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Die Demokratisierung ist für den nordafrikanischen Mittelmeerstaat eine Chance, sein landwirtschaftliches Potenzial besser zu nutzen.
Tunis
Arabisch
163.610 qkm
ca. 11 Mio.
1 %
33 % der Gesamtbevölkerung (3,67 Mio.)
43 Mrd. US-Dollar
3980 US-Dollar
10,4 %
wenig (Wert: 5,5 / Trend: -0,7)
0,4 %
0,721 / Rang: 96 von 188
0,7 %
Mit seinen über 1000 Kilometern Küstenlinie ist Tunesien nicht nur touristisch attraktiv, sondern bietet auch sehr gute Bedingungen für den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide. Der Großteil der 11 Millionen Einwohner lebt in den wirtschaftlich stärkeren Städten am Meer und nur rund ein Drittel auf dem Land. Der trockene Süden ist am dünnsten besiedelt. Weniger als ein Prozent der Tunesier sind unterernährt oder von absoluter Armut betroffen, dennoch haben hunderttausende junge Menschen keine Arbeit und sind von steigenden Lebensmittelpreisen betroffen.
Dies war auch einer der Auslöser für die Revolution 2011, die zu Neuwahlen führte. Die neue Regierung ist demokratisch aufgestellt, die wirtschaftliche Situation hat sich aber noch nicht verbessert. Weil viele Touristen das Land aus Angst vor Anschlägen mieden, blieben viele Einnahmen aus. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt ist eher gering, er macht nur 10 Prozent aus. Die Regierung subventioniert zwar Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot und Zucker, eine vielfältige Ernährung sichern diese aber nicht.
Die sehr vielfältige tunesische Küche ist von Einflüssen aus dem Orient, Italien, Frankreich und Westafrika geprägt. Das Nationalgericht ist Couscous, gekochter Hartweizengrieß, der mit Gemüse und Fleisch kombiniert wird. Rinder- und Hammelfleisch sind allerdings sehr teuer, häufiger kommen Fisch und Huhn auf den Tisch. Fast alle Gerichte werden mit der landestypischen Chillipaste Harissa gewürzt.
Je nach Region und Klima bauen Kleinbauern im Land unterschiedliche Produkte an. Fast die gesamte Ernte an Kartoffeln und Zitrusfrüchten kommt beispielsweise von der fruchtbaren Halbinsel Kap Bon, nur wenige hundert Kilometer von Sizilien entfernt. Doch nicht immer deckt der Anbau im eigenen Land den gesamten Bedarf: Die Tunesier essen sehr viele Getreideprodukte und importieren etwa die Hälfte dieses Grundnahrungsmittels.
Tunesien ist weltweit der größte Dattelexporteur
Mit 20 Prozent Anteil am Welthandel ist Tunesien der größte Dattelexporteur. 2015 wurden 104.500 Tonnen exportiert, vor allem nach Westeuropa und mehr als ein Zehntel davon in Bioqualität. Die Dattelplantagen befinden sich in den Oasen, wobei viele der Kleinbauern auf den traditionellen Etagenanbau setzen. Dabei wachsen die Datteln oben, darunter Obstbäume und Gemüse bis hin zum Wurzelgemüse unter der Erde. Viele dieser Früchte sind nur auf lokalen Märkten erhältlich. Ein weiteres wichtiges Exportprodukt ist Olivenöl: Es macht rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Exporte aus und geht nach Italien und Spanien.
Die Landwirtschaft Tunesiens ist aus verschiedenen Gründen nicht sehr produktiv. Trotz der steigenden Exportmengen von Datteln und Olivenöl, fehlt es vielen Kleinbauern noch an den nötigen Zertifizierungen, um ihre Waren zu höheren Preisen nach Europa zu verkaufen. Zudem werden Anbau, Pflege und Ernte per Hand vorgenommen. Das kostet viel Arbeitskraft und erzielt geringe Erträge. Der Anbau muss modernisiert werden. Vor- und nachgelagerten Sektoren sind zersplittert in kleine Familienbetriebe. Eine Professionalisierung und ein erhöhter Organisationsgrad – auch durch Zusammenschlüsse – stehen noch aus. Viele der Kleinbauern leiden auch noch an den Auswirkungen der Agrarpolitik unter dem Ben-Ali-Regime. Denn vor der Revolution ging es dem Staat vor allem darum, den Bedarf der Verbraucher zu decken, statt die lokalen Produzenten zu stärken.
Ein weiteres Problem ist die Wasserversorgung. Durch den sinkenden Grundwasserspiegel trocknen die Oasen inzwischen langsam aus und müssen wie die südlichsten Flächen bewässert werden. Rund 80 Prozent des Wassers wird in der Landwirtschaft verbraucht; viel davon geht durch ineffiziente Bewässerungstechniken verloren. Der steigende Wasserpreis schmälert den Gewinn für die verkauften Produkte. Dazu kommt eine starke Umweltverschmutzung in den ländlichen Gebieten – da es keine Müllabfuhr gibt, landen Abfälle auf den Feldern und Plantagen.
FASTENMONAT RAMADAN Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion; 98 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zu diesem Glauben. Wie die meisten Muslime halten sich auch die Tunesier während des Ramadan ans Fasten. Solange die Sonne am Himmel steht, wird nichts gegessen und getrunken. Umso üppiger fällt das abendliche Fastenbrechen nach Sonnenuntergang aus.
Zur Finanzierung einer Reform des öffentlichen Sektors hat Tunesien einen Darlehensvertrag mit den Internationalen Währungsfond abgeschlossen. Mit diesem verpflichtet sich das Land unter anderem dazu, Subventionen zu kürzen und die Wasser- und Energieversorgung zu reformieren. Derzeit ist nicht absehbar, wie sich diese Anpassungen auf den Agrarsektor auswirken. Tunesien arbeitet mit zahlreichen internationalen und nationalen Entwicklungsorganisationen zusammen. Zu den wichtigsten Schwerpunkten gehören die Armutsbekämpfung, Demokratie- und Wirtschaftsförderung sowie Wassermanagement und Umweltschutz. Eine stärkere Landwirtschaft soll zu einer stabileren Wirtschaft beitragen. Sie soll Arbeitsplätze schaffen - auch und gerade durch die Weiterverarbeitung dieser Produkte - und dafür sorgen, dass die Armut abnimmt.