Die Idee von Kaffee ganz aus Frauenhand

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Vor ein paar Jahren steht Allan Mubiru vor einem Regal in Kigali, Ruanda, und entdeckt eine lokale Kaffeesorte. Er nimmt ihn, probiert ihn und ist begeistert. Eine Geschichte über einen Lebensmitteleinkauf, der zum Beginn einer erfolgreichen Geschäftsidee wurde.

Bei Angeliques Finest werden die Kaffeekirschen von Kleinbäuerinnen geerntet und verarbeitet. © GIZ, Denyse Uwera

Von Jan Rübel

Jan Rübel ist Autor bei Zeitenspiegel Reportagen, Kolumnist bei Yahoo und Reporter für überregionale Zeitungen und Zeitschriften. Er studierte Islamwissenschaft und Nahostgeschichte.

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Von Allan Mubiru

Allan Mubiru wurde in Uganda geboren und studierte Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen an der Makerere-Universität in Uganda. Er ist Mitbegründer der Kaffeekooperative und dort für das Sourcing und die Qualitätskontrolle zuständig. Gemeinsam mit dem Unternehmen Rwashoscco, das sich im Besitz von sechs ruandischen landwirtschaftlichen Genossenschaften befindet, entstand die Idee zu Angelique's Finest. Der Kaffee wird ausschließlich von ruandischen Kleinbäuerinnen angebaut, die sich unabhängig in den Genossenschaften organisieren.

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Ein Supermarktbesuch wurde zum Beginn einer erfolgreichen Unternehmensgründung: Allan Mubiru stand vor einem Regal in Kigali, Ruanda, und entdeckte eine lokale Kaffeesorte. Er nahm ihn, probierte ihn und war begeistert. Da muss mehr dahinter stecken, dachte er sich. „Damals arbeitete ich als Berater im Bereich Mikrofinanzierung für Klimaanpassungsprojekte“, erinnert er sich. Und er war eigentlich ein Teetrinker.

 

Doch Mubiru, 41, konnte nicht loslassen. Also suchte er den Kontakt zu den Herstellern, setzte sich mit ihnen zusammen - und wurde Mitbegründer von „Angelique's Finest“. Das Produkt: „Kaffee ganz aus Frauen­hand“. Die Bohnen stammen nicht nur von Frauenkooperativen, sie werden auch von ihnen verarbeitet. „Es ist erstaunlich. Diese Kleinbäuerinnen machen die harte Arbeit, haben aber selbst noch nie Kaffee getrunken“, sagt er. Mubiru, der aus Uganda stammt, dort Finanzmanagement studiert hat und als Berater nach Deutschland und schließlich nach Ruanda ging, schüttelt immer noch den Kopf über die Bedingungen. Nicht nur, dass das Rohmaterial meist nur ausgeliefert wird. Frauen sind auch deutlich unterrepräsentiert, obwohl sie die meiste Arbeit auf den Feldern leisten. Selbst die Mitglieder von Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen sind nur zu 17 Prozent weiblich. „Angelique's Finest“ wollte dies ändern. Dieser Kaffee wird ausschließlich von Frauen hergestellt.

 

„Je mehr man sich engagiert, desto größer ist das eigene Interesse“, erklärt er seine Beobachtungen. Deshalb gibt es bei den Kaffeebäuerinnen von Angelique's Finest auch keine Generationsprobleme, wie es im Kaffeeanbau sonst oft der Fall ist.

 

„Jüngere Menschen neigen dazu, diesen Zweig der Landwirtschaft zu meiden“, sagt Mubiru, „während wir ihm die Attraktivität verleihen, die er verdient“.

 

Heute trägt er ein grünes T-Shirt mit der Aufschrift „Angelique's Finest goes Blockchain“. Ein Hipster-Marketing-Gag? „Nein“, lacht Mubiru. „Die Bäuerinnen beteiligen sich tatsächlich an dieser Technologie, sie sammeln alle Daten über ihren Anbau und speisen damit ein Transparenz-Tool, INATrace. Das macht die Verwaltung einfacher, bietet Feedback-Möglichkeiten und vieles mehr.“ Für ihn ist diese Frauenkaffee-Kooperative ein Leuchtturmprojekt, das nicht nur das Bewusstsein schärft, die Wertschöpfungskette verlängert und 36 Prozent mehr Geld pro verkauftem Kilo im Vergleich zu verschenktem Rohkaffee bringt, sondern einen ganzen Sack voller Beiträge zur Transformation der Ernährungssysteme.

 

Der Finanzwissenschaftler und Start-up-Gründer glaubt nicht, dass man alles in der Wertschöpfungskette unbedingt selbst machen muss, „man kann auch Allianzen eingehen und outsourcen“. Das Wichtigste ist, dass die Frauen bei dem, was sie tun, die Oberhand haben.

 

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