die afrikanische Landwirtschaft als ein Geschäft zu präsentieren – die Industrie wurde bereits viel zu lange durch den öffentlichen Sektor und Finanzierungen durch Spenden beherrscht, während ihr Wert oftmals als die Verfügbarkeit von Land und Wasser des Kontinents dargestellt wurde. Daher schloss der AAC Partnerschaften mit Finanzinstituten, privaten Kapitalfirmen, Vermögensmanagern und Entwicklungsfinanzierungsinstituten, um auf eine neue Art zu beschreiben, was die afrikanische Landwirtschaft sein könnte – eine Art, die die Verfügbarkeit von Land und Wasser mit vorteilhafter Politik und Investitionen des Privatsektors kombiniert. Wir begannen, gemeinsam mit Regierungsvertretern, Projektmanagern und Entwicklern bankfähige landwirtschaftliche Projekte zu identifizieren und diese mit unserer Finanzgemeinschaft zu verbinden.
Was ist erforderlich, um den Sektor in diesem Sinne zu verändern? Welche Aufgabe hat der AAC hier?
Zunächst einmal müssen wir die Wahrnehmung der afrikanischen Landwirtschaft verändern. Der AAC beteiligte sich an der Kampagne zur „Förderung der Attraktivität der Landwirtschaft“, um die Wahrnehmung unter den jungen Menschen von ursprünglicher Landwirtschaft mit Bildern von Frauen, die auf einer Farm mit dem Kind auf dem Rücken mit primitiven Werkzeugen in der sengenden Sonne arbeiten, hin zu einer modernen und kommerziellen Landwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu lenken.
Die Integration junger Menschen in die Nahrungsmittel- und Agrarindustrie ist nur durch kommerzielle Aktivitäten und nicht durch Landwirtschaft für den eigenen Lebensunterhalt möglich.
Zweitens: Unternehmergeist als Schwerpunkt. Die langfristige Entwicklung des Sektors muss durch Agrar-Nahrungsmittel-Unternehmen vorangebracht werden. Viele Unternehmer stehen jedoch vor riesigen Herausforderungen – von dem Erhalt der Erstfinanzierung und dem Zugang zu wesentlichen Fertigkeiten bis hin zum Verständnis des Marktzugangs und dem Betrieb eines dauerhaften Unternehmens. Afrika kann seine Nahrungsmittelversorgung nicht ohne Investitionen in die Entwicklung des Humankapitals für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe (Midstream), Agrar-Startups (Upstream und Downstream) und Kooperativen erreichen. Unser Projekt Athari Africa konzentriert sich auf die Verbesserung der Produktivität, des Geschäftsmodells und des Zugangs zu Finanzierungen für Agrar-Nahrungsmittel-Unternehmer. Drittens: Trotz all ihres Potenzials, Afrika zu einem industrialisierten Kontinent zu entwickeln, kann Landwirtschaft Menschen in die Armut zwingen, wenn sie sich allein auf den öffentlichen Sektor und Finanzierungen durch Spenden verlässt.
Die Einbindung des Privatsektors und Investitionen sind zwingende Voraussetzungen für die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung in Afrika – Politiker müssen ein förderliches Umfeld schaffen, um den Fluss privater Finanzierung und von Fachkenntnis zu unterstützen.
Der AAC hat eines der größten Netzwerke privater Betreiber in Afrika aufgebaut. Letztendlich sind Investitionen in Nahrungsmittel und Landwirtschaft in Anbetracht der geringen Produktivität in vielen afrikanischen Ländern, der katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels und des begrenzten Zugangs zu Infrastruktur und Technologie tückisch. Aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass institutionelle Investoren, Geldgeber und Finanzierungspartner die Menschen erreichen, die es am dringendsten benötigen, um die Nahrungsmittelversorgung in Afrika wirksam sicherzustellen. Unternehmer in der Agrarnahrungsmittelindustrie, die in regionalen Märkten präsent sind, bereits über einige Investitionskapazität verfügen und ein bisschen besser ausgerüstet sind, können das Interesse von Investoren wecken. Doch dann werden die absoluten Randgruppen, die keine sicheren Landrechte, keinen Marktzugang und keinen Zugang zu Finanzen haben, zurückgelassen. Der Nexus of Agri ist die zukünftige digitale Mitgliederplattform des Rats und behandelt dieses Problem.
Was umfasst der Ansatz des AAC?
Wir sind der Ansicht, dass der Entwicklung des afrikanischen Nahrungsmittel- und Agrarsektors fundierte wirtschaftliche und geschäftliche Prinzipien zugrunde liegen müssen, um die langfristige Nachhaltigkeit sicherzustellen. Aus diesem Grund bauen unsere gesamten Programme und Initiativen auf einer soliden Geschäftsgrundlage und dem Wissen auf, dass eine schnellere Finanzierung der Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft und Investitionen nur möglich sind, wenn die Grundlagen realistisch sind. Wir entwickeln unsere Veranstaltungen durch Forschungen in Zusammenarbeit mit Industriefachleuten und Veranstaltungsfachkräften. Diese Kombination stellt die Qualität und Relevanz solcher Veranstaltungen sicher. Sie befassen sich mit Investition, der Marktzugänglichkeit, politischen Reformen und technischen Innovationen. Unsere gesamten Programme und Aktivitäten sind eng miteinander verwoben und bieten kontinuierliche Unterstützung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Können Sie einige Beispiele nennen?
Unser Projekt Athari Africa wurde 2021 gestartet und arbeitet mit über 600 Beteiligten und Betroffenen in Südafrika und Botswana. Es umfasst das Marktunterstützungsprogramm, das Kooperationsunterstützungsprogramm für landwirtschaftliche Kooperativen und AFTI – das Innovationsprogramm für Agrarnahrungsmitteltechnik. Diese Programme richten sich an junge Menschen, und 65 Prozent der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe werden von Frauen geleitet und beeinflusst. Das ambitionierte Ziel von Athari Africa besteht in der Entwicklung und dem Ausbau der Kapazitäten von zehn Millionen landwirtschaftlichen Startups durch die Nutzung unseres Netzwerks globaler Agrar- und Finanzfachleute sowie Politiker. Wir veranstalten bereits seit mehreren Jahren das African Agri Investment Indaba (AAII), das mehr als 4.000 wichtige Interessenvertreter während der letzten fünf Veranstaltungen zusammengebracht hat, um Entwicklungen mit Einfluss auf die Nahrungsmittel- und Landwirtschaft in den kommenden zehn Jahren zu diskutieren. Die erste Ausgabe der Veranstaltung Market Access Africa (MAA) versammelte 781 Teilnehmer aus der ganzen Welt, um die neuesten Technologien und Trends zu präsentieren, die die Nahrungsmittel- und landwirtschaftliche Produktivität des Kontinents, die Anpassung an den Klimawandel und die Verbindung zu Handelsdiensten sowie den Zugang zu neuen Märkten verbessern werden.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Der AAC hat erfolgreich bestehende Barrieren innerhalb der afrikanischen Nahrungsmittel- und Landwirtschaftswertschöpfungskette beseitigt, indem er Politiker, Investoren, Führungskräfte etablierter Unternehmen und Startups sowie neue Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette zusammengeführt und Geldgebern, Investoren und Dienstleistern Projekte nahegebracht hat.
Haben sich die Herausforderungen für diesen Sektor in den letzten Jahren geändert?
Die wesentlichen Herausforderungen in der afrikanischen Landwirtschaft sind gut dokumentiert: Zugang zu Finanzierung, Marktzugang, Zugang zu Technologie, restriktive Politik, Klimawandel und der Mangel an Fachkräften usw. Eine wachsende Weltbevölkerung, eine globale Pandemie und der Konflikt in der Ukraine haben in Kombination mit den Auswirkungen des Klimawandels und der gestiegenen Inflation die Produktion, die Verteilung und die Erschwinglichkeit von Nahrungsmitteln stark beeinträchtigt. Schwachstellen in globalen Nahrungsmittelsystemen wurden sichtbar und nährten zusätzlich Bedenken in Bezug auf die Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit der Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsindustrie.
Sie sind aber dennoch optimistisch...
Ja. Afrika ist gut aufgestellt, um die Welt mit Nahrung zu versorgen. 60 Prozent des ungenutzten Ackerlands sind über den Kontinent verteilt und können für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden, sodass Afrika potenziell zu einem der Hauptnahrungsmittellieferanten werden könnte. Die afrikanischen Regierungen priorisieren die Landwirtschaft in ihren jeweiligen Förderprogrammen. Diese Veränderung wurde durch den verbesserten Zugang zu technischen Innovationen und Investitionen des Privatsektors und von Entwicklungspartnern unterstützt. Doch trotz dieser positiven Entwicklungen haben äußere katastrophale Einflüsse die afrikanischen Nahrungsmittelsysteme in den vergangenen drei Jahren schwer getroffen.
Wie haben Sie auf diese neuen Herausforderungen reagiert?
Durch Athari Africa hat der AAC seine Strategie der Förderung der Entwicklung einer langfristigen Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft angepasst, indem er die Entwicklung des Humankapitals als zentralen Aspekt für den Aufbau dauerhafter und belastbarer Nahrungsmittelsysteme priorisiert. Die Verfügbarkeit von Land, Wasser und Investitionen muss durch Fachkräfte unterstützt werden.
Wo sehen Sie hier die Rolle des öffentlichen Sektors?
Die jetzt getroffenen politischen Maßnahmen zur Behebung von Ausbildungs- und Lernlücken werden darüber entscheiden, ob afrikanische Wirtschaftssysteme in der Lage sein werden, Humankapital in ihren Förderprogrammen zu priorisieren oder nicht. Afrikanischen Ländern fehlt unglücklicherweise traditionell ein klarer Entwicklungsplan für Humankapital, der erkannte Sektoren wie Nahrungsmittelindustrie und Landwirtschaft strategisch unterstützt.
Afrika ist der Kontinent mit der jüngsten Bevölkerung und seine jungen Menschen sind seine wichtigste Ressource. Menschen werden für den Wandel der Wirtschaft sowie die Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit der Nahrungsmittelsysteme des Kontinents eine wesentliche Rolle spielen.
Dem öffentlichen Sektor bietet sich angesichts der aktuellen globalen Katastrophen die Möglichkeit, Investitionen in Humankapital als Hauptpriorität in die kontinentale Entwicklungsagenda aufzunehmen.
Die 5. African Agri Investment Indaba fand vor einigen Tagen statt. Sind Sie mit der Veranstaltung zufrieden?
Diese Ausgabe der AAII war wirklich besonders. Der Umfang der Vernetzung und Zusammenarbeit vor Ort hat gezeigt, dass unsere Industrie nach einer dreijährigen Unterbrechung die Rückkehr dieser Plattform begrüßt hat, die es Menschen ermöglicht, sich miteinander zu verbinden, Erkenntnisse auszutauschen und wichtige Gespräche über Investitionsmöglichkeiten in der afrikanischen Agrarwertschöpfungskette zu führen. Wir konnten an den drei Tagen 800 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern begrüßen, die sich an mehr als 3.900 B2B-Besprechungen beteiligt haben. Darüber hinaus nahmen mehr als 40 Vertreter weltweiter Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen teil, um ihre strategischen Ansätze zur Erreichung der Nahrungsmittelsicherheit in Afrika zu diskutieren. Der Workshop „Women in Commercial Agriculture and Agro-processing“ (Frauen in der kommerziellen Landwirtschaft und Agrarprozessindustrie) lockte über 300 Teilnehmer an und unterstrich erneut das Bestreben der Industrie, den Status von durch Frauen geleiteten und beeinflussten Agrarunternehmen zu verbessern. Daher freuen wir uns darauf, unsere Mitglieder, Partner und das Netzwerk zur nächsten Agri Indaba vom 20. bis 22. November 2023 begrüßen zu dürfen.
Was geschieht in der Zwischenzeit?
Der African Agri Council steht an einem Scheideweg. Er muss seine institutionelle Kapazität als panafrikanische Einrichtung ausbauen, um mit dem wachsenden Bedarf der Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung des Kontinents Schritt zu halten, indem er seine Aktivitäten und Programme strategisch auf die Unterstützung kontinentaler und globaler Konzepte ausrichtet.
Athari Africa und seine in 2023 Beteiligten und Betroffenen aus Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo, Namibia, Nigeria und Sambia sind gut aufgestellt, um die kontinentalafrikanische Freihandelszone zu unterstützen. Die AfCFTA ist revolutionär, weil sie die regionale Integration der landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten anstößt. Eine erfolgreiche Integration erfordert qualifizierte Unternehmen, die ausreichende und im Vergleich zu ausländischen Produkten konkurrenzfähige Erzeugnisse für den lokalen und regionalen Konsum produzieren. Der AAC wird eine wesentliche Rolle im Wissens- und Technologietransfer spielen und eine globale PR-Kampagne initiieren, um das Vertrauen in die Marke „Made in Africa“ aufzubauen, die derzeit von der Afrikanischen Union und der Europäischen Union in Absprache mit dem Privatsektor entwickelt wird. Durch seine verschiedenen Plattformen wird er Käufer, Verkäufer, Lösungsanbieter und Finanzinstitute zusammenbringen.