Starke Bäuerinnen und Bauern braucht die Welt!

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Aber was bedeutet das und wie lässt es sich organisieren? Mit Unterstützung der SEWOH-Partner hat der Journalist Jan Grossarth Leitgedanken zum Thema in einem Artikel zusammengetragen.
Felicitas Munsanje aus Sambia ist Mitglied einer örtlichen Milchbauern-Kooperative

Von Dr. Jan Grossarth

Dr. Jan Grossarth ist freiberuflicher Journalist und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Ökologie, Landwirtschaft, Ernährungssicherung und damit verbundene gesellschaftliche Fragen. Seit 2020 arbeitet er als freier Journalist u.a. für "Die Welt", "Jüdische Allgemeine" und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Projekt zur Bioökonomie an der LMU München.

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Der organisierte agrarwirtschaftliche Lobbyismus der Industriestaaten ist die Ausnahme. Ist der politische Einfluss bestimmter Interessengruppen, die parlamentarisch gut vernetzt für Fleischexporte oder Biomassesubventionen im Hintergrund wirken, übergroß und untertransparent? Über solche Fragen wird in Europa und den Vereinigten Staaten aus guten Gründen diskutiert, auch in Brasilien oder Argentinien. Mit Blick auf die Welternährung drängt sich eine andere, gewissermaßen gegenläufige Frage auf: Wie kann „guter Lobbyismus“ für die Entwicklungsinteressen der Kleinbauern der Welt entstehen? Denn wäre es nicht im Sinne vieler, und auch für die Sicherung einer stabilen Welternährung notwendig, dass die Hunderte Millionen Bauern vor Ort, in Afrika und Asien, ihre Existenz- und Entwicklungsinteressen in den Parlamenten, Medien und internationalen Organisationen wirksamer vertreten?

 

Wenn sich Bäuerinnen und Bauern zusammentun, ihre Interessen formulieren und dafür gemeinsam kämpfen, können alle profitieren. Es kann aber auch so kommen, dass sich ein institutioneller Wasserkopf formt, und im Namen aller Privilegien für wenige organisieren. In den Entwicklungs- und Schwellenländern des globalen Südens – und nicht nur dort – ist dies häufig passiert. Ein Dilemma: Bäuerinnen bleiben relativ arm, Funktionäre werden reich, sonst ändert sich nichts. Wie also lässt sich bäuerliche politische Interessenvertretung so organisieren, dass sie allen nützt, und damit auch den Zielen der Ernährungssouveränität dient? 

 

Nigeria, Birnin Kebbi: Arbeiter in der Reismühle Labana Rice Limited. (c) Thomas Imo/photothek/GIZ

In Europa, Süd- und Nordamerika ist es so, dass agrarwirtschaftliche Organisationen mit Recht eine starke politische Lobby zugeschrieben wird. Ihre Lobbymacht gilt als geradezu unanständig groß, angesichts der Versäumnisse im Grundwasser-, Insekten- oder Nutztierschutz. Schwindelerregende Tierfabriken mästen zehntausende Schweine oder hunderttausende Hühner, das Futter – Mais oder Getreide von großen, insektenarmen Ackerschlägen – wird durch Milliarden Euro EU-Steuergeld verteuert. Der politische Wille, kleinere, vielfältigere Landwirtschaften zum förderwürdigen Leitbild zu machen, ist an den entscheidenden Stellen gering. In der industriell entwickelten Welt hat agrarindustrielle Lobbymacht also eine ambivalente Wirkung auf die Bauern. Der „Industrialisierungspfad“ hat die verbliebenden Landwirte wohlhabender gemacht, aber längst ist es so, dass der lineare „Fortschritt“ auf den Ebenen der Spezialisierung, Globalisierung und Ressourcen-Abhängigkeit sich auch gegen das Existenzinteresse der Bauern selbst richtet

 

Agrarindustrielle Lobbymacht ist aus Bauernsicht ambivalent, ihre Auswirkungen sind uneindeutig. Denn wenn man nicht anerkennen würde, dass Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt einen komfortablen Lebensstandard wünschen, und dieser immer aus industriellem Fortschritt kommt, wäre man schon in der Falle der Romantisierung und „westlicher“ Übergriffigkeit. Die absolute gedankliche Trennung von „Bauern“ und „Industrie“ ist ein Merkmal ideologischen Zugriffs auf dieses komplexe Thema. Es ist historisch gewachsen und kulturell tief verankert. 

 

Aber nicht die ideologisch aufgeladenen Begriffe helfen weiter, sondern der genaue Blick auf Orte und Projekte. Was können die einen von den anderen lernen: organisierte Bauern des Nordens und des Südens?

 
Die organisierte Begegnung war ein Teil der SEWOH-Initiative: Bauern helfen Bauern, stark zu werden, so die Idee. Es ging darum, „good governance“, oder salopp gesagt: „guten Lobbyismus“ für die Bauernorganisationen vor Ort zu inspirieren. So suchten Interessenvereinigungen der deutschen Landwirtschaft und des Agrargenossenschaftswesens Bündnisse mit Bauernverbänden des Globalen Südens. Dazu zählte etwa die Andreas Hermes Akademie des Deutschen Bauernverbandes oder der DGRV - Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband.

 

Niederlande: in der Corona-Krise ist mit den geschlossenen Restaurants der Absatz an Kartoffeln eingebrochen. (c) picture alliance/Remko de Waal/ANP

Die Idee war auch, dass in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert bis gegenwärtig erfolgreiche Konzept der Genossenschaften anzubieten. Tatsächlich trafen Welten aufeinander und in der Begegnung wurde zunächst deutlich, wie groß die Unterschiede sind. Wenn einerseits Jungbauern aus Uganda im Kaminzimmer eines westfälischen Schweinemästers sitzen, die Glut glimmt und Schinkenbrot gereicht wird, und andererseits Delegationen von Raiffeisen und deutscher Bauernfunktionäre unter den Deckenventilatoren marmorgefliester Verbandsbüros in Kenia Platz nehmen, und der Anspruch lautet, man solle nun voneinander lernen, wird nicht unmittelbar deutlich, wie das gehen soll, und wo es hinführt. 

 

Deshalb schien es den Beteiligten sinnvoll, dass die Projekte über mehrere Jahre angelegt waren, und es gab nicht nur Erfahrungen, sondern auch Ergebnisse. In Kambodscha gibt es nun einen Raiffeisen-Erzeugermarkt, und in mehreren nationalen Bauernorganisationen Afrikas sind hoffnungserweckende junge Funktionäre am Ruder, die sich in Machthabitus und Haltung deutlich von dem Funktionärstypus früherer Art unterschieden, ist zu hören. Die Balance von Demut und Machtinteresse gilt als entscheidend für das Gelingen des „guten Lobbyismus“. Und gewiss könnten das auch erfahrene Bauernfunktionäre aus dem globalen Norden von anderen lernen.

 

Starke Bauernorganisationen können auf mindestens zwei Ebenen unterstützend für ihre Mitglieder wirken: Erstens auf der Ebene der politischen Mitsprache, zweitens auf der unternehmerische Tätigkeit unterstützenden, praktischen Ebene, indem sie etwa Interessen im Einkauf und Verkauf bündeln, Dienstleistungen anbieten wie die Unterstützung in rechtlichen und Steuerfragen, den gemeinsamen Kauf und die Nutzung von Landmaschinen oder Lagerhallen organisieren. Hier ist die Genossenschaft ein geeignetes Vorbild.

 

Genossenschaftsorganisationen waren in vielen Ländern natürlich auch schon lange vor der SEWOH-Initiative bekannt. Sie genießen aber sehr unterschiedliches Renommee: Während zum Beispiel in Nepal der Deutsche Friedrich Wilhelm Raiffeisen (zumindest in landwirtschaftlichen Kreisen) fast wie ein Heiliger verehrt wird, sind die Assoziationen mit dem Genossenschaftsbegriff nicht überall so positiv: Vor allem in den ehemals sozialistischen Ländern Afrikas und Asiens waren Genossenschaften (wie auch in der DDR) ein Teil eines gesellschaftlichen Umverteilungs-, Enteignungs- und Umerziehungsprojektes. Das Wort ist unter Bauern dort teils bis heute „verbrannt“. In Kambodscha sind die Erinnerungen besonders tief blutgefärbt. Dort ermordeten die marxistisch-leninistischen Roten Khmer bei ihrem Versuch, die Landwirtschaft in „Genossenschaften“ zu kollektivieren und einen „Bauernstaat“ zu errichten, etwa zwei Millionen Menschen, die meisten von ihnen waren Bauern.

 

Verlust der Gesamternte im Hochland von Tansania (c) GIZ

Also ist das Wort Genossenschaft an vielen Orten nicht mehr das richtige, die Idee aber durchaus. Die Bauern des Südens möchten freie Unternehmer sein. Sagen sie jedenfalls: Sie sprechen oft vom „business mindset“. Das wirkt wie ein Zauberwort auch in der Entwicklungszusammenarbeit. Gefragt sind neue Techniken und Märkte – intelligenter eingebettete Industrialisierung und Marktwirtschaft. Denn es mangelt oft weniger an Ernten als an Absatz. Rund ein Drittel der Ernten vergammelt laut den Daten der FAO oder verkommt anderweitig. Das ist, auch eine große Klimasünde, weil in den Ernten indirekt Dünger- und Transportaufwände stecken. Die Nachernte- und weitere Verluste zu wertvollen Produkten umzuwandeln, ist im Interesse aller. Auch damit dies gelingt, ist ein schlagkräftiger Zusammenschluss lokaler und regionaler Kleinbauern hilfreich.

 

Aber die Bedingungen sind anders als zum Beispiel für die ersten Genossenschaften im 19. Jahrhundert in Deutschland. Die Bauern des globalen Südens konkurrieren seit Jahrzehnten mit industrieller Importware aus dem „globalen Norden“, wie etwa dem „Billigfleisch“.

 

Sie hinken auf vielen Ebenen hinterher – technisch, finanziell: Sie konkurrieren um das Land mit staatlichen oder finanzinstitutionellen Landkäufern, die hier in Ignoranz lokaler Strukturen und Arbeitskräfte Lebensmittel zur Ausfuhr nach China, Saudi-Arabien oder andere Zielstaaten erzeugen. Dann gibt es industriell entwickelte „weiße Farmer“, wie in Südafrika, Namibia oder bis zu ihrer Vertreibung in Simbabwe. Sie können für die arme Landbevölkerung Vorbilder, Arbeitgeber aber bittere Konkurrenten um knappes Land sein. Diese multiple abgeschlagene Konkurrenzsituation wird insgesamt aber gewiss als unfair und deprimierend empfunden.

 

Auch in diesem Zusammenhang ist der Gedanke wichtig, dass Kleinbauern nicht gleich Kleinbauern sind. Unterschiedliche Kleinbauern benötigen unterschiedliche Interessenvertretungen. Das wird deutlich beim Blick auf das Beispiel Indien: Etwa ein Viertel aller Bauernhöfe der Welt sind in Indien, sagt eine Berechnung der FAO. Das sind allein rund 137 Millionen Farmen.

 

Indien, Jaipur: Proteste indischer Bäuerinnen gegen den Plan der Regierung das Besitzrecht auf landwirtschaftlich genutzte Flächen einzuschränken. (c) picture alliance/Vishal Bhatnagar/NurPhoto

Indien war auch das Land, das 2020 vehemente Bauernproteste erlebt hat. Der Grund waren Agrarreformen, die staatlich garantierte Mindestpreise zurücknehmen, dafür Märkte öffnen und den E-Kommerz mit Lebensmitteln fördern wollen. Auch umweltpolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, die Kleinbauern verbieten, ihre Felder wie üblich nach der Ernte abzubrennen, sollten eingeführt werden.

 

Hinter den indischen Protesten stecken unterschiedliche Motive und Forderungen. Die verwirrende Vielstimmigkeit der Bauern zeigte sich beim Blick auf die Liste der teilnehmenden Verbände. Darunter war Bharatiya Kisan Union, eine außerparlamentarische Kleinbauernbewegung, die mit der in Südamerika wurzelnden „Via Campesina“ verbunden ist. Außerdem waren die Kommunisten von „All India Kisan Sabha“ vertreten oder auch Globalisierungsgegner, die auf der Straße gegen die Präsenz von globalen Konzernen wie Nestlé oder Bayer-Monsanto kämpften. Menschenrechtsorganisationen spielten ebenfalls eine Rolle. Die Selbstmordrate unter indischen Bauern ist weiterhin groß: 300.000 Selbstmorde wurden in zwei Dekaden gezählt. Die „Agrarfrage“ ist hier eine Frage, die das Menschenrecht auf Leben berührt.

 

Die indischen Proteste waren eine breite und vielschichtige Sozialbewegung. Auf den Straßen marschierte auch die alte Idee, die Kleinstbauernhöfe (staatlich subventioniert) letztlich in ihrer absoluten Anzahl konservieren zu wollen – dass diese und eine gleichzeitige agrarische Entwicklung widerspruchslos möglich wären, ist letztlich eine Lebenslüge nicht nur indischer, sondern auch einiger westlicher NGOs. Sie ist die Konsequenz des starren metaphorischen Denkens, das „Bauern“ und „Industrie“ als Antipoden auffasst.

 

Viele der bäuerlichen Partnerorganisationen der Sonderinitiative „SEWOH“ – ob aus Indien, aus Tansania, Nigeria oder anderen afrikanischen Staaten –, setzen andere Schwerpunkte als Subventionen und Mindestpreise. Von einem „business mindset“, den es zu stärken gelte, war auch in einer bilanzierenden Konferenz mit den Partnerorganisationen oft die Rede. Die Bauernorganisationen setzen sich für eine mächtige Mitsprache der Kleinbauern in der Wertschöpfungskette ein, von der industriellen Verarbeitung bis zum Handel, der die die Spielregeln für Im- und Export bestimmt.

 

Was also ist nun richtig: politisch kämpferische Sozialpolitik, für Subventionen und gegen multinationale Konzerne und „Land Grabbing“ staatlicher Akteure – oder andererseits unternehmerische Entwicklung, für Ausbildung, Markterschließung und technischen Fortschritt?

 

Benin, Cotonou: Frauen verkaufen auf dem Markt Reis und die in Folien verpackte traditionellen Reisbällchen. (c) Ursula Meissner/GIZ

Beide Wege können ihre Berechtigung haben. Sie haben ihre guten Gründe je nachdem, welche Gruppe man als Bauern fokussiert. In Indien und Afrika verfügen durchschnittliche Bäuerinnen oder Bauern über gut einen Hektar Land. Es handelt sich also um überwiegende Subsistenzbetriebe. Will man sie erhalten, helfen weniger Freihandelsabkommen, sondern Subventionen und Direktzahlungen. Aber ist das Landwirtschaftspolitik? Oder nicht vielmehr Armen- und Sozialpolitik?

 

Zur gedanklichen Differenzierung hilft eine Studie der Uni Oxford von 2020. Demnach gibt es 558 Millionen landwirtschaftliche Kleinbetriebe mit jeweils weniger als 20 Hektar Land auf der Welt. Mehr als zwei Drittel von ihnen (oder 410 Millionen Farmen) haben weniger als einen Hektar Land zu Verfügung. Ein Drittel aber verfügt immerhin über Flächen von 1 bis 20 Hektar. Dieses sind die „smallholder farmer“, deren unternehmerische Entwicklung vielversprechend ist, legt die Oxford-Studie nahe („Farmers and food systems“). Nur diese erste Gruppe produziere nennenswert Überschüsse zur Versorgung von Märkten, so die Studie. Die zweite Gruppe lebt in Armut und versorgt bestenfalls die eigene Familie und Teile der Nachbarschaft mit Obst, Gemüse, Reis oder Mais. Von einem „Dualismus innerhalb der kleinteiligen Landwirtschaft“ spricht die Studie.

 

Wie sieht eine wirksame Interessenvertretung für diese Gruppe aus? Sie hört immer wieder auf die Interessen der Basis. Dass effektive Bauernorganisationen „bottom-up”, also von den Bedürfnissen der Basis her gesteuert werden müssen, bestätigten auch alle der internationalen SEWOH-Partner. Dass kontinentale oder nationale Bauernverbände nicht parteipolitisch besetzt, sondern durch Wahlen intakter demokratischer Basisorganisationen bestimmt werden, ist wichtig.

 

Was genau die Interessen der Bauern sind, das variiert von Land zu Land. In einem Land ist es sinnvoll, den Import von Milchprodukten aus dem „globalen Norden“ zu erlauben, weil das Klima, die Böden oder die Agrarstruktur gar keine nennenswerte heimische Produktion zulassen. In einem anderen Land hingegen wäre der unverzollte Import extrem schädlich für die nationalen kommerziellen Kleinbauern. Bezogen auf solche Entscheidungen ist es wichtig, dass die Handelspolitik mit starken und professionellen Kleinbauernverbänden im Austausch ist und ihre Interessen hört.

 

Kenia, Region Nairobi: Bauern arbeiten auf einem Kartoffelfeld. (c) Dirk Ostermeier/GIZ

Den Bauern politisch Gewicht zu verschaffen, ist von großer Bedeutung für die Entwicklung. „Kleinbauern müssen in die politische Agenda eng integriert werden“, resümiert zum Beispiel auch die SEWOH-Projektpartnerin Janet Edeme. Sie leitet die Abteilung für ländliche Entwicklung der Afrikanischen Union in Addis Ababa. „Die Kleinbauern brauchen Anschluss an die höchsten politischen Gremien“, sagt sie, „zum Beispiel auch durch adäquate Vertretung über Verbände“. Zum Beispiel, um immer wieder darauf hinzuwirken, dass das afrikanische Freihandelsabkommen auch im Sinne der Farmer umgesetzt wird. Konstruktiver politischer Einfluss ist in vielen Fragen vorstellbar. Ganze Steuersysteme könnten mit Bezug auf eine Entwicklung der Smallholder klüger ausgestaltet sein – etwa indem externe positive Effekte regionaler Erzeugung steuerpolitisch berücksichtigt würden (durch Vergünstigungen). Eben dazu ließen sich auch Supermarktketten animieren, am „großen Tisch“ der Stakeholder.

 

„Bottom up“ ist auch einer der Erfolgsfaktoren, die die Sadhikaratha Foundation ausgemacht hat. Das ist eine gemeinnützige Stiftung in Indien. Sie bietet dort hunderttausenden Kleinbauern technische Unterstützung. „Bottom up“ heißt in der Praxis meist auch: geführt von Frauen. Denn Frauen tragen nicht nur in Indien den Großteil der bäuerlichen Arbeit. Auch müsse die erfolgreiche Bauernorganisation „systemorientiert“ sein, heißt es bei Sadhikaratha. Das bedeutet, sie muss sich thematisch mit Techniken, Buchhaltung, Vermarktung und vielem mehr befassen, was die Bäuerinnen brauchen. Wichtig sind schließlich starke Netzwerke mit Handel und Agrarbusiness. Nur ein Teil dieser Ideen lässt sich vom alten Raiffeisen lernen. Gerade in Indien gelten die Genossenschaften eher als verstaubt und vielfach politisch verfilzt.

 

Schließlich ist der Gedanke wichtig, dass wirtschaftliche Entwicklung eine Voraussatzung für wirkungsvolle landwirtschaftliche Interessenvertretung ist, und nicht allein von dieser begründet werden kann.

 

Das sieht man zum Beispiel in Tansania: Dort ist der Anteil der kleinbäuerlichen Produktion an der Versorgung der Bevölkerung besonders hoch. Er liege bei rund 80 Prozent, sagt Sinare Yusuf Sinare, Präsident des südafrikanischen Dachverbandes der Landwirtschaftsvereinigungen. Er selbst ist Landwirt und Besitzer einer Hydroponic-Farm in Dar-es-Sallam, wo Fleisch und Gemüse gezüchtet werden. Als Kind wuchs er auf einem Kleinbauernhof auf. „Damals gab es starke Genossenschaften“, sagt er, „heute gibt es die dort nicht mehr, denn jetzt leben alle in extremer Armut.“ Die starken Genossenschaften standen auch im Zeichen des Sozialismus. Was gegenwärtig aber (nicht nur in Tansania) am meisten benötigt werde, sagt Sinare Yusuf Sinare, seien private Investitionen. Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit kann helfen, die Bedingungen zu verbessern, sodass diese lohnend erscheinen. Die Stärkung von bäuerlichen Institutionen muss die vielfältigen Bedingungen des Gelingens berücksichtigen. Kluge und situativ sinnvolle Interessenvertretung berücksichtigt immer auch die konkreten politischen Machtverhältnisse und sucht auf dieser Basis realistische Wege des Interessenausgleichs.

 

DR Kongo, Katende: Bäuerinnen lockern mit Hacken die Ackerkrume auf. (c) Christoph Püschner/Diakonie Katastrophenhilfe

Historischen Vorbildern wie den erfolgreichen deutschen Genossenschaften nachzueifern ist nicht unbedingt sinnvoll, aber von ihnen lässt sich lernen. Auch der globale Norden ist kein eindeutiges Vorbild: Zum Beispiel ist es für viele der afrikanischen Landwirtschaftsvertreter unglaublich, dass die EU-Subventionen nahezu die Hälfte der Betriebseinkommen der Bauernhöfe ausmache. Genau das ist aber auch, beispielhaft, ein Ergebnis jahrzehntelanger professioneller Lobbyarbeit. Politischer Lobbyismus ist eine Annäherung an die Macht, deren Sinnhaftigkeit sich daran bemisst, wie gut die Akteurinnen und Akteure Distanz bewahren können und der Versuchung widerstehen, ihre lebensweltlichen und kulturellen Interessen mit denen der Politik oder der Konzerninteressen verschmelzen zu lassen. Beim Gelingen helfen könne Persönlichkeitsentwicklung auf Basis des christlichen Menschenbildes, das eine gewisse Distanz zur Macht impliziert, sagen SEWOH-Partner. Auf solche Persönlichkeitsentwicklung versteht sich nach eigenem Selbstverständnis etwa auch die Andreas Hermes Akademie des Deutschen Bauernverbandes.

 

 

Quellen

  • Grashuis, Jasper, Su, Ye (2019), A review of the empirical literature on farmer cooperatives: Performance, ownership and governance, finance, and member attitude, in: Annals of Public and Cooperative Economics, 90, 1, p. 77-102.
  • Kiernan, Ben (2004), How Pol Pot came to power: colonialism, nationalism, and communism in Cambodia, 1930-1975. Yale University Press.
  • Uekötter, Frank (2012), Die Wahrheit ist auf dem Feld: eine Wissensgeschichte der deutschen Landwirtschaft. Göttingen.
  • Woodhill, Jjm, Hasnain, Saher, Griffith, Alison (2020), Farmers and food systems: What future for small-scale agriculture? Oxford.

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