Der Garten der Agrarökologie: Beispiele aus der Praxis

Die Herausforderungen des Bevölkerungswachstums, der abnehmenden biologischen Vielfalt sowie des Klimawandels erfordern ein Umdenken in unserem gegenwärtigen Ernährungssystem und Lösungsansätze im Sinne eines agrarökologischen Wandels. Das reicht vom Anbau, über die Weiterverarbeitung und den Handel bis hin zum Konsumenten und dem politischen und gesellschaftlichen Umfeld.

 

Auf der interaktiven Grafik finden Sie durch Nummern gekennzeichneten Beispiele aus der Praxis. Klicken Sie darauf, um mehr zu erfahren.

Karpfen im Reisfeld

Schon heute sind die weltweiten Fischbestände stark bedroht. Für viele Menschen, insbesondere in Entwicklungsländern, gehören Fischprodukte zu den wichtigsten Protein- und Mikronährstoffquellen. Nachhaltige Fischerei und Aquakultur spielt daher bei der Ernährungssicherung eine Schlüsselrolle.

 

In Madagaskar werden Aquakultur und Nahrungsmittelerzeugung direkt miteinander verknüpft. Hier werden Karpfen in geflutete Reisfelder eingesetzt. Während die Fische heranwachsen, ernähren sie sich von Schnecken und Insekten. Zur Futtersuche wühlen sie im Boden und setzen Nährstoffe frei, die Reispflanzen besser wachsen lassen. Neben der Produktion von Fisch werden so auch die Reiserträge um zehn Prozent gesteigert

 

Bisher erlernten im Vorhaben Nachhaltige Fischerei und Aquakultur ca. 5.100 Frauen und 9.800 Männer Techniken zur Fischzucht in Teichen und Reisfeldern. Der zusätzlich verfügbare Fisch leistet einen direkten Beitrag zur Ernährungssicherung von etwa 10.500 Menschen.

 

Kakao mit Sonnenschutz

Monokulturen sollen die Erträge steigern, haben aber zur Folge, dass sie den Boden auslaugen und unfruchtbar machen sowie zur Verbreitung von Pflanzenkrankheiten führen. Agroforstsysteme hingegen setzen auf die vorteilhaften Wechselwirkungen einer gleichzeitigen Nutzung der Flächen mit Acker- oder Tierhaltung und Gehölzen.

 

In Côte d’Ivoire werden so Agrarflächen mit Wald kombiniert, das heißt Kakaopflanzen wachsen zwischen anderen Bäumen. Diese schützen sie vor Wind, zu viel Sonne, vor Schädlingen und sie liefern den Kakaopflanzen Nährstoffe. Durch den hohen Baumanteil wird außerdem mehr CO2 gespeichert.

 

Das Globalvorhaben Forests4Future hat seit seinem Start im Herbst 2020 in Madagaskar, Togo und Äthiopien bereits auf einer Fläche von rund 978 ha Aufforstung, Agroforst-, Boden- und Wasserschutzmaßnahmen zur Wiederherstellung von produktiven Landschaften und Wäldern durchgeführt. Dies entspricht einer Fläche von 1.369 Fußballfeldern.

 

Land in Frauenhand

Wenn Zugangs- und Besitzverhältnisse zu Land und Wasser nicht geklärt sind, führt dies häufig dazu, dass Land und Ressourcen nicht nachhaltig genutzt werden oder Landkonflikte entstehen. Klare Besitzverhältnisse sind daher existenziell. Eine besondere Rolle haben Frauen. Obwohl sie die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte stellen, werden sie bei der Landzuweisung und dem Eigentum an Land diskriminiert.

 

In Burkina Faso werden daher in partizipativen Verfahren speziell Landbesitzerinnen gefördert und die Vermessung und Dokumentation der Besitzverhältnisse mithilfe von GPS-Geräten unterstützt.

 

Das Globalvorhaben Verantwortungsvolle Landpolitik hat zudem zur Lösung von annährend 3.200 Landkonflikten beigetragen. Die Klärung solcher Konflikte sorgt nicht nur für sozialen Frieden, sondern auch für erhöhte landwirtschaftliche Produktivität und Investitionsbereitschaft.

 

Boden schützen – Zukunft ernten

Ohne guten Boden können keine Nahrungsmittel produziert werden. Maßnahmen wie Steinwälle, Flussschwellen oder Anpflanzungen verhindern in Hanglagen, dass fruchtbarer Boden durch Wind und Regen abgetragen wird. Sie stellen Böden wieder her, indem sie fruchtbare Sedimente aufstauen, und sie verbessern das Einsickern von Niederschlägen in den Boden – wichtig vor allem in Trockengebieten. Das ist aber nur ein Teil der Lösungen: Wiederaufforstung, besseres Weidemanagement und die Zufuhr von organischem Material, helfen Kohlenstoff im Boden zu binden und leisten damit einen Beitrag gegen die Erderwärmung. Reihensaat, organischer Dünger und Bio- Pestizide schonen Boden und Grundwasser.


Das Globalvorhaben Bodenschutz und Bodenrehabilitierung für Ernährungssicherung konnte über Maßnahmen zum Erosionsschutz und zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit seit 2015 in sechs Ländern Afrikas und in Indien eine Fläche von der Größe einer halben Million Fußballfelder schützen oder wieder für eine produktive wie nachhaltige Landwirtschaft nutzbar machen.


Durch solche Maßnahmen erzielten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durchschnittlich 45 Prozent höhere Erträge. Die Ernährungssituation von fast 1 Million Menschen hat sich dadurch direkt verbessert.

 

Zugang zu Ökowissen

Weltweit konsumieren die Menschen heute dreimal so viele Bio-Lebensmittel wie vor 15 Jahren. Das ist ein lukrativer Markt für afrikanische Bäuerinnen und Bauern, die Früchte, Kaffee, Getreide und andere Kulturen ökologisch anbauen und vermarkten. Doch vielen Landwirtinnen und Landwirten in Afrika fehlen die theoretischen und praktischen Kenntnisse dazu.


Das Globalvorhaben Wissenszentrum für ökologischen Landbau möchte diese Wissenslücke schließen und schult in 15 afrikanischen Ländern Master-Trainer:innen und Multiplikator:innen zu ökologischer Anbau- und Vermarktungspraxis. Im Verlauf des Vorhabens sollen insgesamt 4.300 Multiplikator:innen und Master-Trainer:innen qualifiziert werden, womit bis Projektende 215.000 Menschen ausgebildet werden können.

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