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Durch eine nachhaltige und schonende Bewirtschaftung seiner knappen fruchtbaren Flächen, könnte Mauretanien die Importabhängigkeit verringern und mehr Grundnahrungsmittel selbst produzieren.
Nouakchott
Arabisch
1.030.700 qkm
ca. 4,3 Mio.
2,8 %
39,6 %
4,6 Milliarden US-Dollar
1.078 US-Dollar
27,4 %
ernst (Wert: 25,2 / Trend: +3,1)
5,3 %
Index: 0,513 / Rang: 157 von 188
5,9 %
Das Wappen Mauretaniens verrät mit einer Hirsepflanze und der Dattelpalme bereits viel über die Ernährungsweise der Bevölkerung und seine geographische Lage. Seit seiner Unabhängigkeit 1960 hat sich der Wüstenstaat im nordwestlichen Afrika wirtschaftlich gut entwickelt. Trotzdem steht der Staat im Ranking des Human Development Index sehr weit unten. Zwar hat sich der Anteil unterernährter Menschen in den letzten zehn Jahren halbiert, die Kindersterblichkeit bleibt mit derzeit 8,5 Prozent jedoch unverändert hoch. Das liegt auch an der Mangelernährung: Die lokal produzierten Lebensmittel reichen bei Weitem nicht aus, um die Bevölkerung vollwertig zu ernähren.
Importiert werden vor allem Grundnahrungsmittel wie Weizen, Milch, Öl und Tee. Frisches Obst und Gemüse sind kaum zu bekommen. Mauretanien liegt an der ursprünglich fischreichsten Küste der Welt, durch die mangelnde Haltbarmachung gelangt der Fisch jedoch nicht ins Innere des Landes. Mit zunehmender Sesshaftigkeit der Nomaden veränderten sich auch die Essgewohnheiten. Neben der ursprünglichen Wüstennahrung aus Datteln und Kamelmilch bereichern Gerichte aus Marokko und dem Senegal die mauretanische Küche.
Mauretanien ist ein sehr großes Land. Insgesamt lassen sich jedoch nur wenige Gebiete bewirtschaften. Wüstensand bedeckt zwei Drittel der Fläche; wobei sich die Sahara aus dem Osten über den gesamten Norden bis ins Zentrum zieht. Südlich schließt die Sahelzone an und markiert den Übergang zu Subsahara-Afrika. Die wenigen ganzjährig fruchtbaren Böden liegen an den Ufern des Flusses Senegal, der die südwestliche Grenze zum gleichnamigen Staat markiert. Vier Fünftel der Mauretanier wohnen in dieser Region, meist in den Städten an der Küste – hier dient der Fischfang als Haupteinkommensquelle.
Innerhalb von fünf Jahrzehnten wandelte sich das Nomadenvolk zu einer vorrangig sesshaften Gesellschaft, die schnell wächst und die Städte bevorzugt. Die seit jeher schwache landwirtschaftliche Produktion kam dabei kaum hinterher. Vielfach versorgen sich die Menschen auf ihren eigenen Feldern mit dem Nötigsten. Beispielsweise im Senegaltal, wo die Kleinbauern Hirse, Hülsenfrüchte, Reis und Mais anbauen. Die ausgedehnte Weidewirtschaft deckt den Eigenbedarf des Landes an tierischen Produkten; einige Schafe, Ziegen, Rinder und Kamele werden in die Nachbarländer verkauft.
Derzeit werden 70 Prozent der Nahrungsmittel eingeführt
Fleischgerichte haben daher einen großen Anteil an der mauretanischen Küche. Ein im Ganzen gebratenes Lamm, „Méchoui“ genannt, gehört zu den Nationalgerichten. Ebenfalls typisch ist Fleisch mit Reis und Gemüse. Im Süden steht häufig auch Fisch auf dem Speiseplan – gebraten oder als Hackbällchen. Darüber hinaus gibt es viel Couscous aus Weizen oder Hirse.
Die größte Herausforderung besteht darin, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren. Derzeit werden 70 Prozent der Nahrungsmittel eingeführt und schwankende Weltmarktpreise treffen vor allem die arme Bevölkerung ohne eigenes Land oder Vieh. Viele Familien können sich dadurch nicht ausgewogen ernähren und vor allem Kindern und Schwangeren fehlen wichtige Nährstoffe. Dennoch ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig: Mehr als ein Viertel der Mauretanier arbeiten auf den Feldern.
Die Kleinbauern stehen in den verschiedenen Regionen zudem vor ganz unterschiedlichen Problemen: Überweidung, intensive Anbaumethoden und der Klimawandel führen dazu, dass die Wüste sich immer weiter ausbreitet und die Böden degradieren. Dadurch fliehen viele Familien in den Süden und in die schlecht entwickelten Städte. Auf der anderen Seite bringt der steigende Meeresspiegel regelmäßig Überschwemmungen in der am Ozean gelegenen Hauptstadt Nouakchott mit sich.
An den Küsten haben die Bewohner zudem mit der jahrelangen Überfischung zu kämpfen. Vor allem der Tiefseefang der Europäischen Union hat die Fanggründe leergefegt. Den traditionellen Fischern bleibt zu wenig Ausbeute, um damit zu handeln. Im Tal des Senegalflusses hingegen, wird das wirtschaftliche Potenzial nicht ausreichend genutzt: Mit einer verbesserten Bewässerung könnte es den Bauern gelingen, das Siebenfache der derzeitigen Fläche zu bepflanzen. Dadurch könnten sie die mauretanische Bevölkerung mit frischen Waren versorgen und sich darüber hinaus eine Existenzgrundlage schaffen.
TEE ROYAL In Mauretanien kommt jeder Gast in den Genuss eines ganz besonderen Rituals: Der Hausherr kocht grünen Tee mit Minzblättern und Zucker mehrfach auf. Der Sud wird aus der Kanne aus möglichst hohem Abstand ins Glas und wiederholt zurück gegossen. So mischt er sich mit Sauerstoff und bildet eine hübsche Schaumkrone beim Einschenken.
Gemeinsam mit internationalen und nationalen Organisationen kämpft Mauretanien gegen den Klimawandel und bemüht sich um bessere Grundlagen für die lokale Land- und Fischereiwirtschaft. So soll beispielsweise ein Wiederaufforstungsprogramm die Ausdehnung der Sahara eindämmen. In verschiedenen Projekten lernen die Bauern zudem, wie sie ihre Äcker nachhaltig bewirtschaften und Weide- und Waldflächen erhalten können. Ein großer Fokus liegt auch auf der Förderung der Fischerei als verlässlicher Einkommensquelle. Das Land hat mit der EU ein vierjähriges Abkommen geschlossen, das nachhaltige Fangmethoden fördert und den lokalen Fischern Vorrechte einräumt. Darüber hinaus setzt sich die mauretanische Regierung für den Erhalt der aquatischen Vielfalt ein – so bringt der neu zu entwickelnde Wirtschaftszweig auch langfristig Gewinne.
Das Länder-Informations-Portal: https://www.liportal.de/mauretanien
Länderindikatoren FAO: http://www.fao.org/faostat/en/#country/136
2017 Welthunger-Index: http://www.globalhungerindex.org/de/results-2017/
Human Development Report: http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/MRT
World Food Programme: http://www1.wfp.org/index.php/countries/mauritania