Biscate in Mosambik: Eine digitale Lösung bringt informellen Arbeitern mehr Jobs

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Der formale Arbeitsmarkt ist in Mosambik winzig. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von Gelegenheitsjobs und Dienstleistungen. Früher war es für sie schwierig, Kunden zu finden. Ein lokales Start-Up hat dafür eine digitale Lösung gefunden. Sie ist kostenlos und kommt ohne Internet, Daten und Smartphones aus. Die Wirkung ist groß.

Mit diesen Schildern werben informelle Arbeiter um Kunden. © Roger Jardine, 2023

Von Leonie March

© Roger Jardine

Leonie March berichtet als freie Journalistin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und deutschsprachige Printmedien aus dem südlichen Afrika. Sie ist Mitglied des Korrespondenten-Netzwerks weltreporter.net. Seit 2009 lebt sie in der südafrikanische Hafenmetropole Durban.

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Von RiffReporter

© Roger Jardine

Die Multimedia-Reportage erschien erstmals am 26.05.2023 bei RiffReporter, im Rahmen der Serie „Lessons from Africa“ über nachhaltige Entwicklungsziele und Tech-basierte Lösungen aus Afrika. Er wurde auf Englisch und Französisch übersetzt.

 

Das Projekt wurde gefördert von dem European Journalism Center, durch das Programm Solutions Journalism Accelerator. Dieser Fonds wird unterstützt von der Bill und Melinda Gates Foundation.

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Minoca Adau Macucule beugt sich über ihre Kühltruhe und holt einen Plastikbehälter mit Salgados heraus. Die gefüllten Teigtaschen gehören zu ihren Spezialitäten, ihre Kochkünste sind in der gesamten Nachbarschaft bekannt. „Wenn jemand einmal probiert hat, dann will er direkt, dass ich für die nächste Familienfeier koche“, erzählt die 29-Jährige. Sie lebt in Maxaquene, einem dichtbesiedelten Viertel der mosambikanischen Hauptstadt Maputo. Von ungeteerten Straßen aus führt ein Labyrinth schmaler Gehwege zu Häusern wie ihrem, gesäumt von Mauern, die die kleinen Grundstücke voneinander abgrenzen.

 

Köchin findet Kunden über die digitale Plattform

Macucule wohnt hier mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter. Sie teilen sich ein kleines Schlafzimmer, die Tür stößt fast an den Plastiktisch neben der Kühltruhe. Die Küche ist winzig: Zwischen Gasherd, einem kleinen Ofen auf einem Regal, Töpfen und Schüsseln, passen kaum zwei Personen. Macucule bereitet hier nicht nur die Mahlzeiten für ihre kleine Familie vor, sondern auch für Kund*innen. Und die wohnen nicht mehr nur in der Nachbarschaft. „Die Salgados bringe ich später zu einer Kundin in die Innenstadt“, sagt Macucule. Auf die Frage, woher sie die Frau kenne, zeigt sie auf ihr Smartphone.

 

Minoca Adau Macucule mit Tochter in ihrer Küche © Roger Jardine, 2023

Salgados für die Kundin in der Innenstadt © Roger Jardine, 2023

Macucule bereitet die nächste Lieferung vor © Roger Jardine, 2023

Macucules Nachbarschaft © Roger Jardine, 2023

 

Vor fünf oder sechs Jahren, so genau erinnert sich Macucule nicht mehr, traf sie zufällig auf Mitarbeiter eines Mobilfunkkonzerns, die für die digitale Plattform Biscate warben. „Diese Männer sagten, dass ich darüber mehr Arbeit finden könnte“. Zuerst war sie etwas skeptisch, aber dann ließ sie sich überzeugen. „Es gab viele Tätigkeiten zur Auswahl. Aber ich habe mich natürlich als Köchin registrieren lassen“. Das ging sogar mit einem altmodischen Handy – damals konnte sie sich noch kein Smartphone leisten. Sie tippte den Code ein, den ihr die Männer gaben, ihren Namen, Wohnort, Berufserfahrung und Ausbildung. „Sie erklärten mir, dass Kunden diese Informationen sehen und etwas bei mir bestellen können“, erklärt Macacule. Und so war es auch.

 

Jetzt verdiene ich mein eigenes Geld.

 

Unter den ersten war eine mosambikanische Firma, die Salgados für eine Betriebsfeier bestellte. Macucule betont, sie sei für den Job von der Firma sogar mit „einer richtigen Uniform“ ausgestattet worden. „Da wurde mir klar, dass das hier eine echte Chance ist“. Bis heute bekommt sie regelmäßig Anrufe von Neukund*innen, die sie über die Plattform gefunden haben, wer zufrieden war, empfiehlt sie weiter. Das Geschäft laufe wirklich gut, sagt Macucule. „Für die Leute in der Nachbarschaft habe ich oft umsonst gekocht. Jetzt verdiene ich mit dem Kochen mein eigenes Geld“.

 

Sobald sie sich mit ihren Kund*innen über den Preis geeinigt hat, bekommt sie die Hälfte als Vorschuss. Damit kauft sie die Zutaten ein und bezahlt die Fahrt mit einem Minibustaxi in die Innenstadt. Bezahlt wird ebenfalls mit dem Handy, über den mobilen Service M-Pesa, der in Kenia entwickelt wurde. Der Vorteil: dazu sind weder ein Bankkonto noch ein Smartphone notwendig. Beides ist in Ländern wie Mosambik keine Selbstverständlichkeit.

 

Zwei Viertel weiter, in Chamanculo, bereitet sich auch Mario Baptista auf seinen Arbeitstag vor. Der 26-Jährige repariert und wartet Klimaanlagen, die hier in den Subtropen in vielen Büro- und Privathäusern installiert sind. Nach einer technischen Ausbildung in einem Betrieb bekam er keine Arbeitsstelle und machte sich notgedrungen selbstständig. Glücklicherweise habe er direkt zu Anfang über das Radio von Biscate erfahren. „Mein Onkel, der früher den gleichen Job gemacht hat, musste viel Zeit dafür aufwenden, nach Kunden zu suchen. Für mich ist das einfacher: Die Kunden sehen mein Profil auf der Plattform und rufen mich direkt an“, sagt er.

 

Dienstleiter können über ein einfaches Auswahlmenu ein Profil erstellen. Das geht auch mit einem alten Handy. © Roger Jardine, 2023

Kunden wählen die gewünschte Dienstleistung und den Ort aus. Sie können die Profile der Arbeiterinnen sehen und erhalten mit einem Klick die gewünschte Telefonnummer. © Roger Jardine, 2023

Arbeiter wie Mario Baptista werden über SMS informiert, wenn Kunden ihren Kontakt angefordert haben. © Roger Jardine, 2023

Nachdem telefonisch ein Preis und Termin vereinbart wurde, packt Baptista seinen Rucksack und macht sich auf den Weg zur Arbeit. © Roger Jardine, 2023

Ich bin ein Alternativtext
Die Firma UX hat zwei digitale Plattformen entwickelt: Emprego und Biscate © Roger Jardine, 2023

Seit 2016 können Arbeiter*innen und Kund*innen Biscate nutzen. Knapp 70.000 Arbeiter*innen haben sich seitdem landesweit auf der Plattform registriert. Die Mehrheit von ihnen ist jünger als 35 Jahre. Die Plattform wurde vom mosambikanischen Start-Up UX Information Technologies entwickelt, das zuvor die App Emprego auf den Markt gebracht hatte, eine digitale Jobbörse: Firmen können dort offene Stellen inserieren, qualifizierte Arbeitssuchende ihre Profile hochladen. Doch damit werde man nur einem Bruchteil des gesamten Arbeitsmarkts in seiner Heimat gerecht, erklärt UX-Co-Gründer Tiago Borges Coelho. „In Mosambik leben 32 Millionen Menschen, 14 Millionen davon sind im erwerbstätigen Alter, aber es gibt nur etwa eine Millionen Arbeitsplätze“.

 

Viele Bürger*innen haben weder einen Schulabschluss noch eine formale Ausbildung. Damit bleibt ihnen nur der sogenannte informelle Arbeitsmarkt. „Das sind Arbeiter, die bei den Behörden nicht registriert sind, kein festes Einkommen und keine soziale Absicherung haben. Sie überleben von Gelegenheitsjobs“, so die Definition des Gründers. Dieser informelle Sektor ist in wenig industrialisierten, landwirtschaftlich geprägten Ländern besonders groß, in Mosambik stellt er Schätzungen zufolge über ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts dar. Er prägt den Alltag und das Stadtbild.

 

Zum informellen Sektor gehören auch Straßenhändler. © Roger Jardine, 2023

Andere bieten Dienstleistungen an, für die sie mit selbstgemalten Schildern werben. © Roger Jardine, 2023

Biscate bedeutet in der Umgangssprache Gelegenheitsjob. Arbeiterinnen und Arbeiter aus insgesamt 18 Berufsgruppen können ihre Dienstleistungen anbieten, beispielweise Schreiner, Schneider, Polsterer, Kosmetiker. Im Gegensatz zu ihren selbstgemalten Werbeschildern an Bäumen oder Mauern, sind ihre digitalen Profile landesweit sichtbar.

 

Ich bin ein Alternativtext
UX-Geschäftsführer Éder Paulo © Roger Jardine, 2023

Seit der Gründung gab es auf der Plattform über 314.000 Anfragen von Kund*innen, knapp 24.000 Jobs wurden abgeschlossen. Bei der Entwicklung sei es nicht darum gegangen, eine besonders schicke App zu bauen, sondern den Zugang zu der digitalen Plattform so leicht wie möglich zu gestalten, sagt UX-Geschäftsführer Éder Paulo. „Wir haben uns für die USSD-Technologie entschieden, weil sie die größte Reichweite hat“.

 

 
Über USSD können Nachrichten zwischen einem Mobiltelefon und einer Anwendung im Netzwerk gesendet und über einfache Auswahlmenus Einstellungen vorgenommen werden. Dazu braucht es keinen Internetzugang und keine Daten. Durch eine Partnerschaft mit einem der führenden Mobilfunkunternehmen kann das UX-Team diese Plattform sogar kostenfrei anbieten – für Arbeiter*innen und Kund*innen. Das ist zentral in einem Land wie Mosambik, das zu den ärmsten der Welt zählt. „Leider können wir trotzdem rund 40 Prozent der Bevölkerung nicht erreichen, die Ärmsten in unserem Land“, sagt Borges Coelho. Denn Schätzungen zufolge haben nur 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung überhaupt ein Mobiltelefon, von ihnen wiederum nur 20 Prozent Zugang zu Smartphones und Internet.

 

Mario Baptista gehört zu dieser Minderheit. Auf seinem Smartphone hat er die App installiert. So kann er sein Profil sehen und wie die Kund*innen seine Arbeit bewertet haben. Dafür gibt es drei Kriterien: Preis, Qualität, Tempo und eine Kommentarfunktion. Seine Kund*innen sind demnach äußerst zufrieden mit seiner Arbeit, sie loben unter anderem seine Professionalität. „Es ist sehr wichtig, dass ich gute Bewertungen bekomme. Das gibt mir Selbstvertrauen und ich bekomme mehr Kunden“, sagt er.
 

Biscate erleichtert Kunden die Suche nach Dienstleistern

Einer seiner Kunden ist João Paolo Meque. Er habe schon etliche Arbeiter über Biscate gefunden, für alle Arbeiten, die zuhause so anfielen, erzählt er. Nicht immer sei die Erfahrung so gut gewesen, wie mit Mario Baptista. „Aber generell sind dort nur Leute registriert, die wirklich Arbeit brauchen und auch auf Qualität Wert legen. Sie wissen, dass sie bewertet und nach diesen Bewertungen ausgewählt werden“, sagt Meque. Für Kunden wie ihn sei es dadurch wesentlich leichter, jemanden zu finden. Früher sei er auf die Empfehlungen aus seinem Bekanntenkreis angewiesen gewesen.

 

Maputo, Hauptstadt von Mosambik © Roger Jardine, 2023

Maputo liegt am Indischen Ozean. © Roger Jardine, 2023

 
Der 41-Jährige arbeitet in einer Kurierfirma und parallel dazu auch selbständig als Lieferfahrer. „Wenn ich selbst zu viel zu tun habe, buche ich einen Fahrer über Biscate“, sagt er. Dadurch gehen ihm keine Aufträge verloren und er schafft Arbeit für andere. In schlechteren Zeiten hat die App auch schon genutzt, um selbst Jobs zu finden. „Aber zurzeit läuft es so gut, dass ich es keinen Leerlauf gibt“, sagt Meque.

 

Weltbank bescheinigt das Wertschöpfungspotenzial

Eine Studie der Weltbank aus dem Jahr 2021 belegt die positive Wirkung von Biscate: Demnach hat sich das monatliche Einkommen der befragten Arbeiter*innen nach der Registrierung im Durchschnitt mehr als verdoppelt. Außerdem tendierten Kund*innen nun eher dazu, einen Biscateiro anzuheuern, statt diese Tätigkeiten selbst zu erledigen. Laut den Autori*innen der Studie weisen diese Ergebnisse auf „das Wertschöpfungspotenzial der Plattform für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt“ in Mosambik hin.

 

Das freut Tiago Borges Coelho natürlich, aber der 40-Jährige übt auch Kritik. Er hält nichts von einer „übertriebenen Erfolgsstory“, sondern mahnt dazu, realistisch zu bleiben. Daten seien für sein Team dazu da, um zu überprüfen, ob etwas funktioniere oder nicht. „Als wir uns diese Daten genauer angesehen haben, war klar, dass nicht etwa 70.000 Arbeiter ihr Einkommen verdoppelt, sondern 20 Prozent von ihnen das zehnfache verdient haben“. Sprich: nur ein kleiner Teil nimmt deutlich mehr Geld ein, für viele andere hat sich dagegen nichts oder kaum etwas verändert. „Das heißt, dass die Mehrheit nicht den vollen Nutzen aus unserer Plattform ziehen kann. Einerseits, weil es einfach nicht genug Arbeit für alle gibt, aber auch wegen der Biases der Algorithmen“, erklärt Borges Coelho.

 

Gerechtere Algorithmen

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UX-Co-Gründer Tiago Borges Coelho © Roger Jardine, 2023

Das System werde entsprechend ständig angepasst und verbessert. Als Beispiel nennt er die Tatsache, dass jene Arbeiter, die sich wie Mario Baptista schon vor Jahren registriert und entsprechend viele Bewertungen haben, ganz oben auf der Auswahlliste erscheinen. „Der Bias besteht darin, dass Kunden sich eher für einen solchen Arbeiter entscheiden, als für einen am Ende der Liste“, sagt er. Sein Team arbeite nun daran, neuen Arbeitern eine gerechtere Chance zu geben. Sie könnten beispielsweise für einen gewissen Zeitraum auf einen oberen Listenplatz rücken, um besser sichtbar zu sein.

 

Unter dem Strich sei sein Team aber natürlich sehr stolz auf das, was sie bereits erreicht hätten. „In der Summe erhalten die registrierten Arbeiter*innen jedes Jahr etwa 1,2 Millionen US-Dollar über unsere Plattform. Wenn man bedenkt, dass wir kein Betriebsbudget für Biscate haben, ist eine soziale Wirkung in dieser Größenordnung durchaus eine Leistung“, sagt der UX-Co-Gründer.

 

Biscate konnte GIZ als Partner gewinnen

Die Firma ist nun dabei, die Plattform auszubauen. Zwar können sich bereits Arbeiter*innen im ganzen Land registrieren, allerdings nur rund um die urbanen Zentren. „Wir wollen auch informelle Arbeiter in ländlichen Gegenden erreichen. Unsere Strategie besteht darin, erstmal zu recherchieren, welche Bedürfnisse die Menschen dort haben und welche Dienstleistungen für sie relevant sind“, sagt UX-Geschäftsführer Éder Paulo. Für dieses Vorhaben konnte die GIZ, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH als Partner gewonnen werden. Alexandra Oppermann leitet im GIZ-Büro in Maputo im Auftrag der Bundesregierung ein Projekt zur Förderung der Beschäftigung von Jugendlichen im ländlichen Raum. Sie sei von der Lösung, die Biscate bietet „sofort sehr begeistert gewesen“, weil damit auch „Leute unterstützt werden, sich stärker zu formalisieren und sich weiterzuentwickeln“.

 

Die USSD-Technologie ist besonders breitenwirksam

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GIZ-Projektleiterin Alexandra Oppermann © Roger Jardine, 2023

Ein Pilotprojekt findet nun in den beiden Provinzen Sofala und Nampula statt. Die GIZ habe dort zunächst eine Baseline-Studie durchgeführt, erzählt Oppermann. Das Ergebnis: Weniger als 10 Prozent der Leute dort haben ein Smartphone und angesichts der Armut können sich viele kein Prepaid-Guthaben leisten. „Sie nutzen dann in erster Linie die Taschenlampe und den Taschenrechner ihres Smartphones“, so Oppermann.

 

Hier kommt die USSD-Technologie ins Spiel. „Das ist eine Technologie, die in der Breite sehr wirksam ist, weil sie auch mit einfachen Handys funktioniert“, betont Oppermann. Voraussetzung sei, „dass die Menschen einen Zugang zum Mobilfunknetz haben“. Das Pilotprojekt konzentriere sich daher auf ländliche Gebiete, die wachsen und in denen auch eine gewisse wirtschaftliche Aktivität herrsche.

 

Natürlich sind auf dem Land auch andere Dienstleistungen gefragt als in den Städten. Die GIZ unterstützt UX dabei herauszufinden, welche Services dort konkret funktionieren könnten. Als Beispiel nennt Oppermann das Zurückschneiden von Cashew-Bäumen, mit dem sich der Ertrag für die Kleinbauern steigert. Das sei ein „sehr guter Job für Jugendliche“, weil er leicht zu erlernen sei und trotz der Saisonalität einen relativ großen Markt habe. „Da kommt Biscate als Plattform ins Spiel, damit Angebot und Nachfrage zueinander finden“, sagt Oppermann. Sie hofft, dass Jugendliche Biscate in Zukunft nutzen werden, um Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten zu finden. UX-Geschäftsführer Paulo spricht davon, das Angebot von derzeit 18 auf einhundert Berufsgruppen auszuweiten, die „auf die Bedürfnisse der Mehrheit informeller Arbeiter in Mosambik zugeschnitten sind“.

 

Arme Menschen wollen nicht wie Bettler behandelt werden.

 

Ich bin ein Alternativtext
Passanten und Händler in Manhiça © Roger Jardine, 2023

Diese Strategie zeichne vor Ort entwickelte Lösungen wie Biscate aus, fügt Tiago Borges Coelho hinzu. „Es ärgert mich, wenn große, internationale Entwicklungsprogramme einfach annehmen, was die Leute brauchen, ohne sie zu konsultieren“. Indem man sie als Hilfsempfänger und Begünstigte bezeichne, nehme man ihnen die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen. Anders verhalte es sich mit Unternehmen, die Produkte entsprechend der lokalen Bedürfnisse entwickeln. „So bekommen die Leute genau das, was sie brauchen. Auch arme Menschen wollen Konsumenten sein. Sie wollen nicht wie Bettler behandelt werden“, betont er.

 

Sein Team wolle zu einer entsprechenden Veränderung des Entwicklungssektors und der dort herrschenden Machtverhältnisse beitragen. Es könne nicht sein, dass internationale Hilfsorganisationen den Großteil ihres Budgets für Personal- und Reisekosten aufgeben würden. „Diese NGOs verdienen viel Geld mit unserer Armut“, sagt Borges Coelho. Außerdem habe er als Mosambikaner ein anderes Interesse daran, dass sich die Lebensbedingungen seiner Landsleute verbesserten, als jemand, der nur für ein paar Jahre aus dem Ausland entsandt werde. Entscheidend sei am Ende die messbare Wirkung und wie nachhaltig die angestoßenen Veränderungen im Alltag seien.

 

Mario Baptista vor seinem Haus. © Roger Jardine, 2023

Minoca Adau Macucule vor ihrem Haus. © Roger Jardine, 2023

 

Entsprechend interessiert ist das UX-Team an direktem Feedback von Kund*innen und Arbeiter*innen, um Biscate weiter zu verbessern. Mario Baptista wünscht sich beispielsweise eine Verbesserung der Kommentarfunktion. Denn immer wieder bekäme er auch Bewertungen von Leuten, für die er nie gearbeitet habe. Außerdem müsse die Plattform besser beworben werden. „Viele Leute wissen davon nichts“, sagt Baptista. Dabei biete die App einen Weg aus der Armut. „Ich habe so viel verdient, dass ich ein Haus kaufen konnte“, sagt er stolz. Er bezahle es zwar noch ab, aber viele andere könnten davon nur träumen.

 

Finanzielle Unabhängigkeit stärkt Frauen

Köchin Minoca Adau Macucule betont, dass es vor allem für Frauen wichtig sei ihr eigenes Geld zu verdienen. „Es ist schlecht, finanziell abhängig zu sein. Man muss dann um alles bitten, selbst wenn man nur etwas zu essen kaufen oder zum Friseur gehen will“, sagt Macucule. Sie konnte sich von ihrem Einkommen beispielsweise die Kühltruhe leisten. Als nächstes will sie in einen größeren Ofen investieren, um Backwaren wie Muffins anbieten zu können. „Mein Geschäft wächst nach und nach. Manchmal habe ich so viele Aufträge, dass ich eine Freundin bitte, mir zu helfen. Das Geld teilen wir uns dann“, sagt sie.

 

Vielleicht könne sie sich in Zukunft sogar ein eigenes Team leisten und dann als Kundin andere Biscateiros beschäftigen. Sie mache jedenfalls kräftig Werbung für die Plattform: „Ich sage, dass jeder, Frauen und Männer sich registrieren können. Sie müssen nicht für jemand anderes arbeiten, Jobs sind ja ohnehin schwer zu finden. Sie können über Biscate Arbeit finden und selbstständig Geld verdienen“. Ihre Erfahrung beweise, dass das möglich sei. Macucule greift nach ihrer Tasche und den eingepackten Salgados, nimmt ihre kleine Tochter auf den Arm und macht sich auf den Weg zu ihrer Kundin.

 

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Kokosnüsse, Digitalisierung und die Zukunft

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Mit ihrem Start-Up Kokari möchte Gründerin Ebun Feludu die Kokosnuss Wertschöpfungskette nach Nigeria bringen. Warum in ihrer Vorstellung zukünftig jede Kokosnuss-Palme ihren eigenen Namen trägt und welchen Beitrag Digitalisierung hierzu leistet, berichtet sie im Gespräch.

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Von der Staude zum Laufsteg – Bananenseide als Alternative

Ein Beitrag von Paul Kadjo

Die Textilindustrie trägt erheblich zur Umweltverschmutzung bei, da sie jährlich über 100 Milliarden Bekleidungsartikel produziert, was zu enormen CO2-Emissionen und Wasserverbrauch führt. Modedesigner Paul Kadjo setzt auf Bananenseide als umweltfreundliche Alternative, um die Textilproduktion umweltbewusster und sozial gerechter zu gestalten.

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Die Idee von Kaffee ganz aus Frauenhand

Ein Portrait von Allan Mubiru

Allan Mubiru steht vor einem Regal in Kigali, Ruanda, und entdeckt eine lokale Kaffeesorte. Er nimmt ihn, probiert ihn und ist begeistert. Eine Geschichte über einen Lebensmitteleinkauf, der zum Beginn einer erfolgreichen Geschäftsidee wurde.

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Neue Kampagane: "Armut ist sexistisch"

Interview mit Stephan Exo-Kreischer

Das ist der Maßstab für alle: Mehr Rechte für Frauen bilden einen entscheidenden Schlüssel im Kampf gegen extreme Armut und Hunger weltweit, sagt der Deutschland-Direktor von ONE. Die Organisation ist auf politische Kampagnen als Hebel für nachhaltige Veränderung spezialisiert.

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Ist die Weltgemeinschaft im Kampf gegen Hunger noch auf Kurs?

Interview mit Miriam Wiemers (Welthungerhilfe)

Der Welthunger-Index (WHI) 2020 zeigt: Die globale Gemeinschaft ist nicht auf Kurs, um das international gesteckte Ziel “Kein Hunger bis 2030” zu erreichen. Bei dieser derzeitigen Entwicklungsgeschwindigkeit werden etwa 37 Länder bis 2030 nicht einmal ein niedriges Hungerniveau erreichen.

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© AHA

Die Bauern selbst sind der Maßstab

Ein Beitrag von Andreas Quiring

Starke Bauern sind der Schlüssel für eine eigenständige nachhaltige Entwicklung. Dadurch können Sie ihre eigenen Interessen gegenüber Marktpartnern und der Politik wirkungsvoller durchsetzen. Soziale Innovationen können gemäß Andreas Quiring helfen, die tatsächlichen Bedürfnisse der betroffenen Bauern zum Maßstab zu machen.

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Kakaoernte

Mehr Wirkung trotz knapper Mittel

Ein Beitrag von Jochen Moninger

Nur mit Innovationen und einer entsprechenden Skalierung können wir den Hunger in der Welt wie geplant bis 2030 abschaffen. Das Geheimnis liegt im Teilen und Vernetzen von Ideen – und wurde von einigen Initiativen bereits gelüftet.

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Supermärkte im Menschenrechtscheck

Ein Beitrag von Dr. Franziska Humbert (Oxfam)

In seinem dritten Jahr zeigt der Supermarkt-Check der Organisation Oxfam vor allem einen klaren Trend auf: Es geht! Supermärkte im Norden können ihre bisherigen Geschäftspolitiken ändern und stärker auf die Rechte derjenigen Menschen in aller Welt ausrichten, die Lebensmittel anbauen und ernten. Es geht aber nicht ohne Druck. 

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Stimmen von der Basis

Ein Beitrag von Sarah D´haen & Alexander Müller, Louisa Nelle, Bruno St. Jaques, Sarah Kirangu-Wissler und Matteo Lattanzi (TMG)

Einblicke junger Landwirte in die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Ernährungssysteme in Subsahara-Afrika @CovidFoodFuture und Videotagebücher aus Nairobis informellen Siedlungen.

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(c) Thomas Lohnes / Brot für die Welt

Hype um Urban Gardening: Landwirte oder Hobbygärtner?

Ein Beitrag von Stig Tanzmann (Brot für die Welt)

Urban Gardening findet immer mehr Anhänger. Menschen, die sich als Teil einer grünen Bewegung sehen, legen auf städtischen Flächen Nutzgärten an. In Gegenden großer Armut im globalen Süden ist urbane Landwirtschaft Teil einer Ernährungsstrategie.

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Von Donald Trump zu Joe Biden: Eine neue US-Afrikapolitik?

Ein Beitrag von Jan Rübel

Nach vier Jahren Donald Trump im Weißen Haus ist Zeit für eine Bilanz: Welche Politik verfolgte die republikanische amerikanische Regierung gegenüber afrikanischen Regionen? Und was wird sich nach der Wahlentscheidung zu Gunsten Joe Bidens in der neuen Legislaturperiode ändern? Eine Bestandsaufnahme.

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Indonesien / Borneo, März 2000: Nördlich von Palangkaraya liegen inmitten der verwüsteten Landschaft die Basislager illegaler Holzfäller.(c) Christoph Püschner/Zeitenspiegel

Gesundheit ist ohne gesunde Ernährung nicht möglich

Ein Beitrag von Heino von Meyer (SEWOH)

Corona erschwert das Ziel einer Welt ohne Hunger bis 2030 noch mehr. Damit diese Perspektive nicht aus dem Blickfeld gerät, muss Deutschland international eine stärkere Rolle spielen - eine Zusammenfassung des Strategischen Begleitkreises der SEWOH.

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JOERG BOETHLING / GIZ

Kontinent im Aufwärtstrend

Ein Bericht von Dr. Agnes Kalibata (AGRA)

Partnerschaften für Afrikas Jahrhundert: Innovation und Führung als Treiber für Wachstum und Produktivität in ländlichen Gebieten.

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Herr Marí, was war los beim Alternativgipfel?

Ein Interview mit Francisco Marí (Brot für die Welt)

Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt beteiligte sich nicht am UNFSS Pre-Summit in Rom. Stattdessen nahm die Organisation an einem Gegengipfel teil, der zeitgleich stattfand. Ein Gespräch mit Francisco Marí über die Gründe, den Ablauf – und wie es nun weitergeht.

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UNFSS Pre-Summit: Was hat er gebracht?

Interview mit Martina Fleckenstein (WWF), Michael Kühn (WHH) und Christel Weller-Molongua (GIZ)

Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel: Zum ersten Mal richten die Vereinten Nationen einen Summit zu Ernährungssystemen aus. Im Interview ziehen Martina Fleckenstein, Michael Kühn und Christel Weller-Molongua gemeinsam Bilanz.

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Wie führt man eine Kampagne zu „Ernährungssystemen“ durch?

Interview mit Paul Newnham, den Direktor des Sustainable Development Goal (SDG) 2 Advocacy Hub.

Auf dem Vorgipfel in Rom ging es um die Umgestaltung der Ernährungssysteme. Wie bringt man das einer breiten Öffentlichkeit nahe? Fragen an Paul Newnham, der als Direktor des SDG 2 Advocacy Hub die Öffentlichkeitsarbeit der Gipfel betreut.

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Wie kann die Privatwirtschaft Lebensmittelverschwendung verhindern?

Interview mit David Brand (GIZ)

Vom Kreislaufsystem in Rwanda bis zur funktionierenden Kühlkette in Kenia: Das lab of tomorrow entwickelt mit einem Open-Innovation Ansatz Lösungen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.

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Vom Verlust zum sicheren Produkt - Innovationen aus Sambia

Ein Beitrag der GIZ

In Sambia begegnet man dem Problem der Nachernteverluste in der Erdnuss-Wertschöpfungskette mit innovativen Ansätzen. Das Rapid Loss Appraisal Tool (RLAT) der GIZ kann dabei helfen, weitere solcher Ansätze zu entwickeln.

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"Keine der drei Ampelparteien ist nahe am Pariser Abkommen."

Ein Interview mit Leonie Bremer (FFF)

Bei der Klimakonferenz in Glasgow demonstrierten Aktivist:innen zahlreicher Gruppen – mit dabei Leonie Bremer von „Fridays for Future“. Wie können Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit zusammengehen?

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Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit: Faire Stimmung auf der Jugendklimakonferenz

Bei der LCOY Deutschland, der lokalen Jugendklimakonferenz, werden Ansichten zu Klimaschutz aus allen politischen Spektren diskutiert. Die Fairactivists, ein Programm von Fairtrade Deutschland, waren mit einer Diskussionsrunde zum Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit dabei.

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Fünf Tipps zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung

Ein Listicle gegen Lebensmittelverschwendung

Ob Bananenbrot aus braunen Bananen, bewusste Einkaufspläne oder Foodsharing: Wir geben euch fünf Tipps wie ihr eure alltägliche Lebensmittelverschwendung reduzieren könnt.

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Die Agri-Food Map: Eine interaktive Karte zur Erkundung nachhaltiger Agrar- und Ernährungssysteme

Ein Beitrag der GIZ

Die komplexen Zusammenhänge der Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme sind oft nicht leicht zu verstehen - die Agri-Food Map, eine interaktive Online-App, trägt durch ein breites Spektrum an verständlich aufbereiteten Informationen dazu bei, die umfassenden Zusammenhänge zugänglich zu machen.

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Podcast: Den Hunger in der Welt gemeinsam bekämpfen

Kanzlerin Angela Merkel im Podcast

Zum Auftakt der Welternährungswoche rund um den Welternährungstag am 16. Oktober eine eindeutige Botschaft: Kanzlerin Angela Merkel betont, dass der Kampf gegen den weltweiten Hunger nur mit internationaler Verantwortung und Solidarität erfolgreich sein wird.

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Die Zukunft pflanzen

Ein Beitrag der GIZ

Die größte junge Generation Afrikas hat das Potenzial, die Landwirtschaft nachhaltig zu verändern. Junge Unternehmer*innen wie Febelsa in Mosambik bauen landwirtschaftliche Betriebe auf, die das lokale Wachstum fördern.

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