Drohnen für inklusives Wachstum in der Landwirtschaft

Die Verwendung von Drohnen bringt Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zahlreiche Vorteile: effizienterer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, kürzere Arbeitszeit und minimierter potenzieller Kontakt mit Agrarchemikalien verglichen mit dem Einsatz von Rückenspritzgeräten. Drohnen ermöglichen besonders schnelles und präzises Spritzen, wodurch der landwirtschaftliche Input optimiert und der Wasserbedarf reduziert werden. In ersten Pilotprojekten hat BASF ermutigende Erfolge erzielt und will in fünf Jahren insgesamt 8.000 Landwirte mit dem Projekt erreichen.

Eine Drohne fliegt über ein Reisfeld in Ecuador. (c) Fernando Mora/BASF

Von BASF Agricultural Solutions

Angesichts einer rasch wachsenden Weltbevölkerung wird zunehmend erwartet, dass wir eine nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Umwelt etablieren und erhalten. In Zusammenarbeit mit Landwirten, Agrarfachleuten, Experten für Schädlingsbekämpfung und anderen sehen wir darin für uns wichtige Aufgaben. Deshalb investieren wir in eine starke Forschungs- und Entwicklungspipeline und ein breites Portfolio.

Alle Beiträge

„Ein Ökosystem, das an die landwirtschaftliche Tätigkeit von Menschen angepasst wurde, ist ein Agrarökosystem. Um es zu bewirtschaften muss man mehr beherrschen als landwirtschaftliche Methoden zur Steigerung landwirtschaftlicher Erträge. Agronomen müssen dafür sorgen, dass der Einklang der belebten und unbelebten Umwelt erhalten und somit das System bewahrt bleibt.“ Das hat uns mein Naturwissenschaftslehrer in der achten Klasse anlässlich einer Berufsorientierungsveranstaltung erzählt. Für eine Vierzehnjährige, deren Traum die Unterstützung der Armen in ihrem Land war, schien Agronomie die edelste, komplexeste und wichtigste Wissenschaft zu sein, um das Schicksal der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in El Salvador zu verändern.

 

Die Landwirtschaftsstatistiken in El Salvador werden von der Zahl 90 dominiert: Ca. 90 Prozent aller Bauernhöfe haben eine Größe von weniger als zwei „manzanas“ (1,4 Hektar) und ca. 90 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte besitzen nur 28 Prozent des Ackerlandes, während 72 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen landesweit in der Hand von nur 10 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte sind. Die Zahl 90 repräsentiert die Asymmetrie unseres Agrarökosystems.

 

Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden täglich mit Herausforderungen konfrontiert, die häufig auf mangelnde Sachkenntnis über optimale Anbaumethoden oder die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen sowie auf unzureichende Ausrüstung zurückgehen. Für diese Landwirtinnen und Landwirte ist es häufig zudem schwierig einzuschätzen, wann wieviel Pflanzenschutzmittel verwendet werden sollte. In vielen Fällen führt das zu übermäßiger oder unzureichender Dosierung, was im Gegenzug die Entstehung von Resistenzen bei Schädlingen und Krankheitserregern begünstigt. Ein falscher Umgang mit Pflanzenschutzmitteln geht zudem leider auch mit Umweltrisiken und latenten Gesundheitsrisiken für die Landwirtinnen und Landwirte einher.

 

Diese innovative Anwendungstechnologie kann eine der körperlich anspruchsvollsten Tätigkeiten ersetzen. Gleichzeitig können junge Menschen auf dem Land motiviert werden, einen Beruf im Landwirtschaftssektor zu ergreifen.

 

Die Aufgaben von Agronomen sind komplex; die Tätigkeit von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist jedoch so anspruchsvoll wie keine andere Arbeit auf der ganzen Welt. Obwohl die durchschnittliche Länge der Schulbildung landesweit 2 Jahre und in den ländlichen Gebieten praktisch null beträgt, wird von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erwartet, dass sie die Produktivität ihres Ackerlandes sowie die Effizienz ihrer landwirtschaftlichen Betriebsmittel erhöhen und Pflanzenschutzmittel verantwortungsbewusst einsetzen. Kann die Verwendung einer Technologie der Präzisionslandwirtschaft – zum Beispiel der Einsatz von Drohnen für das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln – eine innovative Lösung für diese Herausforderungen sein?

 

YDas kann sie! …wenn die neue Technologie mit passenden gesellschaftlichen Maßnahmen eingeführt wird, um sicherzustellen, dass sie von den Landwirtinnen und Landwirten auch angenommen wird. Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg der Technologie ist die Einbettung in ein inklusives Geschäftsmodells, das die Rentabilität für Landwirtinnen und Landwirten in den Vordergrund stellt. So kann Digitalisierung – hier der Einsatz von Drohnen –Landwirtinnen und Landwirte helfen, ihre Ernte besser zu schützen, ihre Produktivität zu steigern und ihre Ertragskraft zu verbessern.

 

 

Drohnen sind ferngesteuerte Fluggeräte, die auch unter dem Namen „unbemannte Luftfahrzeuge“ (unmanned aerial vehicle, UAV) bekannt sind. In Kombination mit analytischen Tools helfen Drohnen Landwirtinnen und Landwirten, Echtzeitinformationen über das von ihnen bewirtschaftete Land zu sammeln. Diese umfassen unter anderem Daten zur Nährstoffversorgung, Biomasse und Entwicklung der Pflanzen, die von biotischen und abiotischen Stressfaktoren beeinflusst werden. Ähnlich wie Satelliten können Drohnen, die mit speziellen Sensoren ausgestattet sind, multispektrale Bilder sammeln. Diese Bilder, in Kombination mit Wetter- und Feldvergleichsdaten sowie Expertengutachten, generieren Algorithmen und können so Schädlingsbefall, Pflanzenkrankheiten sowie Unkrautwachstum vorhersagen und beobachten. Die so entstehenden Frühwarnsysteme für Pflanzenkrankheiten helfen Agronomen sowie Landwirtinnen und Landwirten, das Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen besser zu analysieren und den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu bestimmen. Auf diese Weise können Landwirtinnen und Landwirte Entscheidungen auf Grundlage wissenschaftlicher Daten anstelle allgemeiner Empfehlungen oder historischer Informationen treffen.

 

Drohnen werden auch bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Dieser Aspekt ist besonders relevant in Entwicklungsländern, in denen Landwirtinnen und Landwirte sich derzeit den Einsatz von Traktoren oder Flugzeugen nicht leisten können und primär auf Rückenspritzgeräte angewiesen sind.

 

Die meisten Expertinnen und Experten sind der Meinung, dass der Landwirtschaftssektor schnell altert. Meine Beobachtungen im Feld bestätigen, dass der Haushaltsvorstand einer Landwirtsfamilie im Durchschnitt 50 Jahre alt ist. Stellen Sie sich vor, wie schwierig es für diese Landwirtinnen und Landwirte sein muss, bei 40 °C acht Stunden lang ein 20 kg schweres Spritzgerät auf dem Rücken zu tragen! Die Verwendung von Drohnen kann hier einen echten Unterschied machen. Diese innovative Anwendungstechnologie kann eine der körperlich anspruchsvollsten Tätigkeiten ersetzen. Gleichzeitig können junge Menschen auf dem Land motiviert werden, einen Beruf im Landwirtschaftssektor zu ergreifen.

 

BASF Berater halten eine Trainingsession mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Kolumbien. (c) Fernando Mora/BASF

Drohnen sind bis zu 50-mal schneller als ein herkömmliches Rückenspritzgerät, wodurch Spritzzeit und -kosten reduziert werden. Unserer Erfahrung nach verbrauchen Drohnen bis zu 90 Prozent weniger Wasser als Rückenspritzgeräte. Somit helfen Drohnen den Landwirtinnen und Landwirten insbesondere in Regionen mit Wasserknappheit, diese lebenswichtige Ressource sparsam zu dosieren. Der präzisere Einsatz reduziert die Verschwendung von Betriebsmitteln und somit auch das Risiko unerwünschter Auswirkungen auf die Umwelt. Da Drohnen eine gezielte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen, sind sie bei der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten effizienter als Rückenspritzgeräte.

 

Alle Landwirtinnen und Landwirte haben unabhängig von der Größe ihres Betriebs das Recht auf Sicherheit bei ihrer Arbeit. Das ist die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden. Mit Drohnen kann potenzieller Kontakt mit Agrarchemikalien reduziert und landwirtschaftliche Arbeit sicherer gemacht werden. Allerdings können Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sich derzeit keine Drohnen leisten. In der Tat braucht es drei Veränderungen, um Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Lateinamerika den Einsatz von Drohnen zu ermöglichen:

  • Einen Wandel im landwirtschaftlichen Betrieb – Landwirtinnen und Landwirtes spritzen Pflanzenschutzmittel nicht länger selbst, sondern überlassen diese Aufgabe einem Dienstleister. So werden zudem zusätzliche Jobs für geschulte Anbieter für Drohnen-Dienstleistungen geschaffen;
  • einen Technologiewandel, der Rückenspritzgeräte durch Drohnen ersetzt; und
  • einen Wandel des Geschäftsmodells: hier muss gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten ein Netzwerk aus Geschäftspartnern entstehen, die alle von der Technologie profitieren.

Es gibt weitere Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. So zum Beispiel ist der Einsatz von Drohnen in einigen Ländern noch nicht gesetzlich geregelt. Zudem benötigen Landwirtinnen und Landwirte sowie potenzielle Spritzdienstleister Zugang zu Schulungen und Ausrüstung – wie herkömmliche Applikationstechnik müssen auch Drohnen verantwortungsvoll eingesetzt werden. Das Potenzial für einen landwirtschaftlichen Wandel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen macht Drohnen jedoch zu einer vielversprechenden Innovation, die den Wettbewerbsnachteil von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf der ganzen Welt ausgleichen könnte.

 

Zurück zur Übersicht

Ähnliche Beiträge

Wie das Grüne Innovationszentrum Frauen im Flachland von San in Mali unterstützt

Ausreichende und ausgewogene Ernährung, höhere Einkommen und mehr Beschäftigung im ländlichen Raum – das sind die Ziele der 15 Grünen Innovationszentren, die in Afrika und Asien entstanden sind. Doch wie sieht die konkrete Umsetzung in Bamko, Mali aus?

Weiterlesen

Babban Gonas holistischer Finanzierungsansatz

Was sind innovative Finanzierungsmechanismen und wie trägt Finanzierung dazu bei, Innovation zu skalieren? Kola Masha, Managing Director von Babban Gona, beschreibt im Interview sein spezielles – und erfolgreiches – Geschäftsmodell, das er in Nigeria mit finanzieller Hilfe und Unterstützung der deutschen KfW aufgebaut hat.

Weiterlesen

From Space to Seed: Innovation für die Welternährung

Von der Ernteprognosen aus dem Weltall bis zum resistenten Saatgut: Welche Ideen und Technologien wurden in den letzten Jahren entwickelt, um die Welternährung zu revolutionieren? Wir stellen Ihnen eine Auswahl von Innovationen vor, die bedeutsam im Kampf gegen den Hunger sein könnten.

Weiterlesen

Der lange Weg vom Treibhaus in die Praxis

Innovative Ideen wie Apps sind beliebte Vorzeigeprojekte. Doch für die erfolgreiche Umsetzung einer Innovation müssen wir unseren Fokus über die Grenzen des jeweiligen Projekts hinaus weiten. Wie der Weg vom Treibhaus in die Praxis gelingt, erklärt Lennart Woltering im Interview.

Weiterlesen

Auch Innovationen brauchen ihre Zeit

Manch gute Ideen werden nicht Wirklichkeit. Ihr helfen Geduld, langfristiges Denken und der Mut, aus Fehlern zu lernen. Basierend auf einem Gespräch mit Software-Entwickler Simon Riedel hat Journalist Jan Rübel sich mit den Herausforderungen von Innovationen im entwicklungspolitischen Kontext auseinandergesetzt.  

Weiterlesen

Gentechnik, Dünger und Agrarchemikalien - gegensätzliche Perspektiven

Ist die neue Gentechnik eine Innovation für die Welternährung? Wie steht es um Dünger und Agrarchemie? Für den Ökolandwirt Felix Prinz zu Löwenstein sind alle drei Teil des Problems. Matthias Berninger vom Bayer-Konzern hält dagegen. Für ihn ist die Ablehnung der neuen Techniken die eigentlich riskante Ideologie.

Weiterlesen

Der Klimawandel betrifft uns alle, nur nicht im gleichen Ausmaß

Claudia Ringler, Deputy Division Director der Abteilung Environment and Production Technology (EPTD) am IFPRI, beschreibt die Folgen des Klimawandels auf die Bevölkerungen armer Länder. Was kann getan werden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungs- und Nahrungsmittelsicherheit zu reduzieren?

Weiterlesen

Frau Neubert, was ist ein Trilemma? Und was lässt sich dagegen tun?

Um das Trilemma der Landnutzung zu entschärfen, müssen die Klimakrise, die Vernichtung von Biodiversität und die Ernährungskrise gleichzeitig adressiert werden. Susanne Neubert, erklärt im Interview wie derlei Strategien aussehen könnten.

Weiterlesen

Agrarökologie auf UN-Ebene: Die Initiative „Scaling up Agroecology“ der FAO

Zunehmende wissenschaftliche Evidenz und lokale Erfahrungen zeigen, dass die Agrarökologie das Potenzial besitzt, eine ganzheitliche Lösung für die zahlreichen wechselseitigen Herausforderungen zu liefern, die Ernährungssysteme derzeit beschäftigen.

Weiterlesen

Warum die Transformation unserer Ernährungssysteme unerlässlich ist

Derzeitige Krisen verdeutlichen die Notwendigkeit der Transformation von Ernährungssystemen. Dr. Sinclair, Leiter des Welternährungssicherungs- ausschusses, stellt 13 agrarökologische Prinzipien vor, die den Wandel ermöglichen sollen.

Weiterlesen

Meet the people: Joseph Ngaah

Joseph Ngaah ist Vorsitzender der Kakamega County Farmers Association in Kenia. Durch sein Engagement auf nationaler und lokaler Ebene, verschafft er den Bäuerinnen und Bauern Gehör - sowohl in den Medien als auch bei politschen Entscheidungsträger:innen. In der SEWOH kooperiert er mit der Andreas-Hermes-Akademie, den Grünen Innovationszentren und dem TMG - Sustainable Think Tank.

Weiterlesen

Welthunger-Index: Der Schlüssel liegt im politischen Handeln

Der Welthunger-Index 2020 lässt befürchten, dass das Ziel „Kein Hunger bis 2030“ verfehlt wird. Miriam Wiemers, Referentin für den Welthunger-Index, beschreibt die wesentlichen Herausforderungen und wie der Weg zu Zero Hunger beschritten werden kann.

Weiterlesen

Masterplan für eine sichere Ernährung

Um bis 2030 den Hunger weltweit zu beenden, braucht es eine effektive Steuerung. Dieser Masterplan basiert auf den Erfahrungen des Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung der GIZ. Dieses setzt in zehn Ländern weltweit Maßnahmen zur Stärkung der Nutrition Governance um.

Weiterlesen

Wie wir das Recht auf Nahrung verwirklichen können

Stefan Schmitz leitet den Crop Trust und war bis 2019 SEWOH Beauftragter im BMZ. Wir haben ihn gefragt, welche Aspekte der SEWOH wegweisend sein könnten, um globale Ziele wie die Erreichung von SDG 2 auf nationaler und globaler Ebene voranzutreiben.

Weiterlesen

Weg vom Gießkannenprinzip, hin zur Wirksamkeit

Um die Weltbevölkerung auch 2050 ernähren zu können, ist laut Jan Grossarth "die hohe Kunst der Governance" gefragt. Was diese Kunst beinhaltet und auf welche Herausforderungen sie stößt, hat er mit Unterstützung der SEWOH-Partner beleuchtet

Überall ein bisschen Fortschritt, in vielen Tausend lokalen Projekten – aber was ist, wenn das angesichts der globalen Herausforderung nicht genügen wird? Afrikas Bevölkerung verdoppelt sich laut den UN-Prognosen bis 2050 auf mehr als zwei Milliarden Menschen. Dabei importiert der Kontinent schon heute mehr Lebensmittel, als er exportiert, versorgt sich also nicht selbst mit Nahrung. Klimaprognosen sagen für einige afrikanische (und asiatische) Regionen vorher, dass die Durchschnittstemperaturen dort um 3 Grad oder mehr steigen werden. Die Wüsten breiten sich aus. Diese Aussicht legt nahe, dass eine Entwicklungszusammenarbeit, die Ressourcen nach dem Gießkannenprinzip verteilt, nicht wirksam genug ist. 

Weiterlesen

Klima Krisen

Bevölkerungswachstum, fehlende Rechtsstaatlichkeit und schwindende Ressourcen, beschleunigt durch den Klimawandel, führen zu Konflikten, die in der gesamten Sahelzone jährlich Tausende von Toten fordert. "Viele werden ihre Heimat verlassen oder durch Hunger, Krankheiten und Kriege zugrunde gehen. Nur eine zügige sozioökonomische Entwicklung durch massive Investitionen [...] könnte dieses Desaster verhindern."

Weiterlesen

Warum braucht erfolgreiche Transformation eine starke Governance?

Die Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger (SEWOH) ist der Versuch einer Gebernation, die Erreichung von Nachhaltigkeitsziel 2 (SDG 2) entscheidend voranzubringen. Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus dem begleitenden Diskurs zur SEWOH.

António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), hat im Sommer 2019 wegen der steigenden Zahl von hungernden Menschen Alarm geschlagen. Ein „World Food Systems Summit“ (UNFSS) im Herbst 2021 soll dem Thema Hungerbekämpfung und Nachhaltigkeit die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen und neue Impulse für einen Wandel des gesamten Ernährungssystems setzen. Bereits 2014 hat Gerd Müller als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit der SEWOH einen bemerkenswerten Versuch unternommen. Die Idee: Mit einem sektoral ausgerichteten, von zunächst einer Gebernation getriebenen Ansatz das Nachhaltigkeitsziel 2 (SDG 2) entscheidend voranbringen. Dazu ist Deutschland mit einem Investment von rund 1,5 Milliarden Euro zum weltweit zweitgrößten Geber in den Bereichen Ernährungssicherung, ländliche Entwicklung und Landwirtschaft aufgestiegen. Die Initiative hat neue Wege erkundet, aber auch ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Und – entscheidend verschärft durch die Covid-19-Pandemie – sehr deutlich die Verletzbarkeit der globalen Ernährungssicherheit aufgezeigt. 

Weiterlesen

Auf Innovationen liegt die Hoffnung der Entwicklungspolitik

Auf Innovationen liegt die Hoffnung der Entwicklungspolitik. Aber was ist eigentlich eine Innovation, die Afrika wirklich weiterbringt? Mit Unterstützung der SEWOH-Partner hat sich Journalist Jan Grossarth kritisch mit der Forderung nach Innovation auseinandergesetzt.

Ist Innovation ein Heilmittel? Ein nichtssagendes Füllwort? Sogar problembehaftet? Und: Inwiefern? Im post-kolonialen kritischen Blick auf die Vergangenheit erscheint die „Innovationsgeschichte“ Afrikas jedenfalls zweischneidig. Der Historiker Clapperton Chakanetsa Mavhunga, der am amerikanischen MIT lehrt, beklagt ein Scheitern und sogar eine überwiegend zerstörerische Wirkung „westlicher“ Technik- und Wissensexporte nach Afrika. In seinen Werken über die Innovationen in Afrika erscheint das „kapitalistische Entrepreneurship“ als „Imperialismus“ in veränderter Form und dessen Natur geradezu als „parasitär“. Ein problematischer Innovationsbegriff sei vor allem aus Europa nach Afrika transferiert worden. Einer nämlich, der auf technische Aspekte und die industrielle Skalierung und kommerzielle Nutzung eng führe.

Weiterlesen

Starke Bäuerinnen und Bauern braucht die Welt!

Starke Bäuerinnen und Bauern braucht die Welt! Aber was bedeutet das und wie lässt es sich organisieren? Mit Unterstützung der SEWOH-Partner hat der Journalist Jan Grossarth Leitgedanken zum Thema in einem Artikel zusammengetragen.

Der organisierte agrarwirtschaftliche Lobbyismus der Industriestaaten ist die Ausnahme. Ist der politische Einfluss bestimmter Interessengruppen, die parlamentarisch gut vernetzt für Fleischexporte oder Biomassesubventionen im Hintergrund wirken, übergroß und untertransparent? Über solche Fragen wird in Europa und den Vereinigten Staaten aus guten Gründen diskutiert, auch in Brasilien oder Argentinien. Mit Blick auf die Welternährung gerät eine andere, gewissermaßen gegenläufige Frage in den Hintergrund: Wie kann „guter Lobbyismus“ für die Entwicklungsinteressen der Kleinbauern der Welt entstehen? Denn wäre es nicht im Sinne vieler, und auch für die Sicherung einer stabilen Welternährung notwendig, dass die Hunderte Millionen Bauern vor Ort, in Afrika und Asien, ihre Existenz- und Entwicklungsinteressen in den Parlamenten, Medien und internationalen Organisationen wirksamer vertreten?

Weiterlesen

Über die eigene Scholle hinaus

Ein Austauschprogramm des Deutschen Bauernverbandes und der Andreas-Hermes-Akademie für deutsche und ugandische Junglandwirt:innen zeigt: Nord-Süd-Kooperation gelingt am besten auf Augenhöhe. Vier Absolvent:innen berichten was möglich ist, wenn Bauern voneinander lernen.

Weiterlesen

Agrarökologie: eine globale politische Leitperspektive?

Agrarökologie ist weltweit ein beliebtes Schlagwort in der Ernährungspolitik. Dahinter steht ein Komplexes Konzept, das Journalist Jan Grossarth mit Unterstützung der SEWOH-Partner näher beleuchtet und hinterfragt hat.

Agrarökologie lässt sich nicht in einem Satz definieren. Dafür benötigt man mehrere Seiten. Vielleicht aufgrund ihrer Vielschichtigkeit ist sie als politische Leitperspektive geeignet, allen zu gefallen. Die Europäische Kommission stützt sich im Rahmen ihres Transformations-Zehnjahresplans „Green Deal“ auf das Konzept. Auch die ernährungspolitische Strategie der EU-Kommission „Farm to Fork“ nimmt Bezug darauf. Die Welternährungsorganisation FAO lässt seine höchsten Experten aus dem Beratergremium Committee on World Food Security (CFS) das Konzept auf 163 Seiten beleuchten (HLPE-Report, 2019). Allein die Kurzfassung benötigt elf Stichpunkte für eine Definition. Agrarökologie, steht darin, meint eine Präferenz für „natürliche Prozesse, sie begrenzt die Nutzung externer Inputs, unterstützt geschlossene Kreisläufe mit minimalen negativen externen Effekten, betont die Bedeutung lokalen Wissens und partizipativer Prozesse” und soll auch soziale Ungleichheit verringern und den Wissenschaften zur Geltung verhelfen.

Weiterlesen

Der Garten der Agrarökologie: Beispiele aus der Praxis

Die Herausforderungen des Bevölkerungswachstums, die abnehmende biologische Vielfalt sowie der Klimawandel erfordern ein Umdenken in unseren Ernährungssystemen und Lösungsansätze im Sinne eines agrarökologischen Wandels.

Weiterlesen

Siegel, Zölle und Lieferkettengesetz: Nützen oder schaden sie den Kleinbauern?

In der Diskussion um nachhaltige Lieferketten setzen europäische Staaten auf Siegel, Zölle und staatliche Regulierungen. Mit Unterstützung der SEWOH-Partner stellt Jan Grossarth diese Maßnahmen infrage.

Nachdem im April 2013 in Bangladesch das achtgeschossige Fabrikgebäude Rana Plaza einstürzte, über tausend Textilarbeiterinnen und Arbeiter unter den Trümmern starben, dominierte das Thema der Menschenrechte in Nähereien einige Tage die globalen Nachrichten. Vom Schock blieb Scham. Denn war nicht jeder irgendwie mit verantwortlich, der billige T-Shirts und Jeans kauft? Dann folgte die politische Debatte: Geschah die Katastrophe nicht in dem Bereich, in dem der Staat, also Bangladesch, die Einhaltung der Gesetze verantworten müsste? Oder können wir, andererseits, nicht auch mitbestimmen, nach welchen Regeln bei uns konsumierte Produkte produziert werden? Und zwar nicht nur durch unseren Konsum, sondern auch durch unseren Staat und unsere Unternehmen?

Weiterlesen

Bauern in Aufruhr – ihre Bewegung bringt Einheit und Hoffnung

Seit 2014 garantiert ein Gesetz für alle Inder ausreichend gesunde Nahrung zu erschwinglichen Preisen. Nun erschüttert eine der größten Protestwellen in der Geschichte den Subkontinent. Landwirte wehren sich gegen Gesetze, die Mindestpreise abschaffen und Ernährungsprogramme in Gefahr bringen.

Weiterlesen

Ein deutscher Exportschlager

„Einer für alle, alle für einen“ – dieser Leitspruch wurde die Handlungsbasis landwirtschaftlicher Genossenschaften, die sich im 19. Jahrhundert gegründet hatten. Aus ihnen wurde eine Erfolgsgeschichte, die sich weit ins 21. Jahrhundert hinein weiterschreiben wird.

Weiterlesen

Entwaldung und Naturzerstörung: Es braucht einen strikten EU-Gesetzesrahmen

Im Beitrag erklärt Christine Scholl, Senior Referentin beim WWF Deutschland, warum ein umfassendes EU-Gesetz zum Stopp der Entwaldung und Umwandlung wertvoller Ökosysteme zwingend erforderlich ist und was eine solche Gesetzgebung berücksichtigen muss.

Weiterlesen

Auf Innovation und Nachhaltigkeit in der Kakaowertschöpfungskette setzen

Juliette Kouassi hat die Kakaokooperative ABOUd'CAO in Côte d’Ivoire gegründet. Ziel ist es, Produzentinnen zu fördern und "in der Kakaowertschöpfungskette nichts wegwerfen, sondern allem Wert einhauchen."

Weiterlesen

Land der Konflikte

Für die meisten Menschen in Uganda ist Landbesitz überlebenswichtig. In Zentraluganda ist eine alte Bodenordnung für Grundeigentümer*innen und Pächter*innen zum Zündstoff eines Konflikts geworden, der seit Jahrzehnten schwelt. Ein innovativer Ansatz für Konfliktbewältigung soll dies ändern.

Weiterlesen

Lieferketten: „Die Grundidee der EU ist es, zu unterstützen, statt zu strafen“

Neben der Bundesregierung treiben auch EU-Institutionen die Einführung eines Lieferkettengesetzes voran. Was wären die Auswirkungen? Fragen an Bettina Rudloff von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

Weiterlesen

Bei Dir beginnt das Wir: 3 Thesen zur Endverbraucherkommunikation

Die Generation Z (1995-2010) zwingt die Hersteller von Konsumgütern zum Umdenken. Dieser so genannte „Greta-Effekt“, der ohne die sozialen Medien nicht möglich wäre, zwingt nicht nur Unternehmen sich zu bewegen; sondern bietet auch viel Potenzial für die Ziele der Entwicklungszusammenarbeit.

Weiterlesen