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Kleinbauern haben in der afrikanischen Landwirtschaft oft das Nachsehen. Zugang zu Märkten und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit gelingt nur, wenn die Kleinbetriebe ihre Kräfte bündeln. Doch die Betroffenen in Partnerländern sind oft ratlos, was die Realisierung genossenschaftlicher Modelle betrifft.
Auch hier unterstützt das BMZ mit der SEWOH und der Sozialstrukturförderung. Der DGRV - Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e. V. bringt sich als Fachorganisation und Dachverband der deutschen Genossenschaften ein und ergänzt mit der Förderung genossenschaftlicher Systeme das Leistungsangebot der vielfältigen SEWOH-Partner.
Der DGRV unterstützt seine Projektpartner in Ländern des globalen Südens bei der langfristigen Entwicklung der eigenen genossenschaftlichen Strukturen und Institutionen. Diese Projekte werden vorwiegend durch das BMZ finanziert.
Über die Arbeit in den vielfältigen Projekten möchten wir erreichen, dass die unternehmerische Idee der Genossenschaft breite Schichten der Bevölkerung weltweit noch stärker nutzen, da dies mit zu einer nachhaltigen Verbesserung der lokalen Lebensbedingungen beiträgt. Kernelemente der genossenschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit sind das Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und sein Modell der unternehmerisch ausgerichteten Genossenschaft. In Genossenschaften als freiwilligen Zusammenschlüssen müssen die Mitglieder entscheiden können und das Angebot an Dienstleistungen muss an ihre Bedürfnisse angepasst sein. Durch genossenschaftliche Organisationen profitieren Mitglieder, Kunden und Arbeitnehmer. Langfristig ändern sich durch den Aufbau von Genossenschaftssystemen Marktstrukturen positiv. In Ländern wird wirtschaftliche (direkt) und soziale Entwicklung (indirekt) gestärkt.
Unsere Partner weltweit schätzen die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die Fachkompetenz und die Verlässlichkeit unserer Arbeit. Die in Deutschland vorhandene eigene Erfahrung und Expertise aus unserer genossenschaftlichen Praxis fließen direkt mit in die Entwicklungszusammenarbeit ein.
Ein gutes Beispiel für das Potenzial schon einer einzelnen gut funktionierenden Genossenschaft stammt aus Mosambik. Das Land im Südosten Afrikas ist beim Thema Ernährungssicherheit bislang auf die Unterstützung und finanzielle Mittel von Gebern angewiesen. Die Auswirkungen des Klimawandels (Dürre, Überflutungen, Zyklone) treffen Mosambik aufgrund der geographischen Lage bereits seit einigen Jahren hart. Jahrzehntelange sozialistische Planwirtschaft, die „Genossenschaften“ als institutionelles Instrument zur Realisierung der Planvorgaben nutzte, hat gerade bei Kleinbauern das Vertrauen in diese Rechtsform beeinträchtigt.
Leider ist dies in vielen Ländern des globalen Südens der Fall und stellt die DGRV-Projektarbeit immer wieder vor eine besondere Herausforderung in der Beratungsarbeit. Es bedarf erfolgreicher Leuchtturmprojekte, die Menschen überzeugen. Der DGRV unterstützt lokale Partner in deren Bemühungen, diese Einstellung zu Genossenschaften zum Positiven zu wenden und Genossenschaften als von Mitgliedern getragene und von diesen kontrollierte Selbsthilfeeinrichtungen zu gründen. Genossenschaftliche Netzwerke dieser Art haben vielerorts dazu beigetragen, gerade auch der ländlichen Bevölkerung aus der Armutsspirale zu helfen, deren wirtschaftliche Situation sowie das Angebot an Nahrungsmitteln zu verbessern.
Im Rahmen der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger (SEWOH) des BMZ begleitet der DGRV unter anderem die Genossenschaft „4. Oktober“ (in Erinnerung an die Unterzeichnung des Friedensabkommens 1992) seit dem Jahr 2015 in Inharrime im ländlichen Mosambik.
Begonnen hat es mit einer kleinen, locker zusammengeschlossenen Gruppe von Kleinbauern, die vor allem Subsistenzwirtschaft betrieben und keinen Zugang zu Absatzmärkten hatten. Genossenschaftliche Prinzipien waren der Gruppe fremd.
Viele Kleinbauern verfügen in der Region nur über ein niedriges Bildungsniveau, sodass der DGRV speziell auf diese Zielgruppe abgestimmte und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Seminare und Schulungen entwickelte und durchführte. Die zu diesem Zeitpunkt noch informelle vorgenossenschaftliche Gruppe wurde mit den Grundprinzipien einer Genossenschaft: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung sowie den Vorteilen einer mitgliederbasierten genossenschaftlichen Selbsthilfeeinrichtung und deren Potenzial, die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse zu verbessern, vertraut gemacht.
Überzeugt von den Vorteilen genossenschaftlicher Kooperation ließ sich die zuvor lose agierende Gruppe mit Unterstützung des DGRV offiziell als Genossenschaft registrieren. So organisiert lernten die zuvor von Subsistenzwirtschaft lebenden Kleinbauern selbstbewusster aufzutreten und ihre Interessen gemeinsam wirkungsvoller zu vertreten. Rasch zeigten sich erste Erfolge:
Als kooperierende Kleinunternehmen konnten sie gemeinsam einen Absatzmarkt für ihre landwirtschaftlichen Produkte gewinnen. Mit Beratung durch den DGRV konnten Anbaumethoden modernisiert, die angebauten Feldfrüchte diversifiziert und der Ertrag gesteigert werden. Wurde vor Gründung der Genossenschaft nur Maniok zum Eigenverzehr und zum Verkauf auf dem lokalen Markt angebaut, so werden heute neben Maniok auch Ananas und kleine Maiskolben für den nationalen und internationalen Markt produziert.
Trotz dieser Diversifizierung bleiben der Anbau und Verkauf von Maniok weiterhin die größte Einnahmequelle der Genossenschaft. Aber anstatt die Feldfrüchte der Mitglieder nur auf dem lokalen Markt zu schwankenden Preisen zu verkaufen, konnten der Markt kräftig ausgeweitet werden. Heute „schmeckt“ man den Maniok der Genossenschaft „4. Oktober“ in ganz Mosambik. Zudem wird er nicht nur als Rohprodukt vertrieben. Mittlerweile bezieht der Brauerei-Konzern Cervejas de Moçambique (CDM) eine große Menge des für die Produktion benötigten Manioks über die Genossenschaft. Gebraut wird damit das bekannte Bier „Impala“. Dieses wird mit dem passenden Slogan „O sabor das nossas machambas“, zu Deutsch „Der Geschmack unserer Felder“, beworben.
Wie in vielen Ländern des südlichen Afrikas konzentriert sich die Unterstützung der mosambikanischen Regierung vor allem auf einzelne große Privatunternehmen. Es wird nur nach und nach realisiert, welche Möglichkeiten dezentrale, unternehmerische Genossenschaften für die Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung bieten. Die Genossenschaft „4. Oktober“ konnte mit Hilfe der genossenschaftlichen Beratungsarbeit des DGRV erste Schritte dahingehend umsetzen. Sie dient nun in der Provinz Inhambane und darüber hinaus als Referenz für weitere landwirtschaftliche Produzentengruppen und Genossenschaften.
Der DGRV unterstützt seit Beginn des Projektes den aktiven Austausch zwischen der Partnergenossenschaft und anderen (vor-)genossenschaftlichen Gruppen. Ein aktiv gelebter nationaler und regionaler Süd-Süd-Austausch in der SADEC-Region ist ein wichtiger Aspekt in der nachhaltigen Entwicklung von Genossenschaften in Mosambik und der Region. Um das genossenschaftliche Potenzial für eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung besser ausschöpfen zu können, ist das geschilderte Fallbeispiel ein wertvoller erster Schritt. Auf lokaler Ebene muss über die Gründung neuer oder den Ausbau weiterer Primärgenossenschaften sukzessive ein genossenschaftliches Netzwerk der Zusammenarbeit entstehen. Parallel gilt es, mit Beratung übergeordneter Institutionen zunächst auf regionaler, dann auch auf nationaler Ebene genossenschaftliche Sekundärinstitutionen zu etablieren. Auch diese müssen mitgliedergetragen sein. „Ihren“ Genossenschaften auf der Primärstufe müssen sie bedarfsgerechte Dienstleistungen anbieten denn auch hier gilt: Eigentümer und Nutzer dieser mehrstufigen Genossenschaftsgruppe sind die Genossenschaftsmitglieder.
Regional- oder Zentralgenossenschaften erhalten nach dem Subsidiaritätsprinzip die Aufgabe, die Primärinstitute in ihrer Geschäftstätigkeit zu unterstützen und zu ergänzen. Eine wichtige Rolle unter den Sekundärinstitutionen kommt den Verbänden zu. Sie bieten den Mitgliedern, ihren gewählten Repräsentanten und Amtsträgern in den Genossenschaften Beratungs- und Trainingsdienstleistungen. Sie fungieren als genossenschaftliche Prüfungsinstitution mit der Aufgabe, eine Sektor-eigene Kontrolle („Selbstregulierung“) zur Sicherung einer effektiven Governance und Kontrolle in der Genossenschaftsgruppe aufzubauen und durchzuführen.
Der Weg dorthin ist weit. Aber durch die „bottom-up“ Entwicklung kann eine Genossenschaftsorganisation mitgliederorientiert wachsen und ihren Mitgliedern/Kunden bedarfsgerechte Dienstleistungen anbieten. Auch hier können aus BMZ geförderten Projekten des DGRV, z. B. in Indien, best practices verfügbar gemacht werden.