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Kamerun befindet sich im wirtschaftlichen Aufschwung. Dennoch produziert seine Landwirtschaft derzeit nicht genug, um Ernährungskrisen zu verhindern.
Yaoundé
Französisch, Englisch
475.442 qkm
ca. 24 Mio.
2,6 % (564.000 mehr Einwohner pro Jahr)
11,5 Mio. (45,4 % der Gesamtbevölkerung)
29 Mrd. US-Dollar
1309 US-Dollar
23,9 %
ernst (Wert: 22.9 / Trend: -7.6)
9,9 %
Index: 0,512 / Rang: 153 von 188
27,6 %
Kamerun ist kulturelles und geografisches Bindeglied zwischen West- und Zentralafrika. Während Krisen in den Nachbarländern die Region erschüttern, herrschen in Kamerun stabilere politische Verhältnisse. Günstig gelegen für Handelsgeschäfte und reich an Rohstoffen verzeichnet das Land ein Wirtschaftswachstum von jährlich knapp 5 Prozent. Als siebtgrößte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika soll Kamerun nach den Plänen der Regierung bis 2035 den Status eines Schwellenlands erreichen.
Dazu muss sich noch einiges tun: Auf dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) der Vereinten Nationen rangiert das Land auf Platz 153 von 188 untersuchten Staaten. 23 Prozent der Kameruner sind unterernährt, fast 40 Prozent leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze von 2 US-Dollar. Der Weltklimarat stuft die Region Kameruns als besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels ein. Noch dazu stellen Geschlechterungleichheit und der Terror durch Boko Haram Hemmnisse für die ländliche Entwicklung dar. Momentan befindet sich Kamerun in einer Ernährungskrise.
Nach wie vor ist Kamerun stark von der Landwirtschaft abhängig. Sie bildet die Lebensgrundlage für drei Viertel der 24 Millionen Einwohner und macht 24 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Über die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion in Kamerun erzeugen Kleinbauern für den Eigenbedarf. Sie bestellen die Felder größtenteils mühevoll per Hand, die landwirtschaftliche Produktivität ist noch sehr niedrig. Im Norden dienen Maniok, Hirse, Mais und Reis der Selbstversorgung. Im Süden werden Taro, Yams, Maniok, Reis, Obst- und Kochbananen, Kartoffeln, Avocado, Bohnen und Okra angebaut. Die klimatischen Bedingungen insbesondere in der Zentral- und Südregionen von Kamerun sind für den Anbau von Früchten jeder Art förderlich. Baumwolle, Kakao, Tabak, Kautschuk, Tee, Kaffee, Palmöl und Zuckerrohr werden vor allem von staatlichen Betrieben angebaut.
Die Regenwälder Kameruns tragen zu Artenreichtum und Klimastabilität bei. Sie spielen außerdem eine wichtige Rolle als Nahrungs- und Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung. Holz ist neben Erdöl und Kakao das bedeutendste Exportprodukt des Landes. Das Potenzial, das Wasserkraft und die vorhandenen Bodenschätzen wie Bauxit, Diamanten, Erdöl, Kobalt und Nickel bieten, ist sehr hoch. Die verbreitete Korruption und der Raubbau an der Natur sind die Kehrseite des Ressourcenreichtums. Die vorhandenen Bodenschätze bieten dem Land aber eine Möglichkeit, seine landwirtschaftliche Produktion und wirtschaftliche Entwicklung stärker voranzubringen. Zum anderen kann frühzeitig Vorsorge getroffen werden, für die Zeit in der die Ölreserven zu Neige gehen.
Über 70 Prozent der Feldarbeit, Milchvieh- und Hühnerhaltung wird in Kamerun von Frauen verrichtet. Doch der Besitz von Grund und Boden bleibt den Kamerunerinnen bis heute weitgehend verwehrt. Das durch Ernteüberschüsse erwirtschaftete Einkommen wird nicht selten von den Männern verwaltet. Frauen im ländlichen Raum sind daher oft von Männern abhängig. Eine wettbewerbsfähige Milchwirtschaft ist in Kamerun im Gegensatz zu ostafrikanischen Ländern noch nicht entstanden. Der Stopp des Imports von Hühnerfleisch stellte einen Anreiz für die Entwicklung einer einheimischenProduktion dar, um die eigene lokale Bevölkerung zu versorgen. Auch hier besteht allerdings die Herausforderung, dass die Produktivität deutlich gesteigert werden muss, um insbesondere den ärmeren Menschen Produkte in ausreichender Menge zu einem vertretbaren Preis anbieten zu können.
Gravierend wirken sich die Übergriffe der Terrororganisation Boko Haram aus dem Nachbarland Nigeria aus
Gravierend wirken sich außerdem die Übergriffe der Terrororganisation Boko Haram aus dem benachbarten Nigeria aus: Die Versorgung mit Nahrungsmitteln wird knapp, die Lebensmittelpreise steigen. Insbesondere der äußerste Norden Kameruns ist betroffen. 1.200 Menschen fielen dem bewaffneten Konflikt bereits zum Opfer, weitere 325.000 mussten fliehen. Die Vertriebenen hängen von Nahrungsmittelhilfe ab, die meist nur aus Reis und Sojabohnen besteht. Um die Bevölkerung ausreichend zu versorgen, fehlen laut der kamerunischen Regierung über 130.000 Tonnen Getreide.
Maniokbrei und Palmwein
Die Auswahl an Früchten auf den Straßen Kameruns ist groß und reicht von Guaven über Ananas, Zitronen, Papayas bis hin zu Kokosnüssen. Doch nicht jeder kann sich das Obst leisten. Bei kleinen Einkommen geben die Kameruner ihr Geld eher für kohlenhydrathaltige Grundnahrungsmittel aus, die in Öl gebraten gut sättigen. So ist die Küche Kameruns eher vitaminarm, dafür oft fetthaltig. Ein typisches Gericht ist der Bâton de Manioc, ein in Blätter gewickelter Maniokbrei. Als Beilage dienen Kochbananen oder Yams. Zu den Speisen trinken Kameruner gerne Palmwein.
Die kamerunische Regierung bemüht sich gegenwärtig, die Armut zu mindern und die Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Da die Lebensmittelsicherheit in Zeiten des Klimawandels seit einigen Jahren ein großes Thema auf der politischen Agenda darstellt, verfolgt das Land eigene Anpassungsstrategien: Beispielsweise soll die gezielte Wiederaufforstung mit Raphia-Bäumen die Ackerböden vor Wasserverdunstung und Winden schützen. Andere Maßnahmen zielen darauf ab, die Bewässerung gemeinschaftlich zu organisieren sowie traditionelle landwirtschaftliche Praktiken wiederzubeleben. So können Kleinbauern günstig und umweltschonend mit Hühnermist düngen und schädliche Raupen mittels Ofenasche bekämpfen. Eukalyptusblätter ersetzen teure, industrielle Chemikalien als Schutz gegen Schädlinge.