G7 Sustainable Supply Chains Initiative: Von der Selbstverpflichtung zum Handeln
Zukünftige Generationen brauchen nachhaltigere und stabilere Ernährungssysteme. Wie aber kann diese umfassende Transformation gelingen und welche Verantwortung trägt der Privatsektor? Diese Fragen standen im Fokus des G7 Sustainable Supply Chains Initiative (G7 SSCI) Side Events im Rahmen des „Champion Youth Action“-Tages bei der 27. UN-Klimakonferenz (COP27).
Der Klimawandel und aktuelle geopolitische Entwicklungen zeigen, dass im Privatsektor großflächige Anstrengungen notwendig sind, um globale Agrar- und Lebensmittellieferketten nachhaltiger, inklusiver und widerstandsfähiger zu gestalten. Vor diesem Hintergrund veranstalteten die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Zusammenarbeit mit der World Benchmarking Alliance (WBA) und dem Centre for Responsible Business Conduct der OECD (RBC Centre, OECD) am 15. November ein Side Event auf der diesjährigen COP27. Unter dem Titel „Delivering transparency and transformational change in food systems - How the G7 Sustainable Supply Chains Initiative is working to meet young people´s demands for sustainable and resilient food systems” kamen Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und der Jugend zusammen.Sie diskutierten über die Möglichkeiten und Limitationen freiwilliger Maßnahmen zur Erreichung nachhaltiger Agrarlieferketten im Rahmen der G7 SSCI.
Die G7 SSCI wurde im Dezember 2021 unter der britischen G7-Präsidentschaft gelauncht und durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) während der deutschen G7-Präsidentschaft weiterentwickelt. Die G7 SSCI bringt Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen, um Ernährungssysteme nachhaltig zu transformieren und die globalen Bemühungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu stärken. Unter der Initiative haben sich 22 weltweit führende Lebensmittel- und Agrarunternehmen aus den G7-Ländern dazu verpflichtet, ihre Lieferketten hinsichtlich ökologischer, ernährungsphysiologischer und sozialer Indikatoren zu verbessern. Der Food and Agriculture Benchmark der WBA ermöglicht in diesem Zusammenhang eine objektive und international anerkannte Messung der Nachhaltigkeitsfortschritte.
Dass freiwillige Verpflichtungserklärungen nicht genügen und es der Einbeziehung aller Interessensgruppen bedarf, wurde während des Events deutlich. Felicitas Röhrig, Senior Policy Officer im BMZ, hob in ihrer Eröffnungsrede hervor, dass besonders die kommenden Generationen die desaströsen Konsequenzen des Klimawandels tragen und verstärkt in strategische Entscheidungsprozesse eingebunden werden müssen. Zudem können Veränderungen nur durch die enge Zusammenarbeit des privaten und öffentlichen Sektors, wie bei der G7 SSCI, möglich werden. Auch Viktoria de Bourbon de Parme (Lead Food and Agriculture Transformation, WBA) sieht in der G7 SSCI ein gutes Beispiel für die Übernahme von Verantwortung seitens des Privatsektors. In nur 12 Monaten konnten 75% der 22 Mitgliedsunternehmen erste Erfolge, vorwiegend in den Umweltindikatoren des Benchmarks, vorweisen. Gleichzeitig existieren noch immer viele Problemstellen, wie im Bereich entwaldungsfreie Lieferketten oder der Erreichung von existenzsichernden Löhnen. An dieser Stelle appelliert sie besonders an die Jugend und Zivilgesellschaft, auf Rückstände aufmerksam zu machen.
Junge Menschen können mit frischen und unkonventionellen Ideen einen wichtigen Beitrag leisten.
Um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu ermöglichen, ist es laut der Jugendvertreterin Silke Remmits (i4nature) unumgänglich, dass Unternehmen transparent und offen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken und Ziele informieren und junge Menschen als gleichwertige Akteure in wichtige Entscheidungen mit einbeziehen. Dieser Gedanke wurde auch durch den G7 SSCI-Unternehmensrepräsentanten Michael Okoroafor (Chief Sustainability Officer, McCormick & Co.) aufgegriffen, der die Notwendigkeit von „reverse mentoring“ – also dem Lernen von jüngeren Generationen im Unternehmen – hervorhob.
“Wir erben den Planeten nicht von unseren Vorfahren - wir leihen ihn uns von unseren Kindern” (Michael Okoroafor, McCormick & Co.).
Freiwillige Verpflichtungserklärungen stellen zwar nur einen Teil des erforderlichen Smart Mixes dar, sind aber ein erster Schritt, um die Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Daher möchte ich die Notwendigkeit der Öffnung der G7 SSCI für weitere Unternehmen hervorheben, um die Erfolge der Privatsektor-Maßnahmen weiter zu messen. Nur indem alle Akteure, inklusive der Zivilgesellschaft und der Jugend, zusammenarbeiten, können freiwillige Verpflichtungen auch zu wirkungsvollem Handeln führen.