Newsletter-Anmeldung
Verpassen Sie nichts!
Wir versorgen Sie regelmäßig mit den wichtigsten Neuigkeiten, Artikeln, Themen, Projekten und Ideen für EINEWELT ohne Hunger.
Newsletter-Anmeldung
Verpassen Sie nichts!
Wir versorgen Sie regelmäßig mit den wichtigsten Neuigkeiten, Artikeln, Themen, Projekten und Ideen für EINEWELT ohne Hunger.
Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung.
Datensicherheit, Finanzierung, die Automatisierung von Krediten und die Nutzung alternativer Daten – die Digitalisierung von Finanzdienstleistungen im Agrarsektor hat viele Facetten, denen sich eine internationale Konferenz mit Repräsentanten des Agrarfinanzsektors in Sambia widmete. Doch wie trägt die Digitalisierung von Finanzdienstleistungen zur ländlichen Entwicklung und der Inklusion von Frauen bei?
Multiple Krisen, Klimaextreme und die anhaltende Pandemie haben die weltweite Nahrungsmittelkrise verschärft. Derzeit leiden weltweit bis zu 828 Millionen Menschen unter Hunger. In vielen afrikanischen Ländern ist die Landwirtschaft grundlegend für die wirtschaftliche Entwicklung und somit von großer Bedeutung für die Bekämpfung von Armut und Hunger. Über 50 Prozent der afrikanischen Bevölkerung ist in diesem Bereich tätig. Die meisten landwirtschaftlichen und agrarbasierten Betriebe sind allerdings nur wenig marktorientiert und kaum in die Geldwirtschaft integriert.
Banken und Finanzinstitutionen konzentrieren sich hauptsächlich auf städtische Räume. Trotz Fortschritten in den vergangenen 20 Jahren gibt es somit nur wenige Finanzdienstleistungen, die an die Bedürfnisse landwirtschaftlicher Betriebe angepasst sind.
Hierunter fallen beispielsweise saisonale Bedingungen, wie die Verfügbarkeit von an die Pflanzsaison angepassten Krediten sowie Wetterrisiken und damit einhergehende Unsicherheiten und demensprechende Versicherungen, wie beispielsweise Wetterindexversicherungen. Diese fehlende Inklusion des ländlichen Raums hemmt oder verhindert Investitionen in agrarbasierte Wertschöpfungsketten. Digitale Finanzdienstleistungen bieten hier eine greifbare Lösung.
Einerseits ermöglichen sie es Finanzinstituten, ländliche Gebiete besser zu erschließen und Finanzdienstleistungen leichter an die Bedürfnisse des Agrarsektors anzupassen. Andererseits bieten sie der ländlichen Bevölkerung die Möglichkeit, lange Anfahrtswege zu vermeiden und Transaktionskosten zu senken. Dies erfordert jedoch eine angemessene digitale Infrastruktur.
Insbesondere Mobile Money hat sich zu einem wichtigen Faktor für die nachhaltige finanzielle Inklusion entwickelt. In der Global Findex Database 2021 der Weltbank ist vermerkt, dass der Besitz von Konten bei einer Bank oder einer regulierten Institution, wie einer Kreditgenossenschaft, einem Mikrofinanzinstitut oder einem Anbieter von mobilen Gelddienstleistungen in den letzten 10 Jahren weltweit um die Hälfte gestiegen ist. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist eine Zunahme von Konten weitgehend auf die Einführung von Mobile Money zurückzuführen.
Digitale Anwendungen werden auch für die Entwicklung alternativer Kreditwürdigkeitsprüfungen herangezogen. Wie Nathan Were, Berater für Agrarwirtschaft der Weltbank erklärt, ist der beste Anhaltspunkt für die Einschätzung von Kreditwürdigkeit das Rückzahlungsverhalten eines Kunden. Aber das ist ein Dilemma, denn wenn ein potenzieller Kreditnehmer keinen Zugang zu einem Kredit hat, kann er keine Kredithistorie aufbauen. Die Sammlung und Auswertung „alternativer Daten“, wie zum Beispiel Mobiles Datennutzungsverhalten, können dazu beitragen, dass Kreditwürdigkeit auch ohne Bankhistorie beurteilt werden kann.
Diese und weitere Themen, wie Datensicherheit, Finanzierung, die Automatisierung von Krediten, Kompetenzentwicklung von Mitarbeitenden, eine kritische Hinterfragung von Datenanalysen und die Nutzung alternativer Daten in der Agrarfinanzierung wurden während der internationalen Konferenz in Lusaka vertiefend behandelt. Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragte und von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführte Globalvorhaben "Förderung der Agrarfinanzierung für agrarbasierte Unternehmen im ländlichen Raum" (GV AgFin) veranstaltete diese im Oktober 2022 zu dem Thema „Digitalisierung der Agrarfinanzierung“. An der Veranstaltung nahmen mehrheitlich Vertreter*innen von Finanzinstitutionen aus neun afrikanischen Ländern südlich der Sahara teil. Diese gingen gemeinsam den Fragen nach, wie digitale Strategien im Agrarfinanzsektor verfeinert sowie neue digitale Anwendungen integriert werden müssen, um auch im ländlichen Raum ein flächendeckendes Angebot an Finanzdienstleistungen anbieten zu können.
Die Inklusion der ländlichen Bevölkerung im Allgemeinen und die von Frauen im Speziellen erfuhren dabei eine besondere Hervorhebung. Frauen haben oft nur einen begrenzten oder gar keinen Zugang zu digitalen Geräten, Kenntnissen und Angeboten. Hindernisse für die Einrichtung eines mobilen Kontos sind darüber hinaus fehlendes Wissen über Mobile Money und mangelnde Finanzkenntnisse.
Mit geeigneten Finanzdienstleistungen, wie der Bereitstellung alternativer Sicherheiten, Gruppen- und niedrigschwelligen Krediten, der Berücksichtigung und angemessenen Behandlung sozialer Normen sowie der Vermittlung digitaler Kompetenzen, kann dem Risiko der digitalen Ausgrenzung und Diskriminierung von Frauen wirksam begegnet werden.
Ein Beispiel für die digitale Integration von Frauen in den Agrarfinanzsektor bietet die Mikrofinanzinstitution MicroLoan Foundation (MLF), mit welcher das GV AgFin in Malawi zusammenarbeitet. MLF richtet seine Finanzprodukte ausschließlich an die Bedarfe von Bäuerinnen aus. Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, den Armutskreislauf zu beenden. Dazu bietet die MLF Schulungen zur Geschäfts- und Finanzkompetenz in Kombination mit dem Angebot von bedarfsgerechten Krediten an. Zu den, gemeinsam mit dem GV AgFin, entwickelten Finanzdienstleistungen gehören beispielsweise Betriebsmittelkredite für Reis-, Soja- und Erdnussproduzentinnen. Die Kombination von Kredit und Mobile Money für Auszahlungen und Rückzahlungen, erspart den Frauen die lange und oft gefährliche Anreise zu den wenigen Filialen im ländlichen Malawi.
Im folgenden Interview beschreibt Joseph Kaipa, stellvertretender Geschäftsführer der MLF, warum diese speziell mit Frauen arbeitet, welche konkreten Maßnahmen unternommen werden, um Frauen in den Agrarfinanzsektor zu integrieren, und warum digitale Finanzdienstleistungen ein geeignetes Instrument zur Förderung von Frauen in ländlichen Gebieten sind. Mit der Unterstützung von AgFin wurden spezielle Schulungs- und Coachingmethoden für Agrarfinanzierungen mit Mitarbeitern und Kunden umgesetzt. Das Ergebnis ist eine Kreditrückzahlungsquote von 98 Prozent.
Bauern und Bäuerinnen aus Sambia, Malawi und Burkina Faso, veranschaulichen im folgenden Video, wie digitale Finanzdienstleistungen zur Entwicklung ländlicher Gebiete beitragen können. Hinweise auf schlechte Internetverbindungen oder fehlende Produktinformationen machen deutlich, dass die digitale Transformation des Agrarsektors nicht abgeschlossen ist. Die Erfolgsgeschichten zeigen jedoch, dass Digitalisierung einen Beitrag zur ländlichen Entwicklung leisten kann, wobei besonders darauf zu achten ist, dass Frauen und marginalisierte Gruppen nicht den Anschluss verlieren.