Welthunger-Index: Der Schlüssel liegt im politischen Handeln

Wir sind nicht auf Kurs, um das Ziel „Kein Hunger bis 2030“ zu erreichen. Beim derzeitigen Tempo werden etwa 37 Länder bis 2030 nicht einmal ein niedriges Hungerniveau erlangen. Die aktuellen, sich überschneidenden Krisen verschlechtern die Situation zusätzlich und verdeutlichen, dass ein „Weiter so“ keine Option ist. Wir müssen umdenken wie wir Nahrung produzieren, verarbeiten, vermarkten, handeln und konsumieren, um die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und unserer Umwelt zu verbessern. Politischer Wille ist gefragt.

Eine Frau mit Kind wartet, während eine lokale NRO im indischen Delhi Nahrungsmittel an Wanderarbeitende ausgibt. In Indien wie auch andernorts droht die Pandemie die bereits ernste Hungersituation zu verschärfen. (c) WHH

Von Welthungerhilfe (WHH)

Die Deutsche Welthungerhilfe e. V., kurz Welthungerhilfe, ist eine konfessionell und politisch unabhängige, gemeinnützige und nichtstaatliche Hilfsorganisation der Entwicklungszusammenarbeit und der Nothilfe.

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Fortschritte und Rückschritte

Der Welthunger-Index 2020 verdeutlicht, dass der weltweite Hunger seit dem Jahr 2000 zwar sukzessive zurückgegangen ist, die Fortschritte jedoch vielerorts zu gering sind, um das Ziel „Kein Hunger bis 2030“ zu erreichen. Bereits vor der Covid-19-Pandemie stagnierten die Fortschritte vielerorts oder der positive Trend der letzten zwei Jahrzehnte hat sich sogar umgekehrt. Über 50 Länder weisen weiterhin eine besorgniserregende Hungersituation auf. Diese Länder sind höchst anfällig für eine Verschärfung der Ernährungsunsicherheit durch die derzeitigen sich überschneidenden Gesundheits-, Wirtschafts- und Umweltkrisen.

 

Kritisch ist die Situation vor allem in Afrika südlich der Sahara und Südasien. In beiden Regionen war bereits vor Covid-19 jedes dritte Kind wachstumsverzögert (zu klein für das Alter), ein Zeichen für chronische Unterernährung. Afrika südlich der Sahara ist mit 21,2 Prozent die Weltregion mit dem höchsten Anteil an unterernährten Menschen. Durch politische und wirtschaftliche Krisen, bewaffnete Konflikte und Extremwetterereignisse ist dieser Wert in den letzten Jahren sogar wieder gestiegen. In Südasien sind 255 Millionen Menschen unterernährt, das ist mehr als ein Drittel aller Unterernährten weltweit. Südasien hat zudem weltweit den höchsten Anteil an Kindern, die ausgezehrt sind (zu leicht für die Größe), ein Indikator für akute Unterernährung. Dies ist unter anderem auf einen mangelnden Ernährungszustand von Müttern und unzureichende Sanitärversorgung zurückzuführen.

 

Doch die Covid-19 Pandemie macht auch deutlich, dass keine Region der Welt immun ist gegen Hunger. Nationale Daten verdecken zudem erhebliche Ungleichheiten innerhalb der Länder. Um Ernährungsprogramme zielgerichtet durchführen zu können ist es jedoch entscheidend zu verstehen, welche Bevölkerungsgruppen mit besonders großen Herausforderungen konfrontiert sind – oft sind es marginalisierte Gruppen oder ländliche Gemeinden. Während Lateinamerika als Region relativ niedrige Werte aufweist, sind etwa in der Nordwest Region Guatemalas fast 70 Prozent aller Kinder wachstumsverzögert. Die hier lebende indigene Bevölkerung ist stark von Armut betroffen. Oft gibt es ein Gefälle zwischen Stadt und Land. In der Demokratischen Republik Kongo sind in einigen Provinzen fast die Hälfte der Kinder wachstumsverzögert, in der Hauptstadtregion sind es etwa 15 Prozent.

 

Ein Mitglied einer Frauenspargruppe in Kalimati Kalche, Nepal, zahlt einem anderen Mitglied ein Darlehnen aus. Der Anteil weiblicher Arbeitskräfte in der nepalesischen Landwirtschaft steigt. (c) WHH

Krisen, Konflikte, Klima, Corona: Gründe für Hunger

Wenngleich jedes Land mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert ist, zeigt sich, dass insbesondere Konflikte, Armut, Ungleichheit und der Klimawandel Hungertreiber sind. Oft sind Bildungs-, Landwirtschafts-, Gesundheits-, und Sanitärsysteme nicht ausreichend ausgebaut und benachteiligen ländliche Gemeinschaften, Indigene, Frauen und andere marginalisierte Gruppen. Extremwetterereignisse sowie multiple soziale, wirtschaftliche und politische Krisen machen Erfolge zunichte.

 

Die Corona-Pandemie hat viele Schwachstellen unserer Ernährungssysteme offengelegt, die nicht mehr ignoriert werden können. Sie sind weder krisenfest noch gerecht. Unser Handeln wirkt sich zunehmend negativ auf unseren Planeten aus und unsere Ernährungssysteme sind Teil des Problems. Sie verursachen etwa ein Drittel aller anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen. Landwirtschaft ist für 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs verantwortlich und verursacht zusammen mit industrieller Massentierhaltung massiven Biodiversitätsverlust und Bodendegradation. Vielen Menschen fehlt es an sicherem Zugang zu Land und den für die Landwirtschaft notwendigen Beratungsdienstleistungen und Infrastruktur. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist im Krisenfall nicht sozial abgesichert.

 

Madagaskar gehört im Welthunger-Index zu den Ländern mit höchstem Hungerniveau. Die Situation hat sich zuletzt deutlich verschlechtert. Der Zugang der Menschen zu Basisdienstleistungen ist durch zunehmende Armut und politische Instabilität eingeschränkt, derzeit verschärft eine dramatische Dürre die Ernährungsunsicherheit weiter. In der Demokratischen Republik Kongo, ein Land, das sich gegenwärtig in der schwersten Ernährungskrise der Welt befindet, lebt mit 72 Prozent ein extrem hoher Bevölkerungsanteil in Armut. Anhaltende Gewalt und eine schlechte Sicherheitslage tragen zu massiver Vertreibung bei und bedrohen sowohl Existenzgrundlagen als auch die Ernährungssicherheit. Mehrere Gesundheitskrisen – darunter schwere Ausbrüche von Ebola, Masern, Cholera und jetzt die Covid-19-Pandemie – gefährden Gesundheit, Ernährungssicherheit und wirtschaftlichen Wohlstand. Der Zugang zu sauberem Wasser, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen ist extrem eingeschränkt. In Nepal erhöhen Geschlechterungleichheit und Herausforderungen wie frühe Mutterschaft, die speziell Mädchen betreffen, die Ernährungsunsicherheit. Auch die landwirtschaftlichen Ökosysteme der Länder unterscheiden sich sehr stark. In Kenia gelten mehr als 80 Prozent der Fläche als arid oder semiarid; zugleich sind 95 Prozent der Kulturen regenwasserabhängig, was die Landwirte sehr anfällig für Dürrefolgen macht. In Haiti sind Entwaldung und Erosion weit verbreitet und die Bodenqualität ist schlecht; unter diesen Bedingungen leidet zwangsläufig die Landwirtschaft. Viele Länder, in denen Hunger verbreitet ist, sind gleichzeitig besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Im März 2019 verursachte der Zyklon Idai katastrophale Überschwemmungen in Malawi, die zu Ernteausfällen und Viehverlusten führten. Die Ernährungssicherheit in Ostafrika litt unter der vom Wetterphänomen El Niño verursachten Dürre in 2016 und 2017 – insbesondere in Äthiopien, Kenia, Malawi und Uganda. Im vergangenen Jahr kam zudem die Heuschreckenplage erschwerend hinzu. Solche Ereignisse bringen vielen Haushalten außergewöhnliche Härten und verschlechtern ihre Ernährungslage, wenn es weder Sicherheitsnetze noch humanitäre Hilfe gibt.

 

Julius Lahai kontrolliert einen Kakaobaum auf seiner Plantage in Talia, Sierra Leone. Unterernährung ist in den ländlichen Gebieten des Landes weitverbreitet, obwohl dort angebauter Kaffee und Kakao stark nachgefragt werden. (c) WHH

Wege zu Zero Hunger

Fortschritte sind möglich. Hierbei spielen die sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Einen besonders starken Rückgang der Hungerzahlen verzeichnen Länder, in denen Konflikte beendet wurden, so etwa in Sierra Leone, wo jedoch das Hungerniveau weiterhin ernst ist. In Nepal zeigt sich, dass der Rückgang der Armut mit sinkenden Hungerzahlen korreliert – jedoch bestehen starke Ungleichheiten innerhalb des Landes fort – und in Kamerun hat eine deutliche Steigerung des Pro-Kopf-BIP zu Erfolgen beigetragen. Zentral ist der politische Wille zur Verbesserung des Ernährungssystems. In einem multisektoralen Ansatz unter der Leitung der Nationalen Planungskommission hat die Regierung in Ghana beispielsweise gezielt Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft ergriffen und erfolgreich Hunger und Unterernährung zurückgedrängt. Jedoch verfehlen fast alle Mitgliedsländer der Afrikanischen Union die Ziele zur Steigerung von Investitionen und Produktivität im Landwirtschaftssektor, zu denen sie sich im Jahr 2014 in der Malabo-Erklärung verpflichteten.

 

Nachweislich können auch ernährungsspezifische sowie -sensible Interventionen zu Fortschritten in der Hungerreduzierung beitragen. Belegt ist etwa die Relevanz von Investitionen in die Mutter-Kind-Gesundheit, denn die Ernährung in den ersten 1000 Tagen eines Kindes, also von der Empfängnis bis zum 2. Geburtstag, legt den Grundstein für die lebenslange Gesundheit. Ein Projekt der Mutter-Kind-Gesundheit und -Ernährung in Haiti ermöglichte eine Gesundheitsvorsorge, Nahrungsmittelhilfe sowie Ernährungsbildung für Schwangere und Stillende und deren Kinder. Bei den Kindern waren Wachstumsverzögerung, Auszehrung wie auch Untergewicht weniger verbreitet als in einer Kontrollgruppe – vor allem dann, wenn die Kinder vorbeugend behandelt wurden.

 

Beratungsprogramme für die Ernährung von Säuglingen in Äthiopien  und Uganda verbesserten das Stillverhalten. Der Rückgang von Wachstumsverzögerungs- und Sterblichkeitsraten von Kindern von 2000-2014 in Malawi ist auf stringente Strategien und Programme zurückzuführen, die Kindergesundheit und -ernährung priorisieren. Eine Analyse der Kindersterblichkeit in Niger 1998-2009 ergab, dass vor allem ein erleichterter Zugang zu medizinischer Grundversorgung für Frauen und Kinder, umfassende Informationskampagnen mit dem Fokus auf Impfung und Bettnetzen sowie Ernährungsberatung eine Besserung brachten.

 

Des Weiteren lässt sich die positive Wirkung von landwirtschaftlichen Investitionen auf die Sicherheit und Qualität von Ernährung nachweisen, etwa durch Beratungsdienste und Schulungen für Kleinbäuer*innen. Beispiele sind hier die Förderung des heimischen Gartenbaus und Ernährungsbildung in der Subsistenzwirtschaft in Bangladesch, was dazu führt, dass Beteiligte mehr mikronährstoffreiche Nahrung wie Obst und Gemüse anbauten und konsumierten. In Niger und Burkina Faso verringerte  (Wieder-)Bepflanzung die Winderosion, optimierte die Wasserbindung und verbesserte die Bodenqualität. Dadurch konnten die Ernteerträge erhöht und das Nahrungsdefizit reduziert werden. In Äthiopien konnte mit einem Projekt, bei dem Viehfutter, Impfungen und Entwurmung für pastorale Gemeinschaften angeboten wurden, die Milchproduktion verbessert, der Milchkonsum bei Kindern gesteigert und ihr altersbezogenes Gewicht stabilisiert werden. Im sozialen Bereich sind Cash-Transfers wirksame und verbreitete Maßnahmen. Weil Armut eng mit Hunger verknüpft ist, werden Bargeldtransfers eingesetzt, damit bedürftige Haushalte Nahrungsmittel kaufen können, die ihren Essgewohnheiten und ihrer Kultur entsprechen. Evaluierungen etwa in Burkina Faso, Kenia und Malawi bestätigten positive Wirkungen auf die Ernährungssicherheit, -qualität und/oder -vielfalt.

 

Im Anschluss an einen Workshop über neue Methoden im Gemüseanbau in der Provinz Nord-Kivu, Demokratische Republik Kongo, kochen und essen die Teilnehmenden gemeinsam. Mit verbesserten Anbaumethoden können die Menschen ihr Einkommen steigern. (c) WHH

Die Garantie des Menschenrechts auf Nahrung für alle erfordert einen integrierten Ansatz der Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft und Ernährung. Zwar erfordert es angesichts unterschiedlicher sozioökonomischer und ökologischer Bedingungen maßgeschneiderte Interventionen, erfolgreiche Strategien sind jedoch bekannt. Der Schlüssel zum Erfolg ist entschlossenes politisches Handeln und konsequente Umsetzung von bestehenden Verpflichtungserklärungen, wie etwa der Malabo-Deklaration, beziehungsweise relevanter Leitlinien wie zum Menschenrecht auf Nahrung oder eine verantwortungsvolle Landpolitik. Politikentscheidungsprozesse müssen partizipativ gestaltet sein und die lokale Bevölkerung einbeziehen. Auf internationaler Ebene müssen bestehende menschenrechtsbasierte multilaterale Mechanismen, wie der Ausschuss für Welternährungssicherheit bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO), gestärkt werden. Der politische Wille ist gefragt sowie die Bereitschaft von Ländern wie Deutschland ihrer internationalen Verantwortung gerecht zu werden. Unsere Ernährungssysteme müssen gerecht, gesund und nachhaltig werden, um die aktuellen Krisen zu bewältigen, zukünftige zu vermeiden – und den Hunger bis 2030 zu beenden.

 

Zum Welthunger-Index

Der Welthunger-Index (WHI, auf Englisch: Global Hunger Index, GHI) misst und vergleicht jährlich die Ausprägung von Hunger und Unterernährung in der Welt, verschiedenen Regionen und einzelnen Ländern. Er soll zu einer stärkeren Wahrnehmung und einem besseren Verständnis des Einsatzes gegen den Hunger führen und lenkt die Aufmerksamkeit auf jene Weltregionen, in denen zusätzliche Ressourcen am dringendsten benötigt werden, um den Hunger zu beenden.

 

Hunger ist komplex und hat viele Dimensionen. Daher setzt sich der Index aus vier Indikatoren zusammen und berücksichtigt damit über die reine Verfügbarkeit von Kalorien hinaus auch die Qualität und Verwertung der Nahrung. Diese Indikatoren sind Teil eines Indikatorsets, welches zur Fortschrittsmessung im Hinblick auf die Agenda für nachhaltige Entwicklung genutzt wird. Weitere Informationen zu den Ergebnissen, der Berechnung des Index und zur Situation in einzelnen Ländern, sowie den Gesamtbericht zum Download finden Sie unter: www.welthungerindex.de

 

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