Wie das Grüne Innovationszentrum Frauen im Flachland von San in Mali unterstützt

2014 wurden 15 Grünen Innovationszentren im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Afrika und Asien gegründet, um eine effiziente Bewirtschaftung und neue Strukturen entlang der Wertschöpfungskette zu schaffen. Doch wie sieht die konkrete Umsetzung in Bamko, der Hauptstadt von Mali aus? Eine Reportage.

In Mali werden durchschnittlich 3.100.000 Tonnen Reis pro Jahr produziert. 
Bis 2025 soll der Anbau auf 5,5 Millionen Tonnen gesteigert werden.
 © GIZ/Klaus Wohlmann

Von Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Die GIZ ist ein weltweit tätiger Dienstleister der internationalen Kooperation für nachhaltige Entwicklung. Sie hat mehr als 50 Jahre Erfahrung in unterschiedlichsten Feldern.

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Im Hof des Familiengeländes ist die sechzigjährige Coulibaly Kadia Traoré beschäftigt. Neben ihr steht eine junge Frau, deren Arme in einen großen Tank getaucht sind. Sie wäscht Rohreis, bevor sie ihn in eine andere, mit heißem Wasser gefüllte Wanne überträgt. Das ist die erste Phase des Dämpfprozesses. Reis ist in Mali ein Grundnahrungsmittel, das sowohl für die Ernährungssicherheit als auch für die Wirtschaft von strategischer Bedeutung ist. 2009 startete die Regierung eine Reisinitiative, um den Reisanbau produktiver und wettbewerbsfähiger zu gestalten. Mit Erfolg: Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization, FAO) hat sich der Reisanbau zwischen 2008 und 2018 von 1,6 Millionen Tonnen pro Jahr auf 3 Millionen Tonnen pro Jahr fast verdoppelt.

 

Kadia ist eine Koryphäe im Flachland von San, dem Reisanbaugebiet im Südwesten Malis in der Region Ségou. Reis hat die Frau schon immer gedämpft. „Ich habe früher auf familiärer Ebene und mit rudimentären Mitteln gearbeitet. Es war überhaupt nicht einfach. Das Grüne Innovationszentrum hat uns geschult und uns zusätzlich mit der Ausrüstung geholfen ", erinnert sie sich mit einem großen Lächeln, den Blick auf die Arbeit ihrer Mitarbeiterin gerichtet.

 

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Neben der Verdopplung des Ertrags ist die SRI-Technik auch weniger klimaschädlich. 
Da der Reis nur periodisch bewässert wird, sind Wassereinsparungen von bis zu 50 Prozent möglich.
 © GIZ/Klaus Wohlmann

Die Technik des Intensiven Reisanbau Systems (System of Rice Intensification, SRI) ist das Vorzeigeprojekt des Grünen Innovationszentrums in Mali. „SRI ist eine neue Reisanbautechnik, die die Einsparung von Wasser, Saatgut und Düngemitteln auf einem Boden mit organischer Düngung ermöglicht und gleichzeitig die Produktivität erhöht”, erklärt Djiguiba Kouyaté, Koordinator der Reis-Wertschöpfungskette am Zentrum. Die Technik umfasst sechs Schlüsselprinzipien: Neben einer früheren Umpflanzung, bei der die Reissetzlinge schon innerhalb der ersten zehn Tage in das Feld gepflanzt werden, statt nach den üblichen 25-30 Tagen, zählen dazu die Vereinzelung und das Pflanzen der Setzlinge in Reihen. Die Reispflanzen können dadurch nicht nur längere und stärkere Wurzeln entfalten, sondern auch mehr Ertrag erbringen. Außerdem wird der Reis bei der SRI-Technik nur periodisch bewässert, sodass Wassereinsparungen von bis zu 50 Prozent möglich sind. Hinzu kommen der Einsatz von Biodünger (1 Tonne pro Hektar) und das regelmäßige Jäten von Unkraut.

 

„Unsere Anbaufläche, die Sie hier sehen, wird durch eine Pumpstation bewässert, die mit Strom betrieben wird. Früher beliefen sich unsere Rechnungen auf bis zu 16 Millionen CFA-Franc (rund 24.400 Euro) pro Monat. Mit dem SRI-System sind es höchstens zwölf Millionen (rund 18.300 Euro) CFA. Das ist eine Einsparung von mehr als 25 Prozent”, erklärt Aly Sanogo, der als landwirtschaftlicher Fachberater bei Corpasovon arbeitet. Die Genossenschaft ist eine der größten in der Region. Sie wird seit mehr als sechs Jahren vom Grünen Innovationszentrum beratend unterstützt und vereint rund 5.100 Produzierende, etwa 300 von ihnen sind Frauen. 75 Prozent der Produzierenden setzen mindestens drei SRI-Prinzipien in der Praxis um, 50 Prozent praktizieren alle sechs Grundprinzipien.

 

Neben den sinkenden Energiekosten hat sich auch die Qualität des Reises verbessert.

 

„Abgesehen von der Erhöhung der Menge, ist der Reis, den Kadia produziert, viel besser. Das Korn ist größer und besser geformt “, erklärt Goïta, der technische Berater für die Produktion von Reis im Grünen Innovationszentrum ist. „Wir konnten messen, was Forschende das Gewicht von 1.000 Körnern nennen. Bei SRI-Körnern ist der Wert deutlich höher als bei konventionellem Reis. Außerdem verwenden wir Bio-Dünger. Das Zentrum hat uns beigebracht, wie man ihn herstellt. Der Dünger, der in der Fabrik hergestellt wird, ist teurer und wesentlich aggressiver “, erklärt Kadia. Neben ihr haben mindestens 1.200 Produzent:innen im ersten Wirtschaftsjahr an SRI-Schulungen teilgenommen.

 

Der Reis, den Kadia im 180 kg schweren Dampfgarer in ihrem Hof dampft, stammt aus ihren eigenen Feldern. Die Ladenbesitzerin besitzt sieben Hektar Anbaufläche im westlichen Flachland von San. "Früher haben wir zwischen 55 und 60 Säcke geerntet, heute sammeln wir mehr als 90 Säcke ein. Mein Grundstück ist ein Demonstrationsfeld geworden. Auszubildende vom Grünen Innovationszentrum kommen vorbei, um zu sehen, wie der Einsatz von SRI die Reisproduktion verändern kann. Doch nicht nur das Leben der Landwirt:innen, sondern auch das intensive Reisanbausystem ist im Wandel. So begrüßt Diguiba Kouyaté, dass neue Techniken wie die Verwendung von Sämaschinen in das SRI-Paket aufgenommen wurden. Diese ermöglichen, dass arbeitsintensive Schritte, etwa das Pflanzen der Setzlinge in Reihen, weniger Zeit, Arbeitskraft und Kosten in Anspruch nehmen.

 

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Die Genossenschaft Corpaso produziert während der Reissaison auch Radiosendungen, 
um den Reisbauern und Bäuerinnen Informationen zu vermitteln, die ihre Ernte optimieren.
 © GIZ/Klaus Wohlmann

Einige der Maschinen kommen aus der Werkstatt der Firma ADP Sénékelaw Djigui. Moussa Traoré, genannt „Balla”, und sein Cousin Souleymane Théra haben die einstige Familienschmiede zu einem modernen Unternehmen umgebaut, in dem mehr als zwanzig Personen beschäftigt sind. Neben Sämaschinen stellen sie Parboiling-Kits her, die zum Dämpfen von Reis verwendet werden: „Wir haben das Reis Kit modifiziert, um eine einfachere Bedienung zu gewährleisten und die Handhabung zu verbessern. 2018 haben wir dafür den nationalen Innovationspreis gewonnen”, sagt Balla, der bereits hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. „Die Zusammenarbeit mit dem Grünen Innovationszentrum hat uns viele neue Horizonte eröffnet. Wir denken darüber nach, die Sämaschinen universell anzufertigen, sodass sie alle Arten von Getreide aussäen können.“

 

Eine Idee, die auch für Mangos und Kartoffeln interessant sein könnte, deren Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung die Grünen Innovationszentren fördern. Oumar Assarki, der als technischer Berater für die Mango-Branche im Zentrum arbeitet, erklärt: „Die Mango spielt eine doppelte Rolle. In erster Linie kann sie aus ernährungsphysiologischer Hinsicht Lücken schließen. Außerdem ist es nach Baumwolle das zweitwichtigste Agrarprodukt für den Export.“ Die unterstützten Anbaugebiete sind die Regionen Sikasso und Koulikoro, der Distrikt Bamako und neuerdings das Gebiet Kita in der Region Kayes.

 

Auch der Kartoffelanbau und das Anlegen von Nutzgärten werden in den Regionen gefördert. Die Kartoffel ist das drittwichtigste Grundnahrungsmittel nach Reis und Mais. „Früher war sie ein Luxusartikel, der nur für besondere Anlässe bestimmt war. Heute ist sie in den malischen Familien vom Frühstück bis zum Abendessen präsent“, erläutert Péfoungo Konaté. Er ist im Grünen Innovationszentrum für den Kartoffelanbau verantwortlich. Trotz dieses Potenzials ist der Bedarf bei weitem nicht gedeckt. Um das zu erreichen, müssten ca. 500.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr produziert werden. Derzeit sind es nur rund 300.000 Tonnen.

 

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Coulibaly Kadia Traoré und ihr Ehemann Baki Coulibal auf ihrem Hof in der Region Ségou. 
Vor zehn Jahren trat Baki in den Ruhestand. Seitdem kümmert sich Kadia um 
den Lebensunterhalt der neunköpfigen Familie. © Kossivi Tiassou

Zurück zu Kadia und ihrem gedämpften Reis. Er ist ein sehr beliebtes Produkt und gilt als das Gold Malis. Anlässlich des dritten nationalen Reistages im Dezember 2020 bezeichnete die Landwirtschaftsministerin Arouna Niang den gedämpften Reis als „eine Wertschöpfungskette, die im Entstehen ist.“ Tatsächlich produziert Kadia nicht nur für ihr eigenes Geschäft in Bamako, sondern auch für Kund:innen in Nordmali und Guinea. 

 

Trotz dieser Erfolge bleibt die nationale Selbstversorgung Malis mit Reis eine Herausforderung: Bis 2025 sollen laut der nationalen Reisanbaustrategie 5,5 Millionen Tonnen angebaut werden, um die Selbstversorgung sicherzustellen. „Der einzige Ausweg, den wir haben, ist die Intensivierung“, meint Djiguiba Kouyaté vom Grünen Innovationszentrum. „Die Verbreitung der Technologie ist wichtig, aber vor allem müssen sich die Strukturen des Staates dauerhaft ändern.“ In Zusammenarbeit mit der nationalen Landwirtschaftsdirektion soll daher ein landesweites „Paket” aus Schulungs- und Beratungsmaßnahmen sowie Investitionen in Ausrüstung und Infrastruktur geschnürt werden, das bis 2030 eine Steigerung der nationalen Reisproduktion um weitere zehn Prozent ermöglicht.

 

Doch nicht nur weitere Maßnahmen, sondern auch ein gesellschaftliches Umdenken ist notwendig.

 

In Mali ist es für Frauen immer noch nicht selbstverständlich, das Land zu bewirtschaften. „Am Anfang wurde ich viel kritisiert“, erzählt Kadia. „Besonders von den Männern, die sagten, dass die Würde einer Frau darin besteht, sich um ihr Zuhause zu kümmern und nicht ihre ganze Zeit auf einem Feld zu verbringen. Sogar mein Mann war anfangs nicht sehr glücklich. Er rief mich, während ich auf dem Feld war, bat mich nach Hause zu kommen und auf die Kinder aufzupassen“, fährt Kadia fort. Dank des Einkommens aus ihren Feldern und dem Dämpfprozess hat Kadia in den letzten zehn Jahren Land für ihre sieben Kinder gekauft und mehrere Häuser gebaut. „Eine berufstätige Frau ist eine Stärke für sich und ihr Zuhause“, sagt Kadia abschließend, während sie ihren Schleier anpasst. Heute verlässt sich ihr Mann auf sie und gibt zu: „Sie hat wirklich unseren Lebensunterhalt übernommen, ich weiß, ich kann mich auf sie verlassen: Kadia ist der Stolz der Gemeinde.“

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